Monika Specht-Tomann: Was macht das Monster unterm Bett?

Immer wieder kann man feststellen, dass es kindliche Ängste gibt, die bei vielen Kindern auftauchen. Sie sind Teil von bestimmten Entwicklungsstufen, gehören also irgendwie mit dazu. Und können daher ganz anders behandelt werden als solche Ängste, die nicht ’normal‘ sind, die herrühren von Ereignissen, die die Kinder als beängstigend empfinden. Um erst einmal zu verstehen, was gute und was schlechte Ängste sind, wie man Ängste erkennen und deuten kann und wie man mit den einzelnen Ängsten umgehen kann, ist dieses Buch genau richtig.

Die Autorin ist Psychologin, hat selbst vier Kinder und sieben Enkelkinder und sie richtet sich mit diesem Buch vor allem an Eltern. Aber auch an Pädagogen. Und sie gibt hilfreiche und alltagstaugliche Tipps. Gute Beispiele sind die Ängste vor der Nacht, die vor dem Kindergarten bzw. der Schule oder aber auch die, die durch eine Trennung bzw. Scheidung entstehen. Den Umgang mit solchen Ängsten ordnet sie altersgerecht ein. Eine Lektüre, die sich nicht wie ein Fachbuch liest, sondern sprachlich der Zielgruppe angepasst ist und eine Lektüre, die man nur empfehlen kann.
4.0 Stars (4,0 / 5)

Matthias Sodtke: Die Geschichte, wie Nulli und Priesemut Freunde wurden

Nulli und Priesemut gehören zu der ‚Sendung mit der Maus‘ wie die Maus selbst. Ihre Geschichten gibt es auch als Bilderbücher in allen möglichen Formaten – inklusive einem für die Handtasche (und zwar in gebundener Form). Das Neueste aus dem Hause von Hase und Frosch erzählt in Form von Oma Bär über die Anfänge der Geschichte. Wie zwei einsame Lebewesen sich nach einem Freund sehnen, irgendwie zu niemand passen und sich sicher sind, dass das Leben noch ein bisschen mehr Spaß machen könnte, wenn man nicht alleine wäre. Was sie dann ja auch bestätigt bekommen.

Das Buch unterstreicht die jeweiligen Typen der beiden. Die wie immer charakteristischen Zeichnungen von Helmut Kollars mit ihren ausgefallenen Details, die man erst auf den zweiten Blick erkennt, machen es bunt und fröhlich und die Sprache ist auch diesmal wieder perfekt zum Vorlesen geeignet.

Was allerdings verwundert, ist, dass sich Matthias Sodtke – ganz entgegen seiner sonstigen Art – nicht viel Mühe gegeben zu haben scheint beim Aufbau seiner Geschichte. Es hätte sich so schön angeboten, Priesemut erst einmal aus einer Kaulquappe entstehen zu lassen – aber diese Möglichkeit hat der Autor leider verstreichen lassen. Stattdessen werden die Kaulquappen zu Randfiguren degradiert. Schade.
3.4 Stars (3,4 / 5)

Sabine Bohlmann: Das Leben ist kein Wunschkonzert

“Das Leben ist kein Wunschkonzert“, das muss sich die kleine Rosalie dauernd von ihrer Mama anhören. Diese, alleinerziehend, mit stressigem Job hat sich die Illusionen längst abgeschminkt. Doch Rosalie hätte eine Menge Wünsche: allem voran eine Freundin, aber auch ein Hund und ein Papaersatz stehen ganz vorne auf ihrem Wusnchzettel. Dann lernt sie Wanda kennen, die bei ihr im Haus wohnt und so etwas wie eine Schriftstellerin ist. Und die bringt ihr bei, dass man sich alles wünschen kann, aber gut darüber nachdenken muss, ob man das wirklich will. Und dass manche Wünsche ein bisschen Unterstützung brauchen, damit sie in Fahrt kommen…

Sabine Bohlmann scheint ein richtiger Tausendsassa zu sein. Sie ist Schauspielerin, man kennt sie zum Beispiel vom „Marienhof“, leiht als Synchronsprecherin Größen wie Lisa Simpson ihre Stimme und hat bereits einige Bücher über Kinder – zum Beispiel den Umgang mit Kindergeburtstagen – geschrieben. Die allesamt auf Platz 1 der persönlichen Hitliste stehen. Dazu ist sie Mutter von zwei Kindern und Ehefrau. Vielleicht wirkt deswegen das Thema „Alleinziehende“ in ihrem neuesten Kinderbuch ein wenig naiv. Aber das ist das Einzige, was man ihr ankreiden könnte. Denn ansonsten trifft „Das Leben ist kein Wunschkonzert“ genau den Nerv junger Mädchen und lässt sich vor allem ganz prima auch vorlesen. Und das genießen dann auch 13-Jährige noch.
4.5 Stars (4,5 / 5)

Gerhard Falschlehner: Die digitale Generation

Jugendliche lesen anders – so lautet der Untertitel dieses Buches, das sich zur Aufgabe gemacht hat, ein Gegenplädoyer zum aktuellen Kulturpessimismus zu schaffen. Denn tatsächlich, so der Autor, lesen die heutigen Jugendliche nicht weniger, sie laufen auch nicht Gefahr, durch digitale Medien zu verdummen, sie lesen nur anders.

„Das lineare Lesen von Schrift bleibt als Basiskompetenz zwar unverändert wichtig, viel häufiger benötigen wir aber digitales Lesen, um uns in multimodalen und multimedialen Räumen zu orientieren“, schreibt Gerhard Falschlehner, Geschäftsführer des Österreichischen Buchclubs der Jugend.
Auch heute noch lesen Kinder und Jugendliche – nur lesen sie anders. Und auch heute noch werden die Grundlagen des Lesens und die Liebe dazu im Kleinkindalter geweckt.

Jugendliche erwarten heute mehr von Medien als die Vertreter der Langspielplattengeneration. Ästhetik auf höchstem Niveau, sie kennen sich aus mit Pixel und 3D. Die Frage ist, wie können wir Erwachsene damit umgehen oder besser: uns darauf einstellen. Denn die Welt verändert sich und wir sollten nicht stehen bleiben.
4.1 Stars (4,1 / 5)

Sophie Seeberg: Die Schanin hat nur schwere Knochen

Sophie Seeberg ist Diplom-Psychologin und Gerichtsgutachterin und das Buch mit dem schwer lesbaren Titel ist bereits ihr zweites Werk über das, was sie täglich mit ihrer Arbeit erlebt. Dabei will sie sich keinesfalls lustig machen – dazu sind viele der Geschichten auch viel zu tragisch – aber sie versucht, mithilfe von Humor das zu verarbeiten, was sie täglich erlebt. Auch an Schrecklichem. Und da sie einen schönen Schreibstil hat, macht sie das in Form von Büchern.

Darin beschreibt sie ihre skurrilsten Erlebnisse, manchmal sicher auch reichlich überzogen, aber nie respektlos. Sie erinnert sich an ihre ersten Termine, an ihre Hilflosigkeit und sinnlose Versuche, anderen Chancen zu geben. Sie erinnert sich aber auch an liebevolle Menschen, die irgendwie die Kurve nicht kratzen können und sie prangert Kollegen an, die das Klischee der bösen Frau vom Amt durch und durch erfüllen -ähnlich der Prusseliese aus Pippi Langstrumpf. So wie in der Geschichte des vom Schicksal gebeutelten Herrn Sondermanns. In der sie am Schluss zugibt, dass sie sich zwar ein wenig unprofessionell verhalten hat, dies aber trotzdem schön fand.

Ein Buch, das einen staunen lässt über all die wahr gewordenen Klischees, das einen schmunzeln lässt über die Dummheit mancher und das einen fassungslos zurücklässt über die Entscheidungen mancher Richter. Ein Sachbuch der ganz anderen Art. An dem man eigentlich nur zwei Sachen kritisieren kann: Erstens kann man es nicht am Stück, sondern muss es auf Etappen lesen, denn sonst wird es irgendwie langweilig und zweitens ist die Umschlaggestaltung absolut kontraproduktiv.
3.7 Stars (3,7 / 5)

How to drink Whisky

Es gibt eine Menge Mythen und Behauptungen rund um das goldfarbene Getränk. In der Regel ist man davon überzeugt, dass es aus Schottland kommt und von alten Männern getrunken wird. Mit diesen Mythen macht der Autor gleich mal Schluss, erklärt dann einiges zur Geschichte des Whiskys, zu den Inhaltsstoffen, zu Malts und Blends, zu den Kombinationsmöglichkeiten und warum Wasser nicht gleich Wasser ist. Und zu den Ritualen, die ein bisschen dazu gehören (können).

Das Getreide-Getränk hat eine Menge Liebhaber und immer mehr davon sind Frauen. Die den Whisky normalerweise – Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel – allerdings lieber in einem Mix-Drink genießen. Entsprechende Rezepte dazu werden gleich mitgeliefert und zwar direkt nach der bebilderten Erklärung der einzelnen Sorten vom Royal Salute 21 über den allseits bekannten Johnnie Walker (der übrigens dank der bis dato eigentlich unüblichen Werbung seinen Erfolg bis heute verbuchen kann) bis zum kanadischen Alberta Premium Darkhouse mit einer Note von Taybeeren (eine Mischung zwischen Brom- und Himbeere), Pflaumen, Schlehen, Schwarzkirschen und Johannisbeer – gelagert in gekohlten Fässern, die ihm einen rauchigen Vanilleton mitgeben. Klingt gut.

Hält man dieses Buch in der Hand, so hat man das Gefühl, gerade einen exzellenten Whisky nicht zu trinken, sondern zu spüren: Es ist hart und irgendwie samtweich, die goldene Farbe der ersten Seiten assoziiert sich brechendes Licht in einem guten Tropfen – Whiskyliebhaber werden das Werk des Experten lieben. Einzig die Qualität der Fotos lässt ein wenig zu wünschen übrig. Hier hätte man – anhand der Hülle – deutlich mehr erwartet.
4.1 Stars (4,1 / 5)

Drachenschnodder

So richtig gute Bilderbücher findet man irgendwie in letzter Zeit selten. Es wiederholt sich alles, scheint, als hätte so mancher Verlag keine Autoren mehr mit wirklich neuen Ideen. Was man vom Lingen Verlag nicht behaupten kann. Denn die haben Esther Miskotte und ihr Buch „Drachenschnodder“.

Da sitzen die Tiere des Waldes eines schönen Tages in ihrem friedlichen Wald und plötzlich ist ein Knall zu hören, der die Bäume zum Zittern bringt. Ein Donner irgendwie – ganz ohne Gewitter. Das wollen der Bär, der Hase und die anderen jetzt aber genauer wissen und gehen dem Lärm nach. Dabei finden sie einen ziemlich erkälteten Drachen, der erst wieder fliegen kann, wenn er gesund ist. Aber das, so sagt er, kann dauern. Doch darüber sind die Tiere nicht begeistert. Schließlich ist der Drache ein Fremder und man weiß ja nie….Doch der Hase ist mutig und versorgt den Drachen mit einer Menge Gemüse und Obst – und auch, wenn dieser lieber ein paar Prinzessinnen verspeisen würde, so merkt das Ungetier doch schnell, wie gut ihm die Vitamine tun. Und die Fürsorge….

Wie immer wurde dieses Buch an Kindern der entsprechenden Altersgruppe getestet. Und dabei wurde richtig viel gelacht. Und ein bisschen was gelernt.
Ein Buch, perfekt für alle, die mit Leib und Seele vorlesen und daraus auch ein bisschen ein Theaterstück für die Kinder machen. Denn die Rolle des erkälteten Drachen ist dankbar. Die Zeichnungen allerdings könnten noch phantasievoller sein. Sie orientieren sich sehr am Mainstream.
4.0 Stars (4,0 / 5)

Jack Schafer: Der Sympathieschalter

Wer schon immer mal wissen wollte, wie man andere Menschen manipulieren und lenken kann, ohne dass diese das merken, den werden die Enthüllungen dieses FBI-Agenten interessieren. Jahrzehntelang im Geheimdienst tätig, hat er gelernt, Menschen zu lesen und mithilfe von kleinen Tricks in die Richtung zu bugsieren, in der er sie haben will. Und dieses Wissen gibt er jetzt weiter.

Letztendlich sind es keine bahnbrechenden Neuigkeiten, die uns der Special-Agent erzählt. Vieles, gerade im körpersprachlichen Bereich wissen Fans des Körpersprachegurus Samy Molcho längst. Auch die Tatsache, dass man jemanden, den man für sich interessieren möchte, neugierig machen muss, dass es Sinn macht, jemandem zuzuhören, anstatt ihn mit eigenen Problemen zu belatschern und dass ein Lächeln, das bis zu den Augen geht, Türen öffnen kann, ist nicht wirklich neu. Aber manchmal schadet es nicht, sich darüber Gedanken zu machen. Anschaulich zeigt der Autor – auch anhand vieler Fotografien – wie einfach es ist, sympathisch zu wirken.

Besonders interessant ist das Kapitel über die Wut bzw. den Umgang mit wütenden Menschen. Allerdings zeigt sich auch hier wieder ein großes Manko des Buches. Die wirklich richtig schlechten Beispiele über die laut Schafer für eine gute Kommunikation so notwendigen empathischen Bemerkungen.
Dass nonverbale Kommunikation, also Gesten, Mimik und Körperhaltung, einen immensen Teil jeder Konversation ausmachen, weiß man. Wobei man trotzdem aufpassen muss, nicht jeder so oder so gestellten Tasse auf einem Tisch einen zukunftsweisenden Charakter zuzuschreiben.
2.9 Stars (2,9 / 5)

Möge der Witz mit Dir sein

Nachdem gerade erst die Kindergartenkinder und Grundschüler in Sachen Star Wars dran waren, kommen jetzt mal die Erwachsenen. Möge der Witz mit Dir sein zeigt Cartoons von der dunklen Seite der Macht. Verschiedene Zeichner wie Denis Metz, der Nürnberger Cartoonist Gymmick oder Tobias Schülert haben sich zusammengetan und sich Gedanken gemacht über Mülltrennung auf dem Todesstern, Laserschwertbatterien, Stressbewältigung à la Darth Vader und Ewok-Toiletten. Dass die vielen männlichen und wenigen weiblichen Zeichner Meister Yoda und Herrn Vader nicht abgeneigt sind, versteht sich irgendwie von selbst.

Der Herausgeber Michael Holtschulte, Jahrgang 1979, arbeitet als Cartoonist für zahlreiche Zeitungen und Magazine (u.a. für Süddeutsche Zeitung, TAZ, Titanic und den Stern). Vor drei Jahren wurde er mit dem Publikumspreis des Deutschen Preises für die politische Karikatur ausgezeichnet, im vergangenen Jahr mit dem des Deutschen Karikaturenpreises.

Für Star Wars Fans ist dieses Buch ein schönes Mitbringsel, für die Liebhaber leicht bis mittelmäßig schwarzer Cartoons ebenso. Für alle anderen eher bedingt witzig.
2.0 Stars (2,0 / 5)

Teri Terry: Mind Games

Eine Dystopie ist im Prinzip so etwas wie eine Anti-Utopie. Malt diese die Zukunft rosig, so wollen die Autoren einer Dystopie in der Regel auf heutige Missstände hinweisen, deren Folgen in der Zukunft äußerst negativ sein könnten. Teri Terry, bekannt geworden durch ihre „Gelöscht“-Trilogie, trifft bei Mind Games mal wieder den Nagel auf den Kopf. Verfeinert sie doch das auf der Kölner Gamescom ganz klar sich herauskristallisierende Spiel mit der Illusion. In Lunas Welt lässt sich kaum noch auseinanderhalten, was real ist und was virtuell. Denn im Gegensatz zu heute, wo man noch mit klobigen Brillen arbeiten muss, um Illusion zu erzeugen, wird die Zukunft mit einem eingebauten System arbeiten – vermutet Terry. Luna allerdings ist einer der wenigen Verweigerer. Ihre Mutter kam in einem Videospiel ums Leben und die gesellschaftlichen Nachteile, die Luna durch die Verweigerung hat, nimmt sie billigend in Kauf. Nicht zuletzt deswegen, weil sich die virtuellen Räume bei ihr sowieso ein bisschen anders verhalten als bei anderen. Umso verwunderter ist das Mädchen, als es von dem alles beherrschenden Unternehmen PareCo zum begehrten Einstufungstest eingeladen wird. Was steckt dahinter, welche Ziele verfolgt die Firma und warum kehrt niemand von PareCos begehrtestem Arbeitsplatz, einer einsamen Insel, zurück? Als Luna Gecko kennenlernt, lüften sich die Geheimnisse.

Dieses Buch hat absolute fünf Sterne verdient. Es ist super geschrieben, hat eine Geschichte mit Biss und einer Menge Phantasie und es ist spannend, ohne unangenehme Gänsehaut zu erzeugen. Und zwar bis zum letzten Buchstaben. Für Dystopieliebhaber ein Muss, für alle anderen eine echte Empfehlung. Vor allem für Jugendliche, denn das Buch bietet Denkansätze, ohne zu verteufeln.
5.0 Stars (5,0 / 5)