Mariam Gates: Gute-Nacht-Yoga

Yoga ist im Trend. Keine Frage. Aber mal ganz abgesehen davon, ist Yoga etwas, das sich auch ganz besonders gut für quirlige Kinder eignet, um zur Ruhe zu kommen. Dieses wunderschön illustrierte Bilderbuch führt mit einer kleinen Geschichte durch die klassischen Figuren und nimmt für die einfache Umsetzung sozusagen „Kopfbilder“ zur Hilfe. Schon kleine Kindergartenkinder sind so in der Lage, die Übungen mitzumachen und auf diese Weise Abend für Abend mehr Standfestigkeit und Halt zu erleben – auch im übertragenen Sinn. Die verwendeten Figuren werden im Buch mit einfachen Worten erklärt und ganz zum Schluss gibt es noch eine Wolkenreise, bei der die Wolken alle Sorgen mit sich nehmen und das Kind langsam, aber sicher in den Schlaf gleiten lassen. Okay, das funktioniert nicht immer, vor allem  nicht immer gleich, aber wer das Gute-Nacht-Yoga über mehrere Wochen vor dem Schlafengehen mit seinem Kind „praktiziert“, wird schon bald Erfolge sehen. 

Die Amerikanerin Mariam Gates gehörte als Kind selbst zu den „Lass-das-Licht-an-und-die-Tür-auf und Bitte-nur-noch-ein-Glas-Wasser-ans-Bett-Schläfern“ – und genau deswegen ist es der Harvard-Pädagogin wichtig, Kindern schon früh Zugang zu ihren inneren Fähigkeiten zu vermitteln.

Isabelle Simler: Meine wilde Katze

Da muss jemand Katzen wirklich lieben – denn Isabelle Simler ist es gelungen, das Typische an all unseren Stubentigern einzufangen. Liebevoll, detailreich und mit dem Blick dahinter. Und das Ganze – ganz nebenbei – noch ergänzt durch auch für Erwachsene spannende Zusatzinformationen. Unsere ach so harmlosen Stubentiger sind echte Jäger, kleine Wildkatzen und Meister der Täuschung – nach diesem Buch ist es spätestens jedem klar, mit wem er es hier zu tun hat. Ein Buch nicht nur für Kinder, sondern auch für Katzenliebhaber – oder solche, die es werden sollen.

Nele Moost/Annet Rudolph: Alles Ostern!

Der kleine Rabe Socke ist echt erstaunt: Er wusste gar nicht, dass aus kleinen Samen großes Gemüse wachsen kann. Oder dass man einfach eine Kartoffel in die Erde stecken kann und dann ganz viele neue daraus wachsen. Da hat er gleich ziemlich viel zu tun – doch leider vermehren sich seine Spielsachen in der Erde nicht, egal, wie gut er sie gießt. Aber dann erntet er doch noch etwas, das äußerst nützlich für ihn ist.

Dieses kleine Frühlings- und Osterbilderbuch rund um den beliebten Raben mit der rot-weißen Socke ist so goldig, wie man es von dem Schwarzgefiederten gewöhnt ist. Und ganz wunderbar als Osterergänzung zu all der Schokolade im Nest geeignet.

Yu Hongcheng: Hen-Hao, das kleine Küken

Vom ersten Knacks im Ei bis zu dem Zeitpunkt, an dem Hen-Hao sich gegen den Hahn auf dem Hof behaupten muss, kann man hier die Entwicklung des Kleinen beobachten. Wie er lernt, dass das Leben hart sein kann, was Feinde anrichten können und dass Mamas meist doch irgendwie recht hatten. Und einen irgendwann loslassen müssen.

Wie von Minedition gewohnt, ist das Bilderbuch etwas anders als andere Bilderbücher. Es ist detailgetreu, sehr realistisch und eignet sich auch für Erwachsene Hühnerliebhaber gut, man kann ewig in seinen Bildern versinken.

Julia Klee/Franziska Harvey: Lilly Osterhase – eine für alle, alle für eine!

Auf der Butterblumenwiese ist richtig was los: der alljährliche Osterhasen-Wettbewerb steht an mit den Disziplinen Schnellhoppeln, Körbchenheben, Hasenturnen und Eierbemalen. Wobei hier ganz eindeutig Salvador Hasi vorne liegt. Doch dann taucht plötzlich ein Wiesel auf und die Stimmung kippt. Bis die kleine Lilly Puschel das Ganze in die Hand nimmt.

Dieses Bilderbuch hat die Freundschaft zum Thema. Und zwar nicht die einfache Form. Sondern die, bei der man über seinen Schatten springen muss, um sie zu gewinnen. Also die, die meist ein Leben lang hält.

Erhard Dietl: Billy mit den Bambusbeinen

Das kleine Insekt Billy darf seinen ersten Flug antreten. Stolz zieht Billy los, um gleich mal auf ziemlich viele Angeber zu treffen. Der eine bildet sich was ein auf seine Punkteflügel, der andere auf seine starken Beine und wieder einer ist tatsächlich so schön, dass es kaum zu überbieten ist. Da kann man schon mal neidisch werden – bis Billy merkt, dass jeder, aber wirklich jeder etwas hat, was andere auch gern hätten. Und bei ihm sind das die schlanken, langen Bambusbeine. Also kehr er zufrieden mit sich selbst zu seinen Eltern zurück und freut sich sicher schon jetzt auf seinen nächsten Flug.

Der Olchi-Autor hat hier ein ganzes Bilderbuch darüber gereimt, wie wichtig es ist, sich auf seine eigenen Qualitäten zu besinnen und damit das Vertrauen in sich selbst zu stärken. Und wie gewohnt, macht es Spaß, nicht nur die Texte zu lesen, sondern das Gesamtwerk zu genießen. Mit allen seinen Einzel- und Eigenheiten.

Stephan Pricken: Monster!

Es ist ein typischer Wochenend- bzw. Feiertagsmorgen: alles unter einem Meter ist bereits hellwach, die Eltern wollen dringend weiterschlafen und nehmen dabei auch so einiges in Kauf. So ist es auch bei Joscha, nur dass seine Eltern ihm dummerweise nicht glauben, dass Monster im Haus sind. Um sein Kaninchen zu beschützen, stürzt sich der Kleine todesmutig ins Erdgeschoss – und lernt die Schrankkrabbler kennen. Ziemlich unflätige Wesen ohne Benehmen, die eigentlich nur auf der Durchreise sind und letztendlich schlimmer aussehen als sie sind. Das Chaos allerdings, das sie anrichten, das wird Joscha in die Schuhe geschoben …

Dieses Bilderbuch spaltet die Leserschaft. Da sind zum einen die, die begeistert „nochmal“ rufen, wenn man es vorgelesen hat und die sich freuen, dass es nun endlich eine Erklärung gibt, warum es, wenn die Eltern dann doch endlich mal aufstehen, immer so verwüstet aussieht und zum anderen die, die sich fragen, was der Zweck eines solchen Buches sein soll. Die Eltern nehmen weder die Ängste des Kindes wahr, noch fragen sie sich, warum ihr sonst so braves Kind einen solchen Saustall anrichtet … diese Monster haben irgendwie nichts Niedliches an sich und werden auch was den pädagogischen Wert angeht, von anderen Bilderbuchmonstern um Längen übertroffen.

Katarina Macurova: Theo der Floh

Theo der kleine Floh lebt mit seinem Opa auf einem Affenrücken und liebt es, wenn der alte Flohmann von seinen Abenteuern erzählt. Wer hat schon in acht Minuten einen Zebraschwanz umrundet oder war auf einem Schneehasen unterwegs? Theo will auch ein Abenteurer sein und macht sich auf an einen Ort namens Löwe, an dem die Haare so lang werden wie eine Million Flöhe nebeneinander. Und als er von dieser Exkursion zurückkommt, hat er einiges zu erzählen. Nur leider nichts Spannendes

Ganz ehrlich … bei einem Bilderbuch wie diesem fragt man sich: Warum? Gibt es eine pädagogische Aussage? Sind die Bilder besonders schön? Die Geschichte spannend, lustig, lehrreich oder wenigstens irgendetwas davon. Leider nein. Eher hat man Mitleid mit dem armen Affen, dessen Flohwohnort schon ganz kahl ist.

Huppertz/Ryans: Herr Hepperlin und die vergessenen Schuhe

Schuster sterben aus. Sie machen bestenfalls heute Schlüssel nach, pappen Sohlen auf industriell gefertigte Massenware und verkaufen Schnürsenkel – so wie Bents Vater. Doch einen Kunden hat er noch, der Wert legt auf maßangepasste Schuhe: Herr Hepperlin. Er kommt regelmäßig mit seinen Schuhen vorbei. Und immer bringt er Bent ein Stück Eiskonfekt mit, aus dessen Papier dieser dann bunte Sterne bastelt.

Doch eines Tages, es wird schon langsam Winter, wundern sich Bent und sein Vater. Wo bleibt nur Herr Hepperlin? Es dauert nur Tage, bis sie sich richtig Sorgen machen. Der Vater telefoniert nach, sie gehen zur Wohnung des alten Mannes … nichts. Doch da hat Bent eine Idee …

Dieses Bilderbuch handelt von alten Werten: Verlässlichkeit, Vertrauen, Sicherheit und dem Kümmern umeinander. Und damit von Werten, die gerade in Zeiten wie diesen wieder auftauchen.

Karen Young/Norvile Dovidonyte: Hey, du bist großartig

Angst ist nichts für Feiglinge und wenn man sie ganz genau betrachtet, ist es eigentlich die großartige Reaktion eines besonders fürsorglichen Gehirns. Das sich durch die richtige Atemtechnik auch ganz einfach wieder beruhigen lässt. In diesem Bilderbuch geht es der Angst an den Kragen: Sie wird erklärt und zwar so, dass man es auch verstehen kann. Die Vorgänge im Körper, die durch Furcht entstehen, bekommen so einen Namen und verlieren schon allein dadurch etwas von ihrem Schrecken. Allerdings ist es kein Buch, das man einem Kind einfach in die Hand drücken kann – stattdessen braucht es Zeit, um es gemeinsam durchzugehen und am besten am Schluss auch die eine oder andere angehängte Achtsamkeitsübung zu machen. Die Autorin ist Psychologin und bringt auf ihrer Website www.heysigmund.com ihr Fachgebiet äußerst anschaulich und verständlich rüber – allerdings nur auf Englisch, denn sie lebt in Australien.