Gernot Gricksch: Morgens in unserem Königreich

Nur wenige verstehen es wie Gernot Gricksch, sowohl Männer als auch Frauen zu faszinieren mit ihren Geschichten. Auch diese ist wieder für beide Geschlechter geeignet. Es geht um Arne, die durch das Zusammenkommen einiger ungünstiger Umstände ausgerechnet bei den Zeugen Jehovas unterschlüpfen muss. Eine andere Welt, eine andere Denkweise – und doch irgendwie faszinierend für den jungen Mann, der normalerweise seine paar Kröten in einer Würstchenbude in der Nähe der Rotlichtmeile verdient und sonst am allerwenigstens mit Menschen zu tun hat, die so viel anhaben, so viel denken und so vehement überzeugt sind von etwas, was ihm wie ein völliger Unsinn erscheint. Aber da ist eben auch Johanna, die zwar bis dato nie an ihrem Glauben und vor allem der dazugehörigen Gemeinschaft gezweifelt hat, die aber auch nie wirklich hineingepasst hat.

Arne öffnet ihr die Augen und zwar nicht nur darüber, sondern auch gleich noch über ihren Verlobten Matthias – und sie hilft ihm, sein Leben wieder auf die Reihe zu bringen. Und setzt damit einiges aufs Spiel.

Das Thema Zeugen Jehovas ist extrem gut gewählt, denn darüber weiß man in der Regel wenig. Die Einblicke, die Gricksch einem in die Glaubensgemeinschaft gibt, mögen nicht komplett authentisch sein, aber sie sind sicher überzeugend. Dass er wie fast immer den richtigen Ton trifft, dass seine Bücher echtes Filmpotenzial haben und die reinsten Pageturner sind – das weiß man und da wurde man auch diesmal nicht enttäuscht. Leichte Lektüre mit tiefem Hintergrund.
4.7 Stars (4,7 / 5)