Bärbel Spathelf/Susanne Szesny: Pass auf dich auf – wenn dich ein Fremder anspricht

Philip und seine Schwester Katharina werden von einem fremden Mann angesprochen, der ihnen anbietet, sie nach Hause zu fahren. ihre Mama wüsste Bescheid. Doch Katharina reagiert genau richtig und hindert ihren Bruder daran, einen vielleicht verhängnisvollen Fehler zu begehen.

Das neueste Buch von Bärbel Spathelf und Susanne Szesny steht seinen Vorgängern in nichts nach. Wieder einmal trifft es haargenau ins Schwarze. Wem und wann darf man die Haustür aufmachen, mit wem und unter welchen Bedingungen darf man mitgehen, darf man in einem solchen Fall auch unhöflich sein und inwieweit kann man lernen, seinem Bauchgefühl zu vertrauen? Alles fragen, die gerade bei Vorschulkindern, deren persönlicher Radius sich langsam erweitert, dringend angesprochen werden müssen.

Es gibt wenig wirklich gute Bücher zu diesem heiklen Thema. „Pass auf dich auf!“ ist gerade deshalb wirklich herausragend, weil es ganz natürlich damit umgeht, dass man als Kind in eine solche Situation geraten kann und wissen sollte, wie man damit umgehen muss. die Bilder sind einprägsam, aber nicht düster. Dieses Kinderbuch sensibilisiert, ohne Angst zu machen.

Wer mehr wissen möchte, über Philip, Katharina und ihre kleine Schwester Stefanie sowie deren sympathische Eltern, der findet zu vielen „schwierigen“ Kinderthemen Unterstützung. Ganz besonders hübsch sind „Der kleine Zauberer Windelfutsch“ und „Ein Bär von der Schnullerfee“. Zu beiden Büchern dazu gibt es ein kleines Hilfsmittel – passend zum Thema. Aber auch das Schlafengehen bzw. das Nichtschlafenwollen, das Zähneputzen oder das Streiten werden in den Bilderbüchern von Bärbel Spathelf behandelt und von Susanne Szesny optimal zeichnerisch umgesetzt. Und zwar ohne gleich den moralischen Zeigefinger zu heben!
3.8 Stars (3,8 / 5)

Alan Glynn: Stoff

MDT-48 ist eine Designerdroge, aber nicht irgendeine, sie ist Viagra fürs Gehirn.

Wer sie nimmt, durchschaut in Windeseile sämtliche Zusammenhänge, lernt Sprachen in wenigen Stunden und kann problemlos zum erfolgreichen Day-Trader werden.

Wer sie nimmt, wird über kurz oder lang mit Blackouts zu kämpfen haben, mit Zeitsprüngen und mit tierischen Kopfschmerzen. Beides kann und wird tödliche Folgen haben. Doch das alles weiß Eddie Spinola noch nicht, als er mehr oder weniger zufällig an Hunderte dieser kleinen weißen Pillen gegen den Alltagsfrust gerät. Und als er beginnt, die Sache zu durchschauen, ist es zu spät. Die Lifestyle-Droge nimmt Besitz von ihm, die Sucht schleicht sich fies von hinten an, erst psychisch, dann physisch. Die Dinge nehmen unweigerlich ihren Lauf….

Wer Thriller nicht nur mit Killer gleichsetzt, sondern auf der Suche ist nach einer wirklich guten Story, der liegt mit Alan Glynns „Stoff“ genau richtig. Der Tod, der subtil in diesem Werk die Hauptrolle spielt, hält sich trotzdem dezent zurück. Glynn weiß den Leser zu fesseln, der Spannungsbogen ist geschickt aufgebaut und hält bis zur letzten Silbe an. Ein Buch, das man kaum mehr aus den Händen legen mag!

Die Filmrechte am Erstlingswerk des Iren, das im Originaltitel „The Dark Fields“ heißt, sind bereits nach Hollywood verkauft.
3.4 Stars (3,4 / 5)

Mitch Albom: Nur einen Tag noch

Wenn ein Mensch stirbt, bleibt oft eine unglaubliche Leere. Und Verzweiflung. Unter anderem deswegen, weil man diesem Menschen nie mehr das sagen kann, was man ihm vielleicht schon immer mal sagen wollte. Dass man ihn liebt, zum Beispiel, dass man ihm dankbar ist, vielleicht auch, warum man wütend war, als man sich zuletzt gesehen hat. Wenn man gläubig ist, kann man noch auf den Himmel oder das Nirwana hoffen, wenn man allerdings Charles „Chick“ Benetto heißt und die Romanfigur von Mitch Albom ist, dann bekommt man schon früher eine zweite Chance.

Eigentlich wollte er sich umbringen, dieser Charles Benetto. Seine Ehe war im Eimer, seine Tochter wollte ihn nicht bei ihrer Hochzeit dabei haben, seine Mutter war tot. Verzweiflung pur. Doch statt im Jenseits zu landen, macht er einen Ausflug in die Zwischenwelt und bekommt Gelegenheit, noch einen Tag mit seiner Mutter zu verbringen. Ein Tag, der Benetto die Augen öffnet.

Das Buch zieht den Leser in seinen Bann. Vielleicht, weil man sich im tiefsten Inneren schon immer genau das gewünscht hat, was Chick erleben darf. Sicher aber auch, weil Mitch Albom mal wieder den richtigen Ton getroffen hat. Einfühlsam und doch ein kleines bisschen spöttisch. Besonders gut gelungen sind die Rückblicke in Charles Kindheit. Albom fängt genau die Momente ein, die Kränkungen beinhalten, die verwirren und verändern. Ein Buch, das man nicht mit ins Bett nehmen sollte, wenn man am nächsten Morgen früh aufstehen muss!
4.6 Stars (4,6 / 5)