Mitch Albom: Nur einen Tag noch

Wenn ein Mensch stirbt, bleibt oft eine unglaubliche Leere. Und Verzweiflung. Unter anderem deswegen, weil man diesem Menschen nie mehr das sagen kann, was man ihm vielleicht schon immer mal sagen wollte. Dass man ihn liebt, zum Beispiel, dass man ihm dankbar ist, vielleicht auch, warum man wütend war, als man sich zuletzt gesehen hat. Wenn man gläubig ist, kann man noch auf den Himmel oder das Nirwana hoffen, wenn man allerdings Charles „Chick“ Benetto heißt und die Romanfigur von Mitch Albom ist, dann bekommt man schon früher eine zweite Chance.

Eigentlich wollte er sich umbringen, dieser Charles Benetto. Seine Ehe war im Eimer, seine Tochter wollte ihn nicht bei ihrer Hochzeit dabei haben, seine Mutter war tot. Verzweiflung pur. Doch statt im Jenseits zu landen, macht er einen Ausflug in die Zwischenwelt und bekommt Gelegenheit, noch einen Tag mit seiner Mutter zu verbringen. Ein Tag, der Benetto die Augen öffnet.

Das Buch zieht den Leser in seinen Bann. Vielleicht, weil man sich im tiefsten Inneren schon immer genau das gewünscht hat, was Chick erleben darf. Sicher aber auch, weil Mitch Albom mal wieder den richtigen Ton getroffen hat. Einfühlsam und doch ein kleines bisschen spöttisch. Besonders gut gelungen sind die Rückblicke in Charles Kindheit. Albom fängt genau die Momente ein, die Kränkungen beinhalten, die verwirren und verändern. Ein Buch, das man nicht mit ins Bett nehmen sollte, wenn man am nächsten Morgen früh aufstehen muss!
4.6 Stars (4,6 / 5)