Tracey Garvis Graves: Annika Rose und die Logik der Liebe

Noch vor gar nicht langer Zeit hätten die meisten einfach nur gesagt, Annika spinnt ein bisschen. Die junge Frau hat nämlich zahlreiche Eigenarten, die sehr seltsam anmuten. Sie ist nicht gern unter Leuten, fremde Situationen machen ihr Angst, Routine gibt ihr Halt. Routine und das Schachspiel, in dem sie komplett aufgeht. Ihre einzige Freundin Janice hilft ihr, die aufgrund ihrer Verhaltensmuster jahrelang zuhause unterrichtet wurde, sich auf dem Uni-Campus zurechtzufinden. Und bewahrt sie vor dem Gespött der anderen. Sie ist es auch, die den Schachclub auftut und Annika den Weg dorthin ebnet. Endlich hat die junge Frau einen Ort, der ihr Sicherheit bietet. Und an dem Jonathan auftaucht und ihr Leben durcheinanderwirbelt. Die beiden führen eine gute Beziehung – bis Jonathan beruflich weg muss und Annika nicht in der Lage ist, ihm zu folgen. Ihre Wege verlieren sich. Doch wie so oft im Leben treffen auch Annika und Jonathan sich ein zweites Mal …

Dieser Roman der New-York-Times-Bestseller-Autorin Tracey Garvis Graves behandelt ein Thema, das immer mehr an die Öffentlichkeit drängt: Autismus bzw. seine Facetten. Annika Rose leidet unter ihrer  Autismus-Spektrum-Störung und findet ihre Mitmenschen meistens verwirrend, bisweilen sogar beängstigend. Sie tut sich schwer damit, das Verhalten anderer richtig einzuordnen und braucht den Schutz derer, die es gut mit ihr meinen. Jonathan ist, genau wie Janice, eine wichtige Stütze. Wie sehr sie ihn liebt, wird ihr allerdings erst dann bewusst, als sie ein zweites Mal im Begriff ist, ihn zu verlieren.

Wirklich gerecht wird der Roman seiner Protagonistin trotzdem nicht. Wer es liest, und nicht mehr über Autismus weiß, wird schnell denken, dass dem Begriff „strange“ einfach nur ein anderer Name gegeben wurde. Statt die Handlung gegen Ende extrem dramatisch, aber auch sehr unglaubwürdig werden zu lassen, wäre es vielleicht besser gewesen, sich tiefer mit den Facetten dieser Entwicklungsstörung zu beschäftigen.