Duden für die Allerkleinsten

Gerade richtige Leseratten würden am liebsten schon den Allerkleinsten etwas vorlesen. Kann man gerne, zum Beispiel in Kombination mit den größeren Geschwistern, wird aber natürlich noch nicht verstanden. Aber tatsächlich gibt es bereits Bücher für Babys, die von diesen gerne angenommen werden. Solche nämlich, die ihnen helfen, die Welt zu benennen. Und zu begreifen. Nicht zuletzt deswegen sind die Bücher, die von Duden kommen, aus einem völlig ungefährlichen Material, das ruhig so richtig durchgekaut werden darf. Besonders interessant sind aktuell folgende Varianten:

Hallo Welt – Babys Welt in Babys Farben, geeignet für Kinder ab ca. 4 Monate. Hier wird, auf den ersten Blick etwas gewöhnungsbedürftig nur mit kräftigen Farben und vor allem sehr klaren Formen gearbeitet, abgestimmt auf das, was man bisher über die Sehgewohnheiten von Babys vermutet. Für uns Erwachsene etwas gewöhnungsbedürftig, von den Kleinen aber gut angenommen.

Etwas erwachsenenfreundlicher sind die „Kennst du das?“-Bücher: Sie arbeiten mit Fotos und Themengebieten und es macht einen Riesenspaß sie immer wieder mit dem Kind anzusehen und sein begeistertes „Da! Das da!“ zu genießen. Und auf den Tag zu warten, auf den aus dem „Da“ ein Begriff wird. Besonders schön hier ist der integrierte Greifring. Zum Festhalten, aber auch zum Festmachen am Kinderwagen. Gekennzeichnet ist das Buch ab 12 Monaten, aber auch viel kleinere Kinder haben schon ihre Freude daran.

Ab einem, eineinhalb Jahren kann man dann bereits mit Büchern wie „Kennst du schon die Farben?“ arbeiten, bei dem man Klappen öffnen und ein bisschen herumziehen kann…

Susann Sitzler: Geschwister – die längste Beziehung der Welt

Geschwister sind zum Warmspielen da, so sieht es die Journalistin und Autorin Susann Sitzler, die unter anderem für „Die Zeit“, die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ und für „Deutschlandradio Kultur“ arbeitet. Sie hat nicht nur viel recherchiert zum Thema, sie spricht auch aus eigener Erfahrung. Ihr Fazit: Mit Geschwistern erfahren wir das erste Mal, was Gerechtigkeit bedeutet.“ Ein interessantes Buch, wenn man sich ein wenig Hintergrundwissen zum Thema aneignen möchte. Mehr dazu im Elternratgeber von T-Online.

Horst Petri: Geschwister – Liebe und Rivalität

Horst Petri ist Arzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychoanalytiker. Schon vor vielen Jahren wurde er von der Stadt Wien für sein „Gesamtwerk für eine gewaltfreie Erziehung“ ausgezeichnet und auch in diesem Buch spürt man sein Hintergrundwissen. Vor allem lässt er auch die negativen Gefühle nicht außer Acht, die Geschwister fast schon automatisch irgendwann mit sich bringen. Seine Ansichten sind in einen Artikel eingeflossen, der im Elternratgeber von T-Online erschienen ist.

Buchhandelspreis geht an den Start

Kurzmitteilung

Im Herbst 2015 verleiht Kulturstaatsministerin Monika Grütter zum ersten Mal den „Deutschen Buchhandelspreis“, der mit insgesamt einer Millionen Euro ausgestattet ist. Der Preis wird kleineren, inhabergeführten Buchhandlungen mit Sitz in Deutschland zugutekommen, die sich durch innovative Geschäftsmodelle, besondere Lese- und Literaturförderung oder kulturelle Veranstaltungsprogramme auszeichnen. Die Buchhandlungen können sich seit Anfang des Jahres bewerben. Eine von der Kulturstaatsministerin berufene unabhängige Fachjury schlägt die Preisträger vor.

Sabine Bohlmann/Kerstin Schoene: Die Geschichte vom kleinen Siebenschläfer, der nicht einschlafen konnte

Sabine Bohlmann scheint ein Allround-Talent zu sein. Sie ist Schauspielerin, Sprecherin, sie schreibt wirklich gute Erziehungsratgeber und jetzt auch noch Bilderbücher vom Feinsten. Denn dieses Werk ist außergewöhnlich niedlich. Es geht um einen kleinen Nachwuchssiebenschläfer, der einfach nicht einschlafen kann. Und was ist ein Siebenschläfer schon ohne Schlaf? Die anderen Tiere versuchen ihm zu helfen, schlafen aber über ihren Versuchen alle selbst ein. Der Fuchs beim Schäfchenzählen, der Bär beim Kuscheltierknuddeln und die Nachtigall beim Liedervorsingen. Doch dann entwickelt Mini-Siebenschläfer seine eigene Methode, das Problem in den Griff zu bekommen.

Doch noch nicht nur die Idee zum Buch sowie der Text, auch die Zeichnungen und die Bild-Text-Anordnungen stechen aus der Menge. Kerstin Schoene ist keine unbekannte Illustratorin. Das wohl bekannteste, von ihr illustrierte Buch ist wohl „Monster gibt es nicht“.
4.7 Stars (4,7 / 5)

Matthias Sodtke/Helmut Kollars: Ach du dicker Moppelhase!

Nulli, der Hase, hat immer wieder ein bisschen Figurprobleme. Aber diesmal hat er ein bisschen arg viel von Oma Bärs leckerer Rüblitorte gegessen, er ist viiiiel zu moppelig. Zuerst will er das nicht glauben, als sein bester Freund Priesemut ihn darauf hinweist und reagiert beleidigt. Aber als er dann in der Dachluke hängenbleibt und nur dank Priesemut wieder herausploppen kann, merkt er, dass der Frosch Recht hat. Die beiden entwickeln einen Ernährungs- und Bewegungsplan und mithilfe eines Tricks macht Priesemut für Nulli sichtbar, wie viel er bereits an Gewicht verloren hat.

Dass Abnehmen nicht nur doof ist, sondern auch eine ganze Menge Freude macht, dass man durch Bewegung allgemein wieder fit wird und es leckere Alternativen zu Rüblitorte und Co gibt, das zeigt dieses wieder einmal ganz liebevoll gestaltete Buch aus der Reihe ganz spielerisch. Geeignet nicht nur für Kinder mit Übergewicht, sondern für alle, die Spaß an Gesundem haben oder es lernen möchten.
4.2 Stars (4,2 / 5)

M.R. Carey: Die Berufene

Das Szenario ist düster: England in nicht allzu ferner Zukunft, befallen von einem grauenvollen Parasit. Nur wenige sind noch gesund, alle Infizierten bereits zu blutrünstigen Monstern mutiert. Der Parasit zerstört die Gehirne und verwandelt die Betroffenen in Hungernde- in Menschenfresser. Bis auf eine Schar von Kindern, die auf eine irgendeine Weise resistent zu sein scheinen. Die zwar befallen sind, sich aber anders verhalten. Man hat sie eingefangen und hält sie nun auf einer entlegenen Militärbasis fest – zu wissenschaftlichen Zwecken. Man will herausfinden, was bei ihnen anders ist als bei anderen.
Die zehnjährige Melanie ist eines dieser Kinder. Von früh bis spät gefesselt, werden sie wie Versuchskaninchen untersucht. Statt Körperhygiene werden sie einmal wöchentlich in den Duschraum geschoben und mit Chemikalien besprüht. Essen dürfen sie nur Maden. Und davon nicht reichlich. Und regelmäßig verschwindet eins der Kinder.

Als Melanie seziert werden soll, wird die Militärbasis überfallen. Das Mädchen kann flüchten, gemeinsam mit einer Wissenschaftlerin, der einzigen Lehrerin mit Herz und zwei Segeants. Die kleine Gruppe kämpft sich durchs Land, auf der Suche nach den Nichtinfizierten. Wobei sich Melanie so manches Mal als menschlicher erweist als ihre nichtinfizierten Mitreisenden.

Das Buch ist zu einem großen Teil spannend, an manchen Stellen aber zieht es sich ein bisschen. Und teilweise ist es auch ziemlich heftig. Die Charaktere sind, die Gruppe der Schrottwühler ausgenommen, gut ausgearbeitet. Melanie allerdings schwankt sehr zwischen Kind und Erwachsenem – vielleicht tatsächlich ein Persönlichkeitsmerkmal eines Infizierten. Besonders ausgefallen aber ist das Ende. Über das an dieser Stelle aber natürlich nichts verraten wird. Eine Zombiegeschichte mit echtem Endzeitcharakter.
Der Autor Mike Carey ist übrigens ziemlich erfolgreich in der britischen Fantasy- und Comicwelt. Und nicht nur das, man kennt ihn auch in Hollywood als Drehbuchautor.
2.8 Stars (2,8 / 5)

Ivan Bates: Der Schreckbär

„Einst lebte ein Bär, der war nicht zu zähmen: Er konnte sich einfach nicht gut benehmen.“ So beginnt ein Bilderbuch, das sich auf sehr amüsante Weise mit Charakteren auseinandersetzen, die Dinge lustig finden, über die andere so gar nicht lachen können. Der Schreckbär zum Beispiel findet es ultrakomisch andere so richtig zu erschrecken. Doch irgendwann langt es den Tieren und sie wollen sich rächen. Aber einer bleibt vernünftig. Das kleine Kaninchen ist überzeugt davon, dass der Bär gar keine bösen Absichten hat. Ihm aber nie jemand beigebracht hat, freundlich zu sein.
Die anderen Tiere sind zwar nicht so recht überzeugt, lassen das Kaninchen aber machen. Und dieses Vertrauen lohnt sich…

Ivan Bates ist ein ganz zuckersüßes Bilderbuch in Reimen gelungen, das ein Thema aufgreift, das man in Kindergärten oft erleben kann. Kleine Kinder, die sich nur durch Lautstärke und Drohgebärden verständigen und die damit dauernd anecken. Nur, weil ihnen nie jemand gezeigt hat, wie man anders auf andere zugeht. Die nur hoffen können, auf verständnisvolle Pädagogen zu treffen, um nicht ganz schnell den „Schreckbär-Stempel“ aufgedrückt zu bekommen.
Ivan Bates studierte Illustration in Manchester und hat bereits viele Kinderbücher illustriert. Die meisten davon sind bisher aber nur in England erschienen. Das wird sich hoffentlich ändern.
4.0 Stars (4,0 / 5)

Jutta Langreuter/Silvio Neuendorf: Bist du noch mein Freund?

Knäcke und Taps haben einen kleinen, ganz versteckten Garten, in dem sie etwas anpflanzen: Salat, Radieschen und vor allem ihre heißgeliebten Erdbeeren. Doch eines Tages sind die Erdbeeren einfach verschwunden. Und der Verdacht liegt nahe. Knäcke verdächtigt Taps. Und Taps Knäcke. Die beiden sind stinksauer aufeinander und wollen nie wieder etwas miteinander zu tun haben. Doch als sie das wutentbrannt den anderen Tieren erzählen, verstehen diese das gar nicht, waren Taps und Knäcke doch immer so ein wundervolles Team. Und sie erinnern die beiden einzeln an all die schönen Erlebnisse, die sie zusammen gehabt haben, an die Erinnerungen an wundervolle Momente, die sie teilen. Als die beiden sich wieder über den Weg laufen, haben sie viel nachgedacht. Und reißen das Boot gerade noch mal in die richtige Richtung.

Streit gibt es immer wieder. Aber echte Freunde schaffen es, Prioritäten zu setzen und das Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden. Und wenn es ihnen selbst nicht gelingt, dann brauchen sie andere, die sie mit der Nase darauf stoßen, dass sie im Begriff sind, einen Fehler zu machen. Solche Freunde, wie Taps und Knäcke sie haben. Eine wichtige Lehre für kleine Bilderbuchleser und ein von Coppenrath in gewohnt edler Weise aufgemachtes schönes Buch über die Freundschaft und ihre Klippen.
3.7 Stars (3,7 / 5)