Anne-Gaelle Balpe/Eve Tharlet: Der rote Faden

Oli hat einen roten Faden gefunden. Doch der Wind weht stark und reißt dem Jungen den Faden aus der Hand, direkt in ein Vogelnest. Zur Freude der Vogelmutter, denn das war genau das Bauteil, das ihr noch gefehlt hat. Sie gibt Oli dafür zwei Federn und die wiederum werden dringend von der Ameise gebraucht. Letztendlich landet der Faden wieder da, wo er schon anfangs hinwollte. Doch diese kleine Reise zeigt spielerisch und ohne erhobenen Zeigefinger, dass Geben seliger ist denn Nehmen.

Es ist bereits das zweite Buch über den ‚Bonhomme‘, übersetzt kleiner Kerl bzw. Strichmännchen. Und seine selbstlose Art, mit der er ganz wunderbar und voller Vertrauen durchs Leben kommt. Anne-Gaelle Balpe und Eve Tharlet ist ein Bilderbuch gelungen, das nicht nur durch seine kleine, aber feine Geschichte lebt, sondern vor allem durch die hübschen Zeichnungen in der ganz typischen Eve-Tharlet-Art. Ein Buch, das für Minedition wie geschaffen ist. Mal sehen, was nach dem blauen Stein und dem roten Faden als nächstes auf der Farbskala dran ist. 4.1 Stars (4,1 / 5)

Trixi von Bülow: Ich wünsche mir, dass endlich mal was Schönes passiert

Sie ist mit 39 zwar nicht mehr jung, alt aber auch noch nicht. Fühlt sich aber so. Abgehetzt zwischen Kind und Job, alleinerziehend mit all den Widrigkeiten, die das Leben dann bereithält, kämpft sich Friederike Berger durchs Leben. Und träumt davon, dass endlich mal was Schönes passiert. Obwohl sie eher befürchtet, dass an ihrem 40. Geburtstag die Welt untergehen wird. Doch dann kommt es anders. Ihre Freundin Johanna entführt sie an einen kleinen, aber feinen Ort am Meer. Und sorgt damit ungewollt dafür, dass Fritzi einem wahren Traummann begegnet. Romantisch, sexy, zuvorkommend und offensichtlich ebenfalls über beide Ohren verliebt. Was soll da noch dazwischenkommen?

Frau mit fast vierzig, beruflich in der Verlagsbranche angesiedelt, Krise, Happy End – fertig aus. Der typische Frauenroman der heutigen Zeit? Bis zur Mitte vielleicht. Dann nimmt dieses Buch eine neue Wendung. Wenn auch manchmal sehr an den Haaren herbeigezogen, doch trotzdem leicht und beschwingt. Ein Roman, der es einen für ein paar Stunden vergessen lassen kann, dass die Widrigkeiten des Lebens einen gerade ärgern. Vor allem, wenn man weiblich, alleinerziehend und um die 40 ist!3.4 Stars (3,4 / 5)

Helena Arendt: Naturgeschenke

100 Ideen zum Gestalten mit Kindern – der Untertitel übertreibt nicht. Egal, ob als reine Deko, als Geschenkidee, als Tischschmuck oder zur Körperpflege – in diesem Buch stecken richtig gute Ideen. Wobei es dabei nicht zu den Büchern gehört, an denen man spätestens dann verzweifelt, wenn man versucht, etwas nachzumachen ohne die Königin der Kreativität zu sein. Genaue Anleitungen, gut bebildert, „Zutaten“, die man wirklich leicht finden kann und ein übersichtliches Verzeichnis helfen einem, genau das Richtige zu finden – egal, in welcher Stimmung man gerade ist.

Kinder lieben es, wenn man mit ihnen bastelt, noch mehr lieben sie es, wenn man die dazu benötigten Materialien nicht einfach nur kauft, sondern gemeinsam mit ihnen in Wald und Flur zusammensucht. Bohnenketten, Erdnussfiguren und Steinpralinen – hier findet sich auch das Richtige für ein liebevoll gemachtes Weihnachtsgeschenk. Ein tolles Buch, das sich nicht nur für Eltern, sondern ganz prima auch für Kindergärten und Schulen eignet.
4.8 Stars (4,8 / 5)

Louise Erdrich: Das Haus des Windes

Joe ist 13, als seine Mutter Opfer eines grausamen, aber in Reservaten häufigen Verbrechens wird. Sie ist eines Tage von einer Erledigung nicht wiedergekommen. Sie wurde vergewaltigt und entgeht einem Mord nur knapp. Auf die Tat folgt eine handfeste Depression. Wie in eine Höhle zieht sich die Indianerin in ihr Bett zurück und kommt dort eine für den Jungen gefühlte Ewigkeit nicht mehr heraus. Bis Linda kommt. Die Zusammenhänge zwischen der leicht missgestalteten Frau vom Postschalter und der Tat werden erst langsam klar. Vorher erlebt man mit, wie sich Joe und seine Kumpels Cappy, Angus und Zack auf die Suche nach dem Täter machen. Denn da nicht klar ist, in welchem der drei aneinandergrenzenden Territorien sich der Übergriff ereignet hat, gibt es rechtliche Schwierigkeiten, denen auch Joes Vater als Stammesrichter nichts entgegensetzen kann.

Louise Erdrich weiß, worüber sie schreibt. Als Tochter einer Indianerin und es eines Deutsch-Amerikaners. Aber sie schreibt nicht nur Romane, sondern ist auch bekannt für ihre Kinderbücher und Lyrik. All das und vieles andere verkauft sie in ihrer eigenen, natürlich völlig unabhängigen Buchhandlung in Minneapolis.

Dass Joe später selbst Jurist wird, wird immer mal wieder am Rande erwähnt. Genau wie vieles andere, was die Autorin scheinbar unbeabsichtigt und dafür umso gezielter einfließen lässt. Die in Blut und Hass getauchte Geschichte der Reservate findet hier ein Sprachrohr – gut geschrieben und nur teilweise ein wenig zerrissen. Und vor allem mit einem ganz phantastischen Cover versehen.
Mehrfach preisgekrönt.
3.8 Stars (3,8 / 5)

Quentin Gréban: Minchen – Ein Geschenk für Mama

Minchen möchte ihrer Mama eine Freude machen. Gemeinsam mit ihren Schuldfreunden bastelt sie einen Blumentopf mit bunten Papierblumen. Doch das Geschenk, auf das das kleine Marienkäfermädchen so stolz ist, sicher nach Hause zu bringen, stellt sich als große Herausforderung dar. Und es klappt nicht. Ein starker Wind bläst das Käferchen in die Luft, das Geschenk kann es grad noch halten, aber die Blumen sind alle zerknickt. Und dann fängt es auch noch an zu regnen!

Das schöne Geschenk ist kaputt, und nun hat sie nichts für Mama. Die Schnecke versucht sie zu trösten. Doch weder ihr Vorschlag noch der der anderen Tiere eignen sich für Minchens Mama. Sie kann keine Netze spinnen wie ihre Freundin und auch keine Herzen in Blätter knabbern wie die kleine Raupe. Aber dann fällt ihr etwas auf: Die Biene hat ein gestreiftes Geschenk, die Schnecke eines mit Spiralen, die Raupe eines mit Löchern, die Spinne eines wie ein Stern… Also braucht sie auch eines, das ihr ähnlich ist: Rot mit schwarzen Punkten. Und was sie dann bastelt, ist für ihre Mama das schönste Geschenk, das sie je gesehen hat.

Quentin Gréban hat mit „Minchen – ein Geschenk für Mama“ ein Bilderbuch schon für die ganz Kleinen geschaffen. Einfache, aber gefühlvoll und ausdrucksstarke Zeichnungen, leicht verständliche Texte und ein Thema, das jedes Kind kennt. Ein hübsches Bilderbuch für zwischendurch.
3.8 Stars (3,8 / 5)