Anke Stelling: Bodentiefe Fenster

Sandra ist 40 und wie viele ihrer Generation möchte sie die Welt retten – oder, sagen wir mal so, sie möchte zumindest dazu beitragen. Ihr Leben in einem alternativen Mehrgenerationenhaus ist ein Teil davon. Aber auch, wenn sie es nicht zugibt, es geht ihr auf die Nerven, darüber zu diskutieren, ob das Befüllen des Planschbeckens im Hof schon Ressourcenverschwendung oder noch vertretbar ist. Sandra macht zu viel, weil andere es wollen. Sogar ihre Kinder hat sie bekommen, weil sie es ihrer Mutter mal versprochen hatte. Ob sie mit der (Lebens-)Situation so wie sie jetzt ist, zufrieden ist, darüber erlaubt sie sich nicht, nachzudenken. Theoretisch. Denn praktisch macht sie 250 Seiten lang nichts anderes.

Nachgedacht wird überhaupt ziemlich viel in diesem Buch. Über sich selbst, den Mann, das Liebesleben der Freundinnen, über Hinz, Kunz, Gott und die Welt. Es passiert nicht viel und irgendwie hinterlässt dieses Buch letztendlich ein unbefriedigendes Gefühl. Denn oft drehen sich ja schon die eigenen Gedanken im Kreis und die möchte man mit einem guten Buch anhalten und nicht noch mit ein paar Anregungen zum Grübeln extra anschubsen. Man ist gewillt, bisweilen die Protagonistin aus ihren Szenen zu ziehen und ihr zu sagen, sie solle sich doch jetzt endlich mal zusammenreißen …

Eigentlich sagt einem schon die Aufmachung der Lektüre, dass man es hier nicht mit der puren Lebensfreude zu tun hat. Aber irgendwie hofft man auf echte Literatur, wenn man ein Buch wie dieses in der Hand hat – da allerdings wird man enttäuscht.

Anke Stelling ist eine sympathische Autorin mit durchaus guten (Dreh-)Büchern. Dieses Buch allerdings gehört nicht zu ihren Glanzwerken.
1.5 Stars (1,5 / 5)