Anja Freudiger: Ein Koffer voller Mama-Momente

Mama, Papa, Bertil und die kleine Elsa sind eine Familie wie aus dem Bilderbuch. Doch in diesem Bilderbuch ist es nicht so, wie es sein sollte. Denn Mama ist krank, sehr krank. Und ihre Zeit im Krankenhaus eine große Herausforderung für die ganze Familie. Bertil ist wütend, dass Mama zu den Ärzten muss und nicht bei ihnen sein kann. Und traurig, sehr traurig. Denn egal, was Oma oder Papa machen, es ist gut, aber nicht so gut, wie das, was Mama macht. Das fängt beim morgendlichen Aufwecken an und hört bei der abendlichen Gute-Nacht-Geschichte auf. Doch Bertil hat eine Idee: Als Mama zu einem „Krankenhausurlaub“ für ein paar Tage zu ihrer Familie kommt, sammelt er mit ihr gemeinsam Mama-Momente.

Die Vorstellung, dass er diese wohl noch sehr häufig brauchen wird, macht den (Vor-)Lesenden traurig. Aber die Kinder sind begeistert von dieser Idee und die Gespräche, die sich daraus ergeben, was ihre Mama-Momente seien, sind äußerst interessant. Und ergeben Blickwinkel, die man vorher gar nicht vermutet hätte. Bei dieser Geschichte bekommt man einen kleinen Eindruck davon, wie Kinder darunter leiden, wenn die Eltern nicht mehr stark und vom Leben unbesiegbar sind, sondern verletzlich und schwach. „Und obgleich sie nicht verschweigt, dass Kinder dem Schicksal oft ohnmächtig gegenüberstehen, zeigt sie auch, dass sie die Kraft entwickeln können, ihr Erleben unmittelbar zu verbessern“, heißt es bei einem Gutachten der Stiftung Gesundheit. Dem ist an dieser Stelle zum Thema Resilienz nichts mehr hinzuzufügen.

Das Buch aus der Reihe „Kids in Balance“ sollte weder in Kindertagesstätten noch in Krankenhausbibliotheken oder Beratungsstellen fehlen. Auch, wenn es durchaus an manchen Stellen hätte noch ehrlicher sein dürfen.
3.2 Stars (3,2 / 5)