Linda Wolfsgruber: Fisch!

Dass die Bilderbücher aus dem Nord-Süd-Verlag nicht zum Mainstream gezählt werden können, ist nichts Neues. Und dieses hier reiht sich ganz typisch in die von dort herausgegebenen Titel ein. Mit ‚Fisch!‘ ist der Autorin ein Buch gelungen, das fast ausschließlich durch seine Bilder lebt. Wobei diese sich erst auf den zweiten Blick enorm voneinander unterscheiden. Es geht um eine kleine Otterbande, die sich gezielt auf einen großen Fischfang vorbereitet. Wasser bereitstellt, Gewürze sammelt und sich voller Vorfreude aufmacht, den dazugehörigen Fisch zu fangen. Aber dann kommt alles anders…

Zum Vorlesen ist dieses Bilderbuch kaum geeignet, es sind mehr Ausrufe als Sätze, auf die Linda Wolfsgruber hier zurückgreift. Dafür eignet es sich umso besser, um sich lange mit den Bildern und ihren Aussagen zu beschäftigen. Und mit diesem unerwarteten Ende, das gerade kleinere Kinder entzücken und trösten wird.
3.5 Stars (3,5 / 5)

Mach was draus!

Die Weihnachtsferien, in denen die Welt regelmäßig stillzustehen scheint, sind optimal dazu geeignet, mal wieder gemeinsam zu basteln. Schöne Anregungen dafür findet man in diesem Buch von Katja Enseling und Ruth Niehoff. Und zwar lauter Ideen, für die man nicht erst extra zu einem gut sortierten Bastelladen muss, sondern die man mit all dem ausführen kann, was man sowieso meistens zuhause hat. Recycling-Basteln nennen es die Autorinnen. Eine Hundetasche aus Papptellern, ein Großmaulkrokodil aus einem Eierkarton, einen Luftballonflitzer oder leuchtende kleine Lampions aus Klorollen…die Ideen der Autorinnen sind einfach, aber trotzdem total genial. Die Basteleien dauern nicht allzu lange, überfordern also auch die Geduld der der Kleineren nicht und die Ergebnisse können sich sehen lassen. Auch mal als Geschenk für die Oma oder als Idee für einen Kindergeburtstag. Wobei die Anleitungen bildlich und einfach erklärt sind. Bastelbücher gibt es viele, solch gute eher weniger. Einziger Kritikpunkt: Das Format ist etwas unhandlich. 4.0 Stars (4,0 / 5)

Grosser/Hebrock: Opas Engel

Bei Opa Rudi ist es ruhig geworden, seitdem seine geliebte Frau Frieda gestorben ist. Ein Engel ist sie jetzt, da ist sich der alte Mann sicher. Kinder und Enkel sind weit weg, sein Weihnachten wird eher einsam werden. Denkt er. Denn plötzlich fällt ein Engel vom Himmel. Erst hält Rudi ihn für eine verunglückte Weihnachtsgans, aber schnell wird ihm klar, wen er da vor sich hat. Die beiden verbringen eine ganz wunderbare Vorweihnachtszeit zusammen – beziehungsweise auch mit Ruth, der netten Nachbarin, die Rudi sehr gerne mag. Und die natürlich nicht erfahren soll, mit welchem himmlischen Weihnachtsboten sie hier die Zeit verbringt…

„Opas Engel“ ist ein nach Coppenrath-Art aufgemachtes edles Bilderbuch – und genau das Richtige für die Tage rund um Weihnachten. Zum Runterkommen. Zum Nachdenken. Als Hoffnungsschimmer.

Das Winterweihnachtshäkelbuch

Für alle, die noch schnell ein persönliches Geschenk suchen oder aber auch die Weihnachtsfeiertage nutzen möchten, um sich mal wieder handwerklich zu betätigen und noch nach schönen und machbaren Anleitungen suchen, ist dieses Buch genau das Richtige.
Weihnachtswichtel, Christbaumkugeln, Sterne und Engel – es scheint nichts Weihnachtliches zu geben, was man nicht häkeln kann. Über 50 winterliche und gut fotografierte Häkelprojekte werden geboten. Sogar ein Hexenhäuschen ist dabei. Und viele Gelegenheiten, um auf attraktive Art und Weise seine Wollreste mal zu verbrauchen.

Die Anleitungen sind so gehalten, dass der Großteil auch von Anfängern nachgearbeitet werden kann. Und bei manchen Dekoideen können sogar fortgeschrittene Häkler noch etwas lernen. Pfiffig.
4.0 Stars (4,0 / 5)

Dani Atkins: Der Klang deines Lächelns

Charlotte hat schon fast ihr ganzes Leben lang Angst vor Ally. Ally, die erste Liebe ihres Mannes David, die Frau, die dieser nie vergessen konnte und die, so hat sie es empfunden, immer wie ein drohendes Damoklesschwert über ihrer Beziehung schwebte. Doch irgendwann war Ally verdrängt, lebte Charlotte ihr glamouröses Leben mit David. Nur getrübt von der Tatsache, dass sie das Kind, das sie sich so sehr von ihm wünschte, wohl nie bekommen würde. Charlotte kompensiert die Traurigkeit darüber mit Arbeit und das funktioniert bis genau zu dem Moment, in dem Davids Herz versagt und er auf der Intensivstation liegt. Einer Intensivstation, auf der noch ein weiterer Mann um sein Leben kämpft: Joe. Allys Ehemann und Vater eines kleinen Jungen.
Das Wiedersehen der beiden Frauen unter so bedrückenden Umständen lässt beide erst vorsichtig umeinander herumtänzeln. Doch im Verlauf der schrecklichen Stunden des Wartens kommen sich die beiden ehemaligen Freundinnen wieder näher. In kleinen, eingeschobenen Rückblicken, wird der Leser über die Szenen im Leben der beiden informiert, die zu dem geführt haben, was heute ist.
Joe, der, selbstlos wie er immer schon war, einen kleinen Jungen und dessen Hund vor dem Ertrinken gerettet hat, wird darüber sein eigenes Leben verlieren. Als das klar ist, muss Ally eine wichtige Entscheidung treffen und es ist nicht zuletzt ihr Sohn, der den Ausschlag dafür gibt, das Richtige zu tun.
Die Momente in dem Krankenzimmer, in denen die Familie gezwungen ist, sich von einem geliebten Menschen, dem Sohn, dem Mann und vor allem auch dem Vater zu verabschieden, sind so rührend und zu Herzen gehend, dass nur ein Stein den Tränen widerstehen könnte. Dani Atkins ist es wieder einmal gelungen, ein Buch zu schreiben, das man kaum aus der Hand legen möchte. Das einen regelrecht dazu zwingt, sich mit seinen Gefühlen auseinanderzusetzen und das das dringende Bedürfnis auslöst, sofort zu seinen Kindern zu laufen und diese fest in die Arme zu schließen.
Die Autorin, 1958 geboren, lebt in Hertfordshire. „Der Klang deines Lächelns“ reiht sich perfekt ein in die bereits von ihr erschienenen Romane. Denn sowohl „Die Achse meiner Welt“ als auch „Die Nacht schreibt uns neu“ sind Bücher, die zu Herzen gehen. Und das, ohne auch nur einen Moment kitschig zu werden.
4.0 Stars (4,0 / 5)

Jean-Paul Sartre: Das Spiel ist aus

Eve liebt ihre kleine Schwester Lucette und sie hasst ihren Mann, der sie nur wegen ihres Geldes geheiratet hat und nun versucht, sie loszuwerden, um sich an die Jüngere ranzumachen. Eve durchschaut das Spiel, kann sich aber nicht mehr wehren. Andre schafft es, sie zu vergiften. Im gleichen Moment, in dem Eve stirbt, wird auch Pierre ermordet. Der Widerstandskämpfer, Revolutionär mit Leib und Seele und im Gegensatz zu der eleganten und reichen Eve ein Mann aus einfachen Verhältnissen, stirbt durch die Hand eines Verräters.

Kurz danach begegnen sich Eve und Pierre in der Rue Laguenesie – dem Übergang zur Schattenwelt. Sie sind tot, handlungsunfähig, was das Leben angeht, können sich aber frei bewegen und dem zusehen, das sie hinterlassen haben. Die Totenwelt ist gleichgültig gegenüber dem Leben, aber die beiden Protagonisten wollen das so nicht akzeptieren. Sie kämpfen gegen die Hoffnungslosigkeit – doch ohne Hoffnung. Eve quält sich wegen Lucette, die unbedarft ins gleiche Schicksal rennt wie sie selbst, Pierre erkennt mit Entsetzen, dass seine Genossen im Begriff sind, in eine tödliche Falle zu laufen.

Schnell realisieren die beiden, dass sie sich lieben bzw. geliebt hätten. Denn es lag ein Irrtum vor. Sie bekommen eine zweite Chance. Müssen dabei aber 24 Stunden lang ihre Liebe über alles andere stellen.

Auf den ersten Blick wirkt die Geschichte einfach, logisch und überschaubar. Doch tatsächlich finden sich unter dieser Oberfläche Verflechtungen zwischen Eve und Pierre, die zwangsläufig zu einem unheilvollen Ende führen müssen. Beide versuchen, gegen das Unvermeidliche anzukämpfen und enden in direkter Verbindung zueinander – ohne wirklich verbunden zu sein. Ein wunderschöner Klassiker der Moderne, erschienen 1947 unter dem Titel „Les jeux sont faits“. Die romantische Geschichte um die Frau aus bester Gesellschaft und den trotzigen und etwas ungehobelten Mann, für den seine Ideale die Welt bedeuten, verschafft einem die klitzekleine Hoffnung auf eine zweite Chance, wenn man sie mal braucht.
5.0 Stars (5,0 / 5)

Torben Kuhlmann: Armstrong

Dieses wunderschön aufgemachte Kinderbuch beschreibt die abenteuerliche Reise einer kleinen Maus zum Mond. Sie ist ein Sternengucker, sie liebt alles rund ums Weltall, jede Nacht schaut sie durch ihr Teleskop und träumt davon, in einer Rakete davonzufliegen. Die anderen Mäuse interessierten sich aber überhaupt nicht dafür, dass der Mond aus Stein sein soll. Für sie ist es ein Riesenkäse. Doch ein kleiner Brief, den die Maus zugespielt bekommt, ändert alles. Sie macht sich auf den Weg nach Smithsonian, dahin, wo der Brief herkommt. Und folgt den Hinweisen, die man ihr hinterlassen hat. Bis sie vor einem Mauseloch steht. Und innendrin eröffnet sich ihr die Geschichte der Mäuseraumfahrt. Ihr Plan, zum Mond zu reisen, reift – und braucht einiges an Vorbereitung.

Das Buch lebt von seinen Zeichnungen. Was möglicherweise auch daran liegt, dass der Autor gleich dem Illustrator ist. Das, was er hier auf verschiedenen Kanälen ausdrückt, ist ganz seine Geschichte. Und die ist spannend, detailreich und man kann etwas aus ihr lernen. Schön auch die kleine Abhandlung über die Raumfahrt am Ende des Buches. Und die äußerst sympathische Selbstvorstellung des Autors. Es ist Kuhlmanns drittes Bilderbuch dieser Art beim Nord-Süd-Verlag und wir hoffen, es kommen mehr.
5.0 Stars (5,0 / 5)

WALKO: Der wilde Räuber Donnerpups: die Räuberprüfung

Im Donnerwald, da donnert es. Und zwar nicht nur bei Gewitter, sondern auch bei eigentlich schönsten Sonnenschein. Man sagt, dass wilde Räuber darin hausen – und Robin will das genauer wissen. Er lässt sich nicht abschrecken, sondern wandert mutig hinein in das grüne Dickicht. Und eigentlich muss er ja nur dem Krach folgen, um die Schurken zu entdecken. Sie sehen so aus, wie man sich das von Schurken so vorstellt. So, als ob mit ihnen nicht gut Kirschen essen wäre. Robin will sich gerade wieder leise zurückziehen, da wird er überwältigt. Das schlaue Kerlchen greift zu einem Trick und erklärt der verdutzen Räuberbande, dass er eigentlich auch Bandit werden wollte, sie ihm aber viel zu langweilig und brav seien. Das lassen sich diese nicht einfach so sagen und versuchen mit allen Mitteln, den kleinen Jungen vom Gegenteil zu überzeugen.

Mit List und Tücke gelingt es Robin, sich nicht nur die Räuber vom Hals zu halten, sondern sie auch noch zu beeindrucken. Beziehungsweise nervös zu machen. Und hier kommt das ins Spiel, was gerade kleinere Jungs zum Brüllen komisch finden: der Donnerpups des Räuberhauptmanns. Vor allem, wenn dieser auch noch mit dem beiliegenden Pupskissen nachgemacht werden kann. Das mit zahlreichen Details illustrierte Bilderbuch spielt sowohl mit dieser Thematik als auch mit den Themen Mut, Leichtsinn und Vertrauen. Dass die Räuber dabei sogar feststellen, dass man Bücher nicht nur als Klopapier verwenden kann, ist ein netter Nebeneffekt, der allerdings etwas sehr gewollt noch schnell am Schluss eingebaut ist.

Von der Menge des Textes her ist das Buch genau richtig für eine gemütliche Vorleserunde zwischendrin. Der Text selbst könnte aber durchaus flüssiger sein. Mal sehen, wie es im zweiten Band sein wird, der bereits im März 2017 erscheint und bei dem Außerirdische das Räuberleben durcheinanderbringen.

Der Kinderbuchautor Walko, im wahren Leben Walter Kössler, ist sein eigener Illustrator. Hat Trickfilm und Animations-Erfahrung und ist der Erfinder der Kinderbuchreihe „Hase und Holunderbär“.
3.0 Stars (3,0 / 5)