Nicola O’Byrne: Nutze deine Fantasie – aber pass auf, was du dir wünscht!

Man kennt das ja vom Universum – da wünscht man sich etwas von ganzem Herzen, tritt es dann ein, hätte man es eigentlich doch lieber anders gewollt. Beim Wünschen sollte man sich immer ganz besonders gut überlegen, wie man es denn gerne hätte. Das muss auch der kleine Hase erfahren, dem gerade so langweilig war und der ausgerechnet den Wolf trifft, der ihm natüüüürlich sofort und gerne helfen möchte. Ganz raffiniert bringt er den Hasen dazu, sich mithilfe seiner Fantasie in die Falle zu begeben. Fast, denn im letzten Moment fällt diesem ein, dass er doch selbst der Held seiner eigenen Geschichte ist und sich von keinem dahergelaufenen Wolf vorschreiben lassen muss, zu was er seine Wünsche und seine Fantasie nutzt.

Endlich einmal wieder ein Bilderbuch, das sich traut, den Trampelpfad der Eintönigkeit zu verlassen. Und das ein Thema angeht, das man so nicht oft findet und dessen Vermittlung doch so wichtig ist. Schließlich ist es gut, wenn man schon als Kind lernt, dass man diejenigen, die einem Geist gehen, durchaus auf den Mond schießen kann. Und wenn es nur in der Fantasie ist.
3.7 Stars (3,7 / 5)

Judith Kerr: Mog und Bunny

Neu aufgelegt von Ravensburger ist der Kinderklassiker-Kater Mog ist wieder unterwegs. Der Bilderbuchkater, der in England ein Renner ist, hat auch hier auf dem Markt seine eingefleischten Fans. Diesmal bekommt Mog von seinem Herrchen Nicky ein Präsent. Ein kleines Plüschhäschen namens Bunny. Und Mog liebte Bunny vom ersten Augenblick an abgöttisch. Überall trug er ihn mit herum. Die Großen verstanden ihn nicht, wollten Bunny gar in die Mülltonne schmeißen, weil er irgendwann schon ganz abgegriffen war. Eines Abends kam Mog nicht nach Hause, obwohl es draußen stürmt. Die Kinder gehen ihn suchen. Und als sie ihn finden, sind sie nicht wirklich überrascht.
Die Zeichnungen sind sehr kindgerecht, die Katzenfigur ansprechend und die Geschichte so richtig was fürs Herz. Ein Bilderbuch, so wie es sein soll.
4.1 Stars (4,1 / 5)

Hans Christian Andersen: Die Schneekönigin

Es ist einer der wahren Klassiker, geschrieben von einem der wahren Meister: Die Schneekönigin verliert nie an Bedeutung und auch nie an Aktualität. Eines Tages zerbricht den Teufeln ein Spiegel und seine Splitter, überall verteilt auf der Erde, bringen böse und misstrauische Gedanken in die Herzen derer, die von ihnen erwischt werden. Eines Tages bekommt auch Kay Splitter ab. Einen ins Auge und einen direkt ins Herz. Er wird kalt, verändert sich total. Aber Gerda, seine Freundin, mag ihn trotzdem. Als Kay eines Tages wie vom Erdboden verschluckt ist, versucht sie ihn zu finden. Doch der Junge wurde von der Schneekönigin geraubt, von ihr in ihr eiskaltes Schloss entführt und Gerda muss einen langen und beschwerlichen Weg durch ihre Kindheit auf sich nehmen, bis sie in der Lage ist, ihren Freund zu befreien.
Gerda ist gut. Und deswegen findet sie auch immer jemanden, der ihr hilft. Und genau deswegen siegt sie letztendlich auch über die Kälte und kann Kay befreien. Da sie beide nach dieser langen Reise der Veränderung keine Kinder mehr sind, kommt es, wie es kommen muss.

Dieses Exemplar von Minedition ist besonders schön. Die Zeichnungen von Yana Sedova sind nicht unbedingt immer auf den ersten Blick kindgerecht, aber sie sind ausgezeichnet, wirken wie Träume.
3.9 Stars (3,9 / 5)

Paul Friester/Philippe Goosens: Heule Eule – Nein, ich lass niemand rein!

Wenn Mama sagt, dass keiner reindarf, dann lässt die kleine Eule auch keinen rein. Basta. Und wenn die Mama selbst vor der Tür steht. Man kann ja nicht wissen, ob sie es wirklich ist, oder? Doch zum Glück fällt dem klugen Raben noch eine Lösung ein: Schließlich gibt es Geheimnisse, die nur die beiden wissen – und böse Gangster oder gar Kinderdiebe nicht wissen können.

Das Thema dieses Buches ist richtig wichtig. Was aber irgendwie nicht so gut ankommt, auch bei den Kindern nicht, ist der Name der Eule. Die Heule Eule erleben wir hier nicht zum ersten Mal und bei ihrem Debüt mag der Titel noch gepasst haben, schließlich ging es da darum, dass die Heule Eule Trost brauchte. Aber in diesem Fall kommt es so rüber, als sei sie eine alte Heulsuse. Und das passt nicht. Denn die kleine Eule macht nur, was Mama ihr gesagt hat und was dadurch auf sie einstürmt, macht ihr verständlicherweise Angst.

3.4 Stars (3,4 / 5)

Cory Silverberg/Fiona Smyth: Wie entsteht ein Baby?

Dieses Buch ist eines von denen, die kleinen Kindern erklären sollen, wo sie herkommen. Sehr bunt gehalten, teilweise mit Figuren, die aussehen wie außerirdische Lichtgestalten mit Gebärmutter oder Samenzellen und mit Erklärungen, die dann doch wieder der Sache mit den Bienen in nichts nachstehen, versuchen Cory Silverberg und Fiona Smyth sich in der Aufklärung. Was gelinde gesagt, dann doch eher schiefgeht.

Getestet an fünfjährigen Kindern war das Ergebnis reine Ratlosigkeit. Schon allein an dem Punkt, an dem beschrieben wird, dass die Geburt Menschen „ganz doll“ wehtun kann. „Männern auch?“ ist da die logische Frage.

Trotzdem gibt es positive Aspekte: Die Zeichnungen über die Entwicklung des Kindes innerhalb der ersten Wochen sind anschaulich, der Tanz der Zellen zwar komplett übertrieben aber nah an der derzeitigen Forschung über die Informationen einzelner Zellen und deren Weitergabe und damit eine gute Gesprächsgrundlage für Fans des Body Mind Centering und auch die Tatsache, dass ein Kaiserschnitt ebenfalls erwähnt wird, ist gut und fällt aus dem Rahmen der üblichen Aufklärungsbücher. Das ist aber auch schon alles. Leider.
1.0 Stars (1,0 / 5)

Dr. Dominic Walliman/Ben Newman: Professor Astrokatz – Universum ohne Grenzen

Dieses Buch ist alles andere als nur für Kinder geeignet. Auch Erwachsene können hier schon allein beim Vorlesen eine ganze Menge lernen und/oder wiederholen. Man erfährt, wie man das Echo des Urknalls noch heute per Radio einfachen kann, wie eine Rakete funktioniert oder wie die ersten Raketen vor 1000 Jahren in China aussahen. Doch auch, wenn es für kleine und große Klugscheißer die perfekte Infoquelle ist, so ist dieses Buch doch noch viel mehr: Ein Schatz reich an Entdeckungen, ein Buch, das man nicht am Stück liest, sondern in dem man immer wieder stöbert und immer wieder etwas Neues, Spannendes entdeckt.

All diejenigen also, die sich schon immer für Sonne, Mond und Sterne sowie die Geheimnisse des Universums interessiert haben, sind hier bei Professor Astrokatz genau richtig. Einzig nicht so schön, aber das ist letztendlich Geschmacksache, sind das unhandliche Format und das raue Papier.
3.9 Stars (3,9 / 5)

Julia Volmert/Elke Broska: Ein Rucksack voller Glück

Das Auto muss in die Werkstatt und der geplante Ausflug fällt ins Wasser. Flo und Mia sind echt enttäuscht. Doch dann erzählt ihnen ihre Mama vom Glücksrucksack: Jeder Mensch, vom Baby bis zum Opa, trägt einen unsichtbaren Rucksack auf dem Rücken. Der eine ist schwer und voller Sorgen, drückt den Rücken des Betroffenen weit nach unten und lässt ihn traurig schauen. Ein anderer ist randvoll und wenn man glücklich verliebt ist, dann wachsen dem Rucksack sogar Flügel. Die Mama zeigt den beiden, wie man schlechte Gefühle durch gute ersetzt. Was man tun kann, damit der Rucksack wieder schön leicht wird.

Dieses Bilderbuch ist so, wie man es von Julia Volmert gewohnt ist. Allerdings fehlt es ein bisschen am Spannungsbogen. Irgendwie erwartet man sich mehr. Aber der Ansatz ist gut. Die Idee, die Seele als Rucksack darzustellen, den man beliebig füllen kann, macht das Thema deutlich anschaulicher und lang nicht so abstrakt wie es eigentlich ist.

Ein schönes Extra, ganz typisch für die Bücher aus dem albarello-Verlag, sind die Glückspostkarten im Buch. Wunderbar geeignet, anderen ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern und somit auch deren Glücksrucksack mit Positivem zu füllen.
2.9 Stars (2,9 / 5)

David McKee: Sechs Männer

Diese eindrucksvolle Geschichte, der es gelingt, schon kleinen Kindern den Ursprung von Kriegen zu erklären, zeigt, wie aus sechs friedlichen Männern in Nullkommnix sechs feindlich eingestellte Kriegsherren werden. Und immer geht es um Macht, Geld und Missverständnisse. Die Zeichnungen wirken in ihrer Art fast unschuldig, wie von Kinderhand gezeichnet stolzieren die kleinen Männchen durch das Buch und landen am Schluss genau da, wo sie hergekommen sind: auf der Suche nach einem Ort, wo sie in Frieden leben und arbeiten können.

Aktueller könnte das Buch kaum sein. Es reiht sich ein in eine ganze Anzahl von Büchern, die versuchen, den Krieg zu erklären. Keines der Lieblingsthemen von Kinderbuchautoren, aber teilweise extrem gut gelungen. Wie zum Beispiel auch „Rosa Weiß“, „Der rote Schuh“ oder „Akim rennt“.
3.4 Stars (3,4 / 5)

Géraldine Elschner/Antoine Guilloppé: Wie ein Wolf

„Um den Hals ein Band. Am Band eine Kette. An der Kette ein Pfahl, tief im Beton versenkt.“ Dieser Hund lebt wirklich wie ein Hund. Keiner traute sich zu ihm. War er doch wie ein Wolf. Dabei wollte er doch nichts anderes als über die Felder zu springen und eine freundliche Hand auf seinem Fell zu spüren. Doch dann kam er ins Tierheim und dort wurde es sogar noch schlimmer. Jetzt kam nicht einmal mehr das Tageslicht zu ihm. Alle hatten Angst vor dem vermeintlichen bösen Wolf. Alle, bis auf einen…

Diese Geschichte rührt einen ganz tief im Herzen. Die Bilder erinnern fast ein bisschen an einen Scherenschnitt. Sie sind klar und doch verwirrend in ihrer Art, in ihrem Perspektiven- und Größenwechsel. Ein typisches Minedition-Buch, nicht Mainstream, sondern etwas ganz Besonderes. Gewidmet ist es dem Unbekannten, der jeden Morgen so heulte.
5.0 Stars (5,0 / 5)

Giuliano Ferri: Das wundervolle Geschenk

Luca ist ein kleines Mäuschen und als er Geburtstag hat ist er ein wenig enttäuscht von dem Geschenk seines Großvaters. Ein kleines Säckchen voll mit Körnern? Was soll er denn damit? Aber dann zeigt der Opa ihm, wie man sich richtig um die kleinen Saatkörner kümmert, damit sie das bieten, was Luca versprochen wurde: dass er mit dem Geschenk rutschen, schaukeln und sich verstecken kann – und es am Schluss sogar verspeisen kann. Luca und seine Freunde kümmern sich daraufhin liebevoll um die kleine Saat und die geht auch bald auf. Und bietet den schönsten Kinderspielplatz, den man sich nur vorstellen kann.

Die Bilderbücher von Giuliano Ferri sind an sich schon ein Geschenk für Kinder und Eltern. Die Geschichten haben immer einen tieferen Sinn, die Zeichnungen sind wunderschön und die Moral der Geschichte ist immer glaubwürdig. Auch dieses Bilderbuch fällt eindeutig in diese Kategorie. Die Geschichte erinnert ein wenig an Hokuspokus Blumibus und hat doch ihren eigen Stil.
4.1 Stars (4,1 / 5)