Daniel Glattauer: Die Wunderübung

Wenn man einmal beim Paartherapeuten landet, ist in der Regel schon einiges im Argen. So wie bei Joana und Valentin, deren Ehe an einem absoluten Tiefpunkt angelangt ist und die sich nur noch in Form von extrem bissigen und sarkastischen Kommentaren begegnen. Der Therapeut tut sein Bestes, um die beiden Streithähne in den Griff zu bekommen. Doch keine Chance. Valentin und Joana sind zu sehr eingespielt, zu intelligent, um auf die psychologischen Tricks hereinzufallen. Doch dann wandelt sich das Blatt und der Therapeut zeigt sich von einer ganz anderen Seite. Verletzlich, angegriffen, negativ – die beiden bohren ein bisschen nach und finden heraus, dass seine Frau ihn verlassen hat. Just in der Pause der Therapie. Und das, obwohl er, so die Worte der Gegangenen, nichts falsch gemacht hat. Sich immer wie ein perfekter Mann und Partner verhalten hat. Oder besser gesagt, nicht obwohl, sondern gerade deswegen. Was soll Valentin daraus für Schlüsse ziehen und wie geht Joana mit der Situation um?

In diesem Stück von Daniel Glattauer kommen alle Höhen und Tiefen zum Tragen. Eigentlich als Komödie bezeichnet ist es eher eine Form humoristischer Tragödie. Im Hörspiel unter anderem grandios gesprochen von Andrea Sawatzki und Christian Berkel, auch im echten Leben ein Paar und vielleicht gerade deshalb so geübt darin, sich kräftig anzugiften?
Ein Werk, das dem Autor wieder einmal voll und ganz gerecht wird. Keiner kann die Stimmungen der Menschen besser und wirklichkeitsgetreuer zeichnen als Daniel Glattauer. Keiner schafft es besser, seinen Lesern und Hörern ein Dauergrinsen ins Gesicht zu zaubern. Ein echter Meister seiner Kunst – das hat der Österreicher hier wieder einmal bewiesen.
5.0 Stars (5,0 / 5)

Bastian Biehlendorfer: Mutter ruft an

Er ist ein Lehrerkind und als solches hat er es ja schon nicht leicht. Aber seine Eltern sind wirklich etwas ganz Besonderes. Bastian, ein preisgekrönter Poetry-Slammer und Gewinner von immerhin 32.000 Euro bei Günther Jauch wurde nach seinem Auftritt dort von Verlagen umkämpft. Seine bald darauf erschienenen Bücher schafften es problemlos über Wochen an die Spitze der Spiegel-Bestsellerliste. Doch der arme Bastian kämpft trotzdem hart um die Anerkennung seiner Eltern. In ihren Augen ist er arbeitslos und wenn sie sich überhaupt damit befassen, dass er so etwas wie ein Autor sein könnte, dann höchstens in der Form, dass sie bei seinem Verlag anrufen und hier mal was klarstellen. Aber seine Mutter ruft nicht nur beim Verlag an, sondern auch dauernd bei Basti und seiner Freundin. Und wenn sie mal nicht anruft, gerät ihr Sohn in Panik. Unter dem Titel „Mutter ruft an – Mein Anschiss unter dieser Nummer“ erzählt er mit gewohntem Wortwitz über die Standleitung zu seiner Mum und Papa, der sowieso immer voll hinter ihr steht ohne je zu wissen, worum es überhaupt geht. Prinzip ist Prinzip.

Mama ruft an, wenn sie das Internet kaputt gemacht hat, ihr W-Lan-Kabel nicht funktioniert, der Hund tot ist oder sie gerade mal wieder jemand in den Wahnsinn getrieben hat – wobei ihr Festnetz des Grauens stilvoll ergänzt wird durch SMS.

Wer mal wieder so richtig herzhaft lachen möchte und das gilt vor allem für die, die sich ein kleines bisschen selbst wiedererkennen – in einer der beiden Rollen – dem sei dieses Hörbuch sehr ans Herz gelegt. Denn keiner kann Bastian Biehlendorfer besser als er selbst.
4.5 Stars (4,5 / 5)

Paul Bühre: Teenie Leaks

Was wir wirklich denken (wenn wir nichts sagen) – so lautet der Untertitel eines Hörbuches, das uns Erwachsenen hilft, die Jugend von heute zu verstehen. Hier wird aber nicht die Jugendsprache erklärt, oder zumindest nur ganz am Rande – nein, hier geht es an den Subtext. Paul Bühre ist fünfzehn und es nervt ihn, dass Eltern von heute so gluckig sind. Klar, die Wäsche dürfen sie waschen und auch zusammensammeln, für einen vollen Kühlschrank sollen sie sorgen, Geld geben natürlich auch – aber den Rest möchten Teenager doch bitte allein entscheiden. So wie alle Teenager-Generationen vor ihnen. „Wir sind groß, hässlich und haarig und haben unser eigenes Leben, das ihr schon genug beeinflusst. Wir wachsen und nerven nur. Das habt ihr auch gemacht“ – so fasst er es generationsübergreifend zusammen. Der Autor besucht das Gymnasium und lebt in einem Berliner Kinderzimmer. In das er einen spannenden Einblick gibt. Wir Eltern erfahren von ihm alles über die neue Unterhosenmode, über Liebe in Zeiten von Elektronik, über soziale Netzwerke und pubertäre Stimmungsschwankungen und vor allem erfahren wir, wie wir gefälligst damit umgehen sollen. Und er führt uns einen Spiegel vor – natüüüürlich ist keiner von uns so wie die beschriebenen Eltern, höchstens ein bisschen, manchmal. Wir sind eben wie alle Eltern. Wir wollen nur das Beste für unsere Kinder. Aber wir kriegen es nicht. Zumindest noch nicht. Und das verstehen wir ein bisschen besser, wenn wir genau hinhören. Was auch Spaß macht, denn der ausgezeichnete Nachwuchsschauspieler Julian Greis, selbst noch nicht allzu lange erwachsen, versteht es gut, Paul Bühre ein Sprachrohr zu verleihen.
2.0 Stars (2,0 / 5)