Mark Kuntz: Der letzte Raucher

Raucher können einem derzeit wirklich leid tun. Jede gemütliche Nische wird ihnen weggenommen, niemand will sie haben und gerade die, die selbst früher geraucht haben, schwingen manchmal die intolerantesten Reden. Für all diejenigen, die sich trotz aller Hetzkampagnen ab und zu einen Glimmstängel anzünden und auch für die, die nur aus Vernunftsgründen aufgehört haben und wehmütig an die „gute, alte Zeit“ zurückdenken, gibt es jetzt ein Hörbuch auf dem Markt, dessen Thematik nur für echte (Ex-)Raucher verständlich ist – und die werden ihren Spaß haben. Garantiert.

Man kann es wirklich übertreiben mit den rauchfreien Zonen und am schlimmsten sind eben leider genau die, die eigentlich selbst noch süchtig sind, es aber niiieeee zugeben würden. So wie der Dirk, bei dem der Held des Hörbuchs eingeladen ist. Gerade mal ein paar Wochen Nichtraucher und dermaßen selbstgefällig, dass einem der Protagonist wirklich leid tun kann. Da geht er halt erst mal eine rauchen, um seine Nerven zu beruhigen und wird von der illustren Nichtrauchergesellschaft des Abends auf dem Balkon vergessen. Man zieht „um die Häuser“ und unser Held steht draußen. Mit 27 Zigaretten und einer Menge Gedanken, die es zum Thema zu denken gilt.

Bei diesem Hörbuch hat man ein Dauergrinsen im Gesicht. Mark Kuntz trifft es dermaßen auf den Punkt und ab und zu hätt ich mich gerne mit ihm auf den zugigen Balkon gestellt und aus Solidarität eine mitgequalmt.

Schön auch die Umsetzung von Schauspieler Peter Jordan. Seine Stimme liegt irgendwo zwischen entspannt und arrogant – absolut genial und perfekt für diesen Text! Am besten finde ich seine Betonung des Namens Dirk. Sofort kommen einem Assoziationen zu Menschen im Bekanntenkreis, die genau so sind und bei denen man auch nicht wirklich weiß, warum man immer noch Kontakt zu ihnen hält.
4.5 Stars (4,5 / 5)

Hiawyn Oram/Sarah Warburton: Hilfe, meine Hexe spinnt!

Rüdiger Franz Zauberspeck, kurz Rudi, ist verzweifelt. Der amtlich geprüfte Hexenkater muss hilflos mit ansehen, dass seine Hexe Sisina Sicilia gar keine Hexe sein will. Und es kommt noch schlimmer. Sie hat sogar Ambitionen, einen Prinzen zu heiraten und eine echte rosa Prinzessin zu werden.

Rudi holt sich Rat bei seinem Onkel Sigfried, der ihn auch eifrig mit den besten Ratschlägen und den nötigen Zaubersprüchen versorgt. Einer davon verwandelt Sisina von ihr unbemerkt kurz vor dem ersten Rendezvous in ein total häßliches Gör. Aber genau das findet der Prinz sehr liebenswert, denn von schönen Prinzessinnen mit geschnittenen Zehennägeln und ohne Warzen hat er die Nase voll. Alles läuft auf eine Hochzeit hinaus, vor der Sissi ihren Angebeteten natürlich erst noch prüfen muss. Doch der will den ausgesuchten Drachen nicht bekämpfen….

Dieses Bilderbuch ist ein Highlight. Für Hexengeschichtenliebhaber ganz besonders, aber nicht nur für diese. Es besteht eigentlich nur aus Briefwechseln, überall gibt es etwas zu entdecken und die Illustrationen von Sarah Warburton haben mich dazu gebracht, gerade raus zu lachen. Besonders goldig sind die Bilder von Sisina Sicilia wie sie verzweifelt versucht, sich wie eine Prinzessin zu bewegen. Wunderbar.
4.9 Stars (4,9 / 5)

Reder/Gotzen-Beek: Pünktchen vertreibt seine Gewitterlaune

Manchmal wacht man auf und alles ist düster. Niemand kann es einem recht machen, das Essen schmeckt nicht, jeder nervt… es gibt so Tage, da herrscht die schlechte Laune.

„Mag ich nicht, will ich nicht, kann ich nicht leiden!“ – Pünktchen hat heute so richtig miese Laune. Und er lässt sie an allen anderen aus. Doch keiner will sich mit ihm streiten. Bis Willi, die Walze auf dem Spielplatz auftaucht….

„Mit Riesenschritten stürmt Pünktchen auf Willi zu: ‚Hör mal du….du Willi‘, brüllt er los, ‚du (…) greifst immer nur die Kleinen an und machst alles kaputt! Keiner hier im Hof kann dich leiden!‚ ‚Was sagst du da?‘ schnaubend wendet sich Willi, die Walze, zu Pünktchen um. Sein dickes, rundes Gesicht läuft puterrot an, während er immer näher kommt… Pünktchen schließt erschrocken die Augen. (…) gleich wird der wilde Willi ihn – Pünktchen – packen, ihn schütteln und dann… und dann….“

Und dann kommt doch alles anders. Und als Opa ihn beim Heimkommen nach seiner schlechten Laune fragt, merkt Pünktchen, dass die Gewitterwolken über seinem Kopf wie weggeblasen sind.

Ein richtig schönes Buch über Launen, über Mut und über überraschende Wendungen. Der Text von Katja Reider und die Bilder der vielbeschäftigten Kinderbuchillustratorin Betina Gotzen-Beek ergänzen sich optimal. Ein Kinderbuch, das man wunderbar einsetzen kann, um kleine Trotzköpfe wieder auf den Boden zu holen. Denn dieses motzige „mag ich nicht, will ich nicht, kann ich nicht leiden“, das sich dauernd wiederholt, bringt letztendlich jeden zum Lachen….

Sozusagen pädagogisch wertvoll – wie man es von Pünktchen gewohnt ist.
4.8 Stars (4,8 / 5)