Gernot Gricksch: Morgens in unserem Königreich

Nur wenige verstehen es wie Gernot Gricksch, sowohl Männer als auch Frauen zu faszinieren mit ihren Geschichten. Auch diese ist wieder für beide Geschlechter geeignet. Es geht um Arne, die durch das Zusammenkommen einiger ungünstiger Umstände ausgerechnet bei den Zeugen Jehovas unterschlüpfen muss. Eine andere Welt, eine andere Denkweise – und doch irgendwie faszinierend für den jungen Mann, der normalerweise seine paar Kröten in einer Würstchenbude in der Nähe der Rotlichtmeile verdient und sonst am allerwenigstens mit Menschen zu tun hat, die so viel anhaben, so viel denken und so vehement überzeugt sind von etwas, was ihm wie ein völliger Unsinn erscheint. Aber da ist eben auch Johanna, die zwar bis dato nie an ihrem Glauben und vor allem der dazugehörigen Gemeinschaft gezweifelt hat, die aber auch nie wirklich hineingepasst hat.

Arne öffnet ihr die Augen und zwar nicht nur darüber, sondern auch gleich noch über ihren Verlobten Matthias – und sie hilft ihm, sein Leben wieder auf die Reihe zu bringen. Und setzt damit einiges aufs Spiel.

Das Thema Zeugen Jehovas ist extrem gut gewählt, denn darüber weiß man in der Regel wenig. Die Einblicke, die Gricksch einem in die Glaubensgemeinschaft gibt, mögen nicht komplett authentisch sein, aber sie sind sicher überzeugend. Dass er wie fast immer den richtigen Ton trifft, dass seine Bücher echtes Filmpotenzial haben und die reinsten Pageturner sind – das weiß man und da wurde man auch diesmal nicht enttäuscht. Leichte Lektüre mit tiefem Hintergrund.
4.7 Stars (4,7 / 5)

Gernot Gricksch: Die Bank der kleinen Wunder

Es sind die kleinen Geschichten, die das Leben schreibt, die uns am meisten zu Herzen gehen. Sie wie die Geschichte einer unscheinbaren Parkbank, die zur Klaviatur des Lebens zu gehören scheint. Ein Supermodel, ein Mann, der seine große Liebe über Jahrzehnte in sich verschließt, eine junge Frau, die wie durch ein Wunder vor dem sicheren Tod bewahrt wird oder ein Großstadtsingle, der von heute auf morgen zum Vater wird – all diese Lebensgeschichten sind auf faszinierende und Griksch-typische Weise miteinander verbunden. Kitschig wird er nie, gefühlvoll schon.

Gernot Griksch ist ein inzwischen häufig verfilmter Autor. Wotan Wilke Möhring, Hauptdarsteller seines letzten Films, schwört auf ihn und seinen Stoff. Wobei „Die Bank der kleinen Wunder“ ganz sicher bisher zu seinen besten Büchern zählt. Und das will etwas heißen.

Eine Neuauflage mit einigen Geschichten-Extras und einem deutlich besseren Cover.
5.0 Stars (5,0 / 5)