Melanie Grässer/Eike Hovermann: Gelassen durch die Babyzeit

Eltern fehlt es heute an Vorbildern. Das Projekt Kind lebt damit nicht von der Erfahrung, sondern muss mithilfe von Ratgebern unterstützt werden. Das ist, wenn man deren Stellenwert nicht zu hoch hängt, sicher nicht verkehrt. Denn auch die Ratschläge, die man aus dem Familien- oder Freundeskreis bekommt, sind meist sehr subjektiv und oftmals auch nicht von einem Kind aufs andere übertragbar. Letztendlich müssen alle Eltern ihren eigenen Weg finden und wenn sie ein wenig auf ihre Intuition vertrauen, geschieht das auch relativ schnell und sie werden DIE Experten für ihr eigenes Kind.
Bis dahin ist es gut, wenn man sich einen Ratgeber sucht, der von vielen Autoren lebt. Denn nur dann kann man sicher sein, nicht einfach auf den verlängerten Arm der Subjektivität hereinzufallen. Aus diesem Blickwinkel ist ein Ratgeber wie dieser nicht der Schlechteste. Von der Hebamme über die Physiotherapeutin, vom Logopäden bis zum Jugendamtsleiter sind hier viele Meinungen eingegangen ins Ganze. Und die sind meist recht vernünftig. Weder werden Mütter vorverurteilt, die nicht stillen, noch werden unsinnige „Schlafprogramme“ unterstützt. Die üblichen Widersprüchlichkeiten, zum Beispiel beim Thema Ernährung, sind aber auch hier zu spüren. Hier gilt es einfach, seinen eigenen Weg zu finden und sich darüber klar zu werden, dass niemand so genau weiß, was richtig und was falsch ist und dass das, was heute als richtig gilt, gerade bei der Babyernährung morgen schon wieder falsch sein kann. Schade ist, dass auch diese Autoren es nicht lassen konnten, Kinderentwicklung in Tabellen zu quetschen – wobei sie diese aber immerhin gleich wieder relativieren und mit Beispielen aus eigener Erfahrung ins rechte Licht rücken. Besonders erwähnenswert ist die Tatsache, dass bei diesem Ratgeber nicht alles ins rosahellblaue Licht gerückt wird. Und zwar mit genau der Ehrlichkeit, die notwendig ist, um frischgebackenen Eltern zu zeigen, dass sie nicht alleine sind mit ihren auch mal negativen Gefühlen und wann sie sich Hilfe von außen holen sollten. Ohne sich dafür schämen zu müssen.
Ein Babyratgeber, der wirklich aus der Reihe sticht und jungen Eltern nur empfohlen werden kann.
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