Prof. Dr. Markus Egert/Franz Thadeusz: Ein Keim kommt selten allein

Man mag es sich ja lieber nicht so ganz genau vorstellen, das ist ähnlich wie mit dem Bett und den Milben, aber es ist nun mal so: Wir leben in unserem Körper mit Millionen von Mikroben zusammen. Unsere Umgebung ist voller Bakterien (allein in einem Küchenschwamm sind nach einer Woche 54 Milliarden pro Kubikzentimeter) und Pilze und würden wir noch denken wie in den Siebzigern, dann könnten wir ohne Desinfektionsspray keinen Schritt machen. Doch erfreulicherweise ist inzwischen klar, dass diese vielen kleinen Wesen um uns herum uns in der Regel nichts Böses wollen. Im Gegenteil, viele von ihnen sorgen dafür, dass es uns gutgeht – wie zum Beispiel all die Darmbakterien, deren Auswirkungen man erst so langsam auf die Schliche kommt. Oder auch die Bakterien, die beim Küssen übertragen werden: Es sind Millionen.

Dieses Buch ist zum einen schlimmer als jeder Thriller – man kann nie mehr ins Fitnessstudio gehen, ohne es überall wimmeln zu sehen – zum anderen aber merkt man schnell, dass hier Menschen schreiben, die den Mikrokosmos im Makrokosmos zu schätzen wissen. Die wissen, dass die chemische Keule zwar zunächst Bakterien, Viren und anderes Getier tötet, aber uns damit auch schadet. Von Antibiotika wussten wir das schon, bei Putzmitteln war uns das bisher nicht bewusst. Das heißt jetzt nicht, dass man nach der Lektüre dieses Buches nie mehr putzt, das heißt aber, dass man sich Gedanken darüber macht, ob man Hygiene in Zukunft nicht völlig anders definieren sollte. „Und zwar als Wissenschaft und Lehre vom aktiven Mikroben-Management – und nicht nur als das Abtöten von Keimen zur Vermeidung von Krankheiten.“

Andrea Flemmer: Arthrose

Man muss nicht alt sein, um unter dauernden Gelenkschmerzen zu leiden. Da genügen schon erbliche Vorbelastung, der falsche Sport in Kindheit und Jugend und die falsche Ernährung, um täglich massive Schmerzen durch Arthrose auszulösen. Und gerade diese Schmerzen, behauptet die Autorin, Diplom-Biologin und Ernährungswissenschaftlerin, kann man reduzieren. Die Maßnahmen, die dazu notwendig sind, beschreibt sie in diesem Ratgeber. Neben der richtigen Bewegung und Nahrungsmitteln, die genau auf die Verschleißerscheinung abgestimmt sind, gibt es vor allem zahlreiche Gewürze und Heilpflanzen, die in der richtigen Dosierung entscheidende Verbesserungen bringen. Dr. Andrea Flemmer hat das Rad mit diesem Buch nicht neu erfunden – aber das war auch gar nicht ihr Ziel. Stattdessen hat sie leicht verständlich gut erklärt, auf was es ankommt und wie man für sich entscheidet, ob eine Operation wirklich der richtige Weg ist.

Frei nach ihrem Motto: Diagnose Arthrose – so helfen Sie sich selbst!

Corinna Leibig: Der kleine Bauchweh

Kleine Kinder haben häufig Bauchweh und nur selten steckt wirklich der Bauch an sich dahinter. Stattdessen muss das große Ganze betrachten. Im Bauch und zwar im – wie die Yogabesteigerten so schön sagen – Sonnengeflecht treffen sich sehr viele Nerven und gehen einem Kind aus irgendeinem Grund die Nerven durch, dann bekommt es Bauchweh. So wie der kleine Bauchweh – die Hauptperson dieses Buches, das sich für alle Kinder eignet, auch für therapeutische Zwecke.
Was könnte hinter dem Bauchweh liegen, fragt sich das kleine blaue Wesen. Ist er verliebt? Hat er einen Magen-Darm-Virus? Waren es zu viele Runden in der Achterbahn? Hat es gestern zu viel gegessen und liegt ihm das jetzt im Magen. Oder liegt ihm etwas anderes im Magen? Wut? Angst? Ärger?
Gott sei dank gibt es ja den großen Bauchweh, der kennt sich da aus. Und verordnet erst einmal eine Kuschelrunde ….

Typisch für Bücher dieser Art, aber eben auch sehr hilfreich für Eltern und Erzieher sind die Anmerkungen der Autorin am Ende des Buches. Wobei die Kommunikationsdesignerin, die Kinder in herausfordernden Lebenssituationen mit ihrem Projekt „kreativ macht stark!“ unterstützt, nichts schönredet, sondern stattdessen Tipps für schwierige Situationen gibt – schließlich ist auch ein Kinderleben nicht immer nur ein Zuckerschlecken.

Anja Freudiger: Ein Koffer voller Mama-Momente

Mama, Papa, Bertil und die kleine Elsa sind eine Familie wie aus dem Bilderbuch. Doch in diesem Bilderbuch ist es nicht so, wie es sein sollte. Denn Mama ist krank, sehr krank. Und ihre Zeit im Krankenhaus eine große Herausforderung für die ganze Familie. Bertil ist wütend, dass Mama zu den Ärzten muss und nicht bei ihnen sein kann. Und traurig, sehr traurig. Denn egal, was Oma oder Papa machen, es ist gut, aber nicht so gut, wie das, was Mama macht. Das fängt beim morgendlichen Aufwecken an und hört bei der abendlichen Gute-Nacht-Geschichte auf. Doch Bertil hat eine Idee: Als Mama zu einem „Krankenhausurlaub“ für ein paar Tage zu ihrer Familie kommt, sammelt er mit ihr gemeinsam Mama-Momente.

Die Vorstellung, dass er diese wohl noch sehr häufig brauchen wird, macht den (Vor-)Lesenden traurig. Aber die Kinder sind begeistert von dieser Idee und die Gespräche, die sich daraus ergeben, was ihre Mama-Momente seien, sind äußerst interessant. Und ergeben Blickwinkel, die man vorher gar nicht vermutet hätte. Bei dieser Geschichte bekommt man einen kleinen Eindruck davon, wie Kinder darunter leiden, wenn die Eltern nicht mehr stark und vom Leben unbesiegbar sind, sondern verletzlich und schwach. „Und obgleich sie nicht verschweigt, dass Kinder dem Schicksal oft ohnmächtig gegenüberstehen, zeigt sie auch, dass sie die Kraft entwickeln können, ihr Erleben unmittelbar zu verbessern“, heißt es bei einem Gutachten der Stiftung Gesundheit. Dem ist an dieser Stelle zum Thema Resilienz nichts mehr hinzuzufügen.

Das Buch aus der Reihe „Kids in Balance“ sollte weder in Kindertagesstätten noch in Krankenhausbibliotheken oder Beratungsstellen fehlen. Auch, wenn es durchaus an manchen Stellen hätte noch ehrlicher sein dürfen.
3.2 Stars (3,2 / 5)