Andreas Steinhöfel: Paul Vier und die Schröders

In der Ulmenstraße, da geht es korrekt zu. Da hat alles seine Ordnung und die einzigen Probleme, die hier vorherrschen, sind die Fragen nach Gelingen des Kaffeekränzchenkuchens und nach dem, was wohl die Nachbarn sagen. Und die haben einiges zu sagen, als die Schröders einziehen.

Wagt es da doch tatsächlich eine alleinerziehende Frau mit vier Kindern die Fassaden der umliegenden Häuser zu erschüttern. Wo gibt’s denn so was, allein das ist ja schon asozial, da ist man sich schnell einig. Und dann auch noch mit Kindern, die sich reichlich seltsam verhalten und Namen tragen, die von Lea und Max genauso weit entfernt sind wie der Mond von der Erde. Dass sie zusätzlich eine Schlange als Haustier haben, macht die Sache nicht besser. Die Schröders müssen weg, da sind sich alle einig. Alle bis auf Paul und seine Mutter, die das Leben im Rahmen der Scheinheiligkeit schon lange satt hat.

Paul mag die Schröders und vor allem mag er Delphine. Er rettet ihre kleine hellsichtige Schwester beim Schlafwandeln, durchschaut die fiesen Tricks der Nachbarn und versucht, der außergewöhnlichen Familie zu helfen. Dabei kommt er dahinter, dass Delphines Mutter todkrank ist und eigentlich nur wollte, dass ihre Kinder in einer Umgebung aufwachsen, die kinderfreundlich, sicher und normal ist. Nur leider muss sie schnell erkennen, dass normal oft spießig ist und spießig durchaus gefährlich werden kann. Schließlich droht alles, was sich dem nicht anpasst, den Schleier zu lüften und das wahre Ich der Spießer zu offenbaren.

Ein Hörspiel für Jungs und Mädchen, das sich gekonnt kritisch mit unserer Gesellschaft auseinandersetzt und eine wunderbare Gesprächsgrundlage über den äußeren Schein bietet. Spannend aufgebaut, gut umgesetzt und irgendwie viel zu kurz.
4.0 Stars (4,0 / 5)