Tim Anderson: Japaneasy

So einfach ist die japanische Küche – das zumindest möchte uns der Autor Tim Anderson nahebringen, der zunächst mal alle möglichen Gegenargumente entkräftet, bevor er in die Thematik wirklich einsteigt. Der Autor ist Gewinner der BBC-Serie Master-Chef und Miteigentümer eines japanischen Restaurants in London und nach einigen Jahren in Japan weiß er genau, wovon er spricht.

Tim Anderson erklärt, welche Zutaten man braucht, wo man sie am besten herbekommt und wie der richtige Reis beschaffen sein sollte. Und dann beginnt er ganz sanft, mit kleinen Gerichten, die man gut mit westlichem Essen kombinieren kann. Und begibt sich dann immer tiefer in die Geheimnisse der japanischen Küche. Ein bisschen beeindruckend ist es zunächst schon, dieses immens dicke Buch. Aber, wenn man sich langsam heranwagt, kommt am Schluss ein phantastisches Menü heraus.

Robert Munsch/Marta Holzhausen: Ich lieb‘ dich für immer

Dieses Bilderbuch sollten sich Eltern zuerst alleine ansehen und dann entscheiden, ob ihr Kind in der Lage ist, es zu verkraften. Denn es thematisiert das Leben an sich. Kommen und Gehen, aber auch Vergehen. Anhand der Beziehung eines Sohnes zu seiner Mutter. Die ihm von klein auf versichert, wie lieb sie ihn hat. Doch „Ich lieb dich für immer“ – ist ein Versprechen, das schwer zu halten ist … auf der einen Seite. Auf der anderen Seite wird Mutterliebe gesät und oft erst sehr viel später im Leben geerntet.

Das Buch ist schön gemacht, die Zeichnungen ansprechend, aber man sollte stabil sein, auch als Erwachsener. Sonst können einem schon mal die Tränen in die Augen schießen.

Hans Hopf: Kinderträume verstehen

Wir alle verarbeiten in unseren nächtlichen Träumen, das, was wir erlebt haben bzw. was uns beschäftigt. Doch wir Erwachsenen erleben in der Regel lang nicht so viel wie unsere Kinder – die sich täglich mit einer Menge Neuem auseinandersetzen müssen. Was sich auch in ihren Träumen zeigt. Die Erzählungen am Morgen sind meistens spannend – und so manches Mal zeigen sich auch ängstliche Aspekte. Dieses Buch zielt darauf ab, Eltern, Erziehern und Lehrern Traumbilder zu erklären und Deutungen nahezubringen – psychologische Vorkenntnisse sind dafür eigentlich nicht notwendig. Der Kinder- und Jugendtherapeut Hans Hopf hat zahlreiche Beispiele gewählt und interpretiert diese. Er zeigt altersbedingte Gemeinsamkeiten genauso auf wie ganz typische Muster bei Problemen. Und fasst zum Schluss einfach verständlich zusammen, was die Wissenschaft über die Träume von Kindern und Jugendlichen weiß. Auch Fachbegriffe werden noch einmal gut verständlich erklärt.

Ein Buch, das sich nicht nur für Laien, sondern auch als Hintergrundwissen für Fachleute eignet. Wobei es durchaus vorkommen kann, dass diesen das Buch zumindest in Auszügen sehr bekannt vorkommt. Es gab schon einmal eine Ausgabe in den Neunzigern – allerdings mit einem fürchterlichen Cover.

Olli Merbeth-Brandtner: Pau und die Wut

Pau ist drei Jahre alt, fast vier, vielleicht auch älter. Er mag viele Dinge nicht. Zum Beispiel, wenn sie sagen, er sei noch zu klein oder schon zu groß. Und wenn so einiges zusammenkommt, dann bekommt Pau so eine Wut im Bauch und die muss raus. Und dann braucht Pau jemanden, der ihn in den Arm nimmt. Und futsch, ist sie weg, die Wut …

Dieses Buch ist zwar prinzipiell für jedes Kind geeignet, aber eigentlich hat es einen pädagogischen Stellenwert. Wie fühlt sich Wut an, was macht sie mit mir und welche Farbe hat sie eigentlich – das Kind, mit dem man dieses Buch liest, soll seine Gefühle reflektieren. Und so lernen, sie wahrzunehmen, einzuordnen und zu verarbeiten. Entsprechend allen Büchern dieser Art hält auch dieses am Schluss ein paar Worte für die Erwachsenen bereit. Diese hier allerdings gehen tiefer als üblich, versetzen sich noch mehr ins Kindliche. Damit die Erwachsenen es auch verstehen.

Olli Merbeth-Brandtner hat sechs kleinere Geschwister, selbst zwei Kinder. Dieses Buch ist entstanden, nachdem sein drittes Kind gestorben ist. Denn Wut kann auch eine mögliche Reaktion auf Verlust sein.

Jane Goodall: Die Schimpansen-Kinder von Gombe

Dieser Fotobildband über Schimpansen-Kinder und ihre Familien geht einem ganz nah. Die Tiere leben in Tansania in einem Nationalpark und werden präsentiert von Jane Goodall – der berühmten Affenflüsterin. Der Frau, die uns erst richtig klargemacht hat, wie nah dies Tiere uns sind. In ihrem Aussehen, aber vor allem in ihrem Verhalten. Sie sind sehr viel klüger als lange Zeit gedacht wurde, sie sind sozial und wie jede Spezies vor allem auch schützenswert.
Die Forscherin begann ihre Karriere 1960, indem sie viel Zeit allein im Urwald verbrachte. Zunächst hatten die Schimpansen Angst vor ihr – sie hatten nie zuvor einen „weißen Affen“ gesehen, aber irgendwann gewöhnte sich die Affenbande an die damals noch junge Frau und ließ tiefe Einblicke in die internen Strukturen zu.
Jane Goodall nimmt ihre jungen Leser mit auf eine Reise in den Gombe-Nationalpark und zeigt ihnen in direkter Ansprache und dominiert von wunderschönen Fotos ihre „affige“ Welt. Eine Bereicherung für jedes Bücherregal.

Chosen – Die Bestimmte/Das Erwachen

Jared. Ich verfluche seine Gabe, zu mir in Gedanken sprechen zu können.

Wer ist Jared, was hat es mit dem Geheimnis auf sich, das er Emma anvertraut, welche Rolle spielt ihr Vater und kann sie Aidan wirklich trauen – das sind die entscheidenden Fragen, die Emma in beiden Chosen-Büchern umtreiben. Das Szenario ist düster, die Gefühle leidenschaftlich, die Geschichte nur bedingt vorhersehbar.
Doch zurück auf Anfang: Emma soll in ein Internat für Hochbegabte. Glaubt sie. Denn in Wahrheit ist dieses Internat ein Sammelsurium an speziellen Fähigkeiten. Und das passt zu Emma, denn sie ist eine Emotionentaucherin. Eine, die die Gefühle anderer spürt wie ihre eigenen. Eine Gabe, die ihr gefährlich werden kann. Ihre Mutter wusste das und warnte sie schon früh: Nimm nie etwas von einem anderen Menschen an, ohne dich zu fragen, wie er dir schlimmstenfalls damit schaden könnte. Und dann überlege, ob du bereit bist, diese Gefahr einzugehen….

Liest man den einen Teil, dann braucht man den zweiten. Man will wissen, wo dieses Intrigenspiel rund um Liebe und Verrat hinführt. Der Fantasy-Roman hat vor allem für die jugendliche weibliche Zielgruppe einen wahren Magnetcharakter – auch, wenn man sich bisweilen ganz schön konzentrieren muss, um bei all diesen Raben und Falken nicht durcheinander zu kommen.

Besonders cool: das Cover!