Haag/Moreno: Paula und die Zauberschuhe

Paula ist ein ganz normales Vorschul-Mädchen. Das Kämmen nicht mag, mit Freunden spielt, sich mit seinem Bruder streitet – der einzige Unterschied: Paula ist körperbehindert. Sie braucht einen Rollator und Medikamente.

Das kleine Mädchen zeigt den Lesern und Betrachtern sein Leben mit der Zerebralparese, seinen Umgang mit der Spastik und erklärt die Therapien. Um sich besser zurechtzufinden, sind die einzelnen Kapitel gekennzeichnet. In solche, bei denen es um den Alltag Paulas geht und in solche, in denen die Behandlung im Mittelpunkt steht. Die zahlreichen Hintergrundinformationen helfen auch Erwachsenen zu verstehen, was es mit der Behinderung auf sich hat und welche Möglichkeiten es gibt.

Die Idee zu diesem Buch kam der Autorin, als sie genau so etwas gesucht und nicht gefunden hat. Es ist, so kann man es unter dem Strich zusammenfassen, ein Beitrag zur Inklusion.

Olli Merbeth-Brandtner: Pau und die Wut

Pau ist drei Jahre alt, fast vier, vielleicht auch älter. Er mag viele Dinge nicht. Zum Beispiel, wenn sie sagen, er sei noch zu klein oder schon zu groß. Und wenn so einiges zusammenkommt, dann bekommt Pau so eine Wut im Bauch und die muss raus. Und dann braucht Pau jemanden, der ihn in den Arm nimmt. Und futsch, ist sie weg, die Wut …

Dieses Buch ist zwar prinzipiell für jedes Kind geeignet, aber eigentlich hat es einen pädagogischen Stellenwert. Wie fühlt sich Wut an, was macht sie mit mir und welche Farbe hat sie eigentlich – das Kind, mit dem man dieses Buch liest, soll seine Gefühle reflektieren. Und so lernen, sie wahrzunehmen, einzuordnen und zu verarbeiten. Entsprechend allen Büchern dieser Art hält auch dieses am Schluss ein paar Worte für die Erwachsenen bereit. Diese hier allerdings gehen tiefer als üblich, versetzen sich noch mehr ins Kindliche. Damit die Erwachsenen es auch verstehen.

Olli Merbeth-Brandtner hat sechs kleinere Geschwister, selbst zwei Kinder. Dieses Buch ist entstanden, nachdem sein drittes Kind gestorben ist. Denn Wut kann auch eine mögliche Reaktion auf Verlust sein.

Spielend programmieren lernen

Auch, wenn es auf den ersten Blick so aussieht, dieses Buch ist nichts für wirkliche Anfänger. Ein bisschen was sollte man schon verstehen vom Programmieren, zumindest in der Theorie. Minimum-Voraussetzung ist absolutes Interesse. Zunächst muss man sich die kostenlosen Programmiersprachen Logo und Scratch auf den PC laden, außerdem Python. Und dann kann man sich daran machen, dem Computer beizubringen, was er tun soll. Eine kleine Roboterdame namens Ada – benannt nach Ada Lovelace, der weltweit ersten Programmiererin – begleitet das Kind dabei. Wobei man dazusagen muss, dass Ada Lovelace zu einer Zeit gelebt hat, als es noch gar keine Computer gab.

Was sind bedingte Anweisungen, wie wichtig ist eine festgesetzte Reihenfolge, was sind Pixel, was Tags und wie setze ich all das zu meinen Zwecken ein? Wer dieses Buch wirklich durcharbeitet, erarbeitet sich ein solides Grundwissen, kann danach Webseiten programmieren und erkennt und beseitigt Programmfehler.

Die Aufmachung ist sicher nicht jedermanns Sache und wahrscheinlich spricht sie eher Jungs als Mädchen an. Was ein bisschen schade ist. Denn schließlich holen die Mädchen bei den MINT-Themen in letzter Zeit ziemlich auf.
2.5 Stars (2,5 / 5)

Hendrich/Bacher: Yunis und Aziza

Für viele Erwachsenen ist das Flüchtlingsthema ein rein politisches. Bei unseren Kindern sieht es da oft ganz anders aus: Sie sind in Kindergarten oder Schule direkt konfrontiert mit den Themen Flucht und Trauma und brauchen die Hilfe Erwachsener, um Erlebnisse richtig einordnen zu können. Eine gute Gesprächsbasis bietet da ein sogenanntes Kinderfachbuch mit dem Titel „Yunis und Aziza“. Die beiden neuen Kindergartenkinder haben Krieg und Flucht hinter sich, haben Bomben erlebt, Zerstörung, Gewalt und Trauer. Sie haben ihre Heimat verloren, sind gerade mal erst drei Monate in Deutschland. Die Erinnerungen an das Erlebte sind noch ganz frisch, all das Neue um sie herum fremd. Und da das Spiel an sich nicht nur Vorbereitung auf das Leben ist, sondern auch der Verarbeitung dient, ist ihre Art zu spielen anders als die der anderen Kinder. Genau wie ihre Reaktion auf einen Hubschrauber. Doch gemeinsam mit den Erzieherinnen und den anderen Kindern lernen die beiden, die Seelen-Monster in Schach zu halten.

Es geht unter die Haut, dieses Buch. Die Illustrationen des Sozialpädagogen Ulrich Koprek lassen der Phantasie gerade so viel Raum, dass man sie noch bedenkenlos mit Kindern betrachten kann. Auch der Text ist kindgerecht, kann ab einem Alter von vier Jahren, eher aufwärts, gut eingesetzt werden. Allerdings sicher nicht bei gerade mal dreijährigen Kindern, wie empfohlen.
Besonders sinnvoll sind aber die Fragen, die immer wieder integriert sind. Die Fragen danach, was Yunis und Aziza fühlen, was sie wohl nachspielen und ob man auch schon einmal Angst hatte, helfen dabei, Zusammenhänge zu verstehen.

In einem zweiten Teil bekommen Eltern und Erzieher Informationen zu Flucht und Trauma und vor allem dazu, wie man zum einen ein traumatisiertes Kind unterstützt und zum anderen wie Kinder am besten mit traumatisierten Spielkameraden umgehen sollten.

Andrea Hendrich und Monika Bacher sind Diplom-Pädagoginnen und haben beide Erfahrung in Elternberatung. Ihr gemeinsames Werk passt gut zu anderen Kinderbüchern zu schwierigen Themen, die im Mabuse-Verlag erschienen sind. Aber gerade bei diesem hier merkt man den verpackten pädagogischen Ansatz teilweise zu stark. Möglicherweise wäre es daher besser, die Pädagogen den Input liefern und andere texten zu lassen.
2.0 Stars (2,0 / 5)

Schirin Homeier: Sonnige Traurigtage

Hauptperson ist Mona. Sie hat eine psychisch kranke Mutter. An manchen Tagen ist alles gut, an anderen schafft es ihre Mama nicht einmal, vom Sofa aufzustehen, um ihr die Haustüre zu öffnen. Sie ist zu schwach zum Kochen und überall liegt alles herum. Doch nicht nur Mama ist traurig, Mona auch. Vor allem dann, wenn sie das Gefühl hat, alle um sich herum anlügen zu müssen. Die Lehrerin, die Freundin – Mona spürt, dass sie nicht über Mamas Krankheit sprechen kann. Und versucht, alles zu tun, damit Mama sich freut, gibt sich die Schuld, wenn es nicht klappt. Doch manchmal wird sie auch wütend. Zum Beispiel dann, wenn sie sich geniert, Freunde zu sich einzuladen, denn es könnte ja einer der Traurigtage sein. Eines Tages nimmt sie allen Mut zusammen und erzählt ihrer Lehrerin von der Situation und damit ändert sich alles….

Im ihrem Vorwort erklärt die Autorin zunächst einmal, was es für ein Kind bedeutet, wenn ein Elternteil psychisch krank ist. Das fängt schon damit an, dass niemand gerne und vor allem offen darüber spricht, es wird unter den Tisch gekehrt, man schämt sich, auch die Angehörigen. Für die Kinder macht es das nur noch schwerer. „Sonnige Traurigtage“ ist einer der gelungenen Beiträge in der jüngsten Vergangenheit, um Kindern in dieser Situation zu zeigen, dass sie erstens nicht schuld sind und zweitens nicht allein. Auch, wenn es ihnen oft so vorkommt.

Die Autorin geht sehr praktisch an das Thema heran, lässt Mona im zweiten Teil selbst alles erklären, was sie vom Hausarzt, dem Psychiater und den Beratungsstellen weiß – und hilft mit praktischen Tipps wie der Nummer gegen Kummer weiter.

Kleine Kinder, die ja ebenso unter einer psychischen Erkrankung leiden, müssen beim Lesen des Buches noch unterstützt werden, am besten, man sortiert vorher ein wenig aus und sucht altersgerecht heraus, was sich eignet. Aber ab etwa 8 Jahren ist es kein Problem, gerade einem Kind, das sich schwer tut, darüber zu reden, ein solches Buch auch einfach einmal in die Hand zu drücken. Sozusagen als Gesprächsbasis. Zudem sollte es in Beratungseinrichtungen und auch in Kindertagesstätten nicht fehlen. Denn die Zahl der psychischen Erkrankungen scheint zu steigen – vielleicht sieht man aber auch heute nur genauer hin. 4.0 Stars (4,0 / 5)