Reiseberichte gibt es viele, den eines T-Shirts allerdings gab es bis dato noch nicht. die Autorin Pietra Rivoli, Professorin für Wirtschaft in den USA, verfolgt den Weg eines harmlosen weißen Shirts von der Baumwollernte bis hin zur Wiederverwertung in Autodächern oder gar Särgen. Rivoli erzählt diese Geschichte nicht, um Moral zu vermitteln, sondern um die Moral der Geschicht‘ erst einmal zu finden. im Mittelpunkt stehen die Märkte und das Einmischen der Politik ins Marktgeschehen.
Es gibt Bücher dieser Art, die eine hohe Wertschätzung genießen, wie zum Beispiel das mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnete Buch „The making of the atomic bomb“ von Richard Rhodes. Die Frage ist aber: Lassen sich aus einem solchen Werk wirklich verwertbare Erkenntnisse ableiten oder hat so ein Bericht doch mehr anekdotischen Charakter? Das Studium der Finanzwirtschaft und der internationalen Wirtschaft führte zweifelsohne zu gewissen Vorurteilen bei der Autorin, doch sie sagt selbst, nach dem Schreiben dieses Buches sind diese lang nicht mehr so festgefügt wie vorher.
Die Geschichte des T-Shirts beginnt mit der Baumwolle und der damit zusammenhängenden Sklavenarbeit in Amerika im 18. und 19. Jahrhundert. doch von da ab wird es global und damit kompliziert. Denn wenn das Garn eines Oberteils aus den USA kommt, es in Malaysia gestrickt, in Hongkong zugeschnitten und in China zusammengenäht wird, woher kommt das Kleidungsstück dann wirklich? Ein unglaubliches Gewirr von Regeln Import und Export betreffend macht das Ganze nicht gerade durchschaubarer.Und wenn man Rivoli Glauben schenken darf, dann hat selbst der CIA in diesem Geschäft seine Finger mit drin. Denn hier muss entschieden werden, welche eventuellen Auswirkungen es haben kann, wenn aufgrund von Auflagen und Einfuhrbestimmungen z.b. in der islamischen Welt plötzlich zehn Millionen Arbeiter aus der Textilindustrie ihre Jobs verlieren.
Doch damit nicht genug, denn die Geschichte endet nicht beim verkauften T-Shirt. Recycling sei Dank wird gebrauchte Kleidung wieder weiterverwertet. Allein die USA haben fast 40 Prozent Marktanteil am weltweiten Export getragener Kleidung, vieles landet auf Märkten, einiges wird zu Putzlappen, manches aber auch z.b. als Isolierung oder Teppichunterlage weiterverarbeitet. teilweise wird aus Reißwolle sogar wieder neues Garn – minderwertiges für billige Kleidung. Ein perfekter Kreislauf, von der Autorin auch für nicht-wirtschaftswissenschaftler verständlich beschrieben. Die sozialen Aspekte, Menschenrechtsfragen und ein speziell auf Europa zugeschnittenes Nachwort runden optimal ab. Ein Alltagsprodukt erklärt uns die Weltwirtschaft!
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