J’étais derrière toi – so lautet der Originaltitel des französischen Bestsellers. Und der trifft den Inhalt und die Aussage des Buches deutlich besser. Ero dietro di te – mit diesen Worten fängt es nämlich auch an….
Und gleich dieser erste Satz zieht einen hinein ins Geschehen. Der Ich-Erzähler unterhält sich mit dem Leser. Und zwar dermaßen authentisch, dass man das Gefühl hat, in einer verrauchten Bar zu sitzen, einem gutaussehenden Freund gegenüber, der verloren in der Kaffeetasse rührt und sich einfach einmal alles von der Seele reden muss.
Schließlich hat er echt Probleme. Er ist mit Alexandrine verheiratet, einer dominanten, temperamentvollen Farbigen, die ihre eigenen Unsicherheiten durch Gepolter überspielt. Er hat zwei Kinder und er hat seine Frau betrogen. Und die hat sich gerächt. Etwas, das weder an den beteiligten Personen noch an der Beziehung spurlos vorübergehen kann. Etwas, das man trotzdem als fast alltäglich bezeichnen könnte. Und das zwangsläufig zum „Rosenkrieg“ führen muss.
Der Mann braucht eine Auszeit und findet doch prompt in Italien eine neue Liebe. Alice ist das Gegenteil seiner Frau und sie wird zu seiner Seelenverwandten. Doch wer hat gesagt, dass es einfach sei, seine Familie zu verlassen?
Mann, der kann einem echt leid tun. Zwischendrin mal. Ansonsten schwankt man – zumindest als weiblicher Leser – zwischen Fassungslosigkeit, Mitleid mit den Frauen und einem gewissen „Ätsch“ hin und her. Und das „Ätsch“ gilt abwechselnd allen drei Protagonisten. Dem Mann, der Ehefrau und der Geliebten. Denn sie alle sind Charaktere, die von Nicolas Fargues so geschaffen wurden, dass keiner von ihnen der absolute Sympathieträger ist.
Es ist – wie es auf dem Umschlag so schön heißt – „Nichts als die banale Geschichte einer Trennung und einer neuen Begegnung“. Stimmt. Vielleicht ist es aber genau deswegen so lesenswert.
(4,3 / 5)