Ulrich Wickert: Gauner muss man Gauner nennen

Der wohl beliebteste und auch bekannteste Journalist Deutschlands sinniert vier CDs lang über die Sehnsucht nach verlässlichen Werten. Über Zivilcourage, über die Deutschen an sich und über ihr Verhältnis zu ihrer Vergangenheit – Ulrich Wickert fordert auch diesmal wieder den realistischen Umgang mit der Ehrlichkeit.

„Alt ist nicht altmodisch“, „Lob der Höflichkeit“ und „Die Macht des Einzelnen“, das sind nur wenige Überschriften der Themenkapitel, mit denen sich der Kommentator beschäftigt. Ulrich Wickert lässt sich in gewohnt zynischer Manier über Dinge aus, die eigentlich selbstverständlich sein sollten, es aber leider nach wie vor nicht sind. Es macht Spaß, ihm zuzuhören. Er bringt genau das auf den Punkt, was man sich schon lange mal gedacht hat, aber entweder nie aussprach oder auch nie wusste, dass man es genau so gerne mal aussprechen wollen würde. Und ganz egal, wo er anfängt zu denken, er landet immer wieder bei einem Fazit: Gauner muss man auch Gauner nennen dürfen!

Der Mittsechziger Wickert bringt seine Lebens- und Welterfahrung komplett ein und zwar mit seiner bewundernswert rotzigen Art, bei der die kompliziertesten Zusammenhänge ganz einfach erscheinen. So ist es, genau so – denkt man beim Zuhören. Und man fragt sich, warum das nicht jeder erkennt, vor allem die nicht, die in Deutschland immer noch einen „Sanierungsfall“ sehen.
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