Kate Klimo: Der frechste Drache der Welt

Gleich zu Beginn des neuen Jahres gibt der deutsche Buchmarkt ein Kinderbuch her, das das Zeug zum Klassiker hat. Die Geschichte hat Witz und Pep, die Erzählweise ist für jung und alt gleich ansprechend und die Zielgruppe sowohl männlich als auch weiblich. „Der frechste Drache der Welt“ nimmt den Leser in seinen Bann.

Jesse lebt bei seiner Cousine Daisy und deren Familie, da seine Eltern in der Entwicklungshilfe arbeiten und er keine Lust mehr gehabt hat, ständig durch die Weltgeschichte zu ziehen. Die beiden Zehnjährigen verstehen sich blendend und auch bei Onkel Joe und Tante Maggie fühlt Jesse sich willkommen. Onkel Joe liebt Steine und nimmt sie daher manchmal mit auf einen Ausflug in die Berge, um außergewöhnliche Exemplare zu finden. Diesmal findet Jesse ein so genanntes Donnerei, ein Stein, der mit Kristallen gefüllt ist, doch mit diesem Donnerei stimmt irgendwas nicht, es kann sprechen. Kein Wunder, schließlich ist ja auch ein Babydrache drin, der kurz danach ausschlüpft. Zunächst so klein wie eine Eidechse, wächst Emmy, die sogar sprechen kann, schnell heran und es wird für Jesse und Daisy immer schwieriger, sie vor den Eltern zu verstecken. Aber die sind eigentlich gar nicht das Problem, das Problem ist Dr. St. Georg, der Drachentöter, der wie wild hinter Esmeralda her ist – er hat es auf ihr Blut abgesehen. Warum und wieso, das erfahren die beiden Kinder von dem geheimnisvollen Professor Andersson. Der ihnen unter drachengefunden.org noch mit ein paar anderen Tipps weiterhelfen kann. Doch zunächst einmal beginnt die atemberaubende Jagd inklusive Rettungsaktion des kleinen Drachen…

Dieses Buch ist nahezu perfekt. Schade nur, dass es die Drachenseite nicht gibt. Nach dem Beispiel von anderen Büchern wäre es witzig gewesen, hier ein paar Hintergrundinfos aufzubauen.
4.8 Stars (4,8 / 5)

Philip Militz/Kai Pannen: Tom und die Schimpfwortpolizei

Tom hat ein ungewöhnliches Hobby. Er sammelt Schimpfwörter. Akribisch verzeichnet er jedes neue Exemplar in seinem kleinen roten Notizbuch.

Und wenn er schlechte Laune hat, dann vergreift er sich an seinem Vorrat und belästigt seine Umwelt mit dem Wortmüll. So zumindest sieht das die Schimpfwortpolizei, die eines Tages in Form von Kommissar Karl-Bruno Bitterbeck vom Dussel-Dezernat vor ihm steht. Er will Tom das Schimpfen austreiben und wenn es sein muss, ihm den Mund mal kräftig mit Seife auswaschen. Doch Tom zeigt dem Herrn Ordnungshüter, wozu Schimpfwörter gut sein können.

Fast jedes Kind kommt einmal in die Phase, in der es die verschiedenen, meist bei Freunden neu gelernten Wörter gründlich ausprobiert und damit seine Umgebung nervt. Dieses Buch ist eine gute und humorvolle Grundlage für ein entsprechendes Gespräch. Man kann sich gemeinsam die in Bilderform gefassten Schimpfwörter betrachten, überlegen, was sie bedeuten und festlegen, welche gar nicht gehen.
3.8 Stars (3,8 / 5)

Barbara Rose/Kerstin Völker: Ich tausche meine Mama um

Pauline hat sich über ihre Mutter geärgert und jetzt hätte sie am liebsten eine andere. Anfangs nimmt Paulines Mama das noch mit Humor, doch bald muss sie erkennen, dass es ihrer Tochter sehr ernst damit ist. Ein ganz besonders gut gelungenes Bilderbuch von Barbara Rose und Kerstin Völker.

„Du bist gemein. (…) Am liebsten hätte ich eine andere Mutter. Eine, die viel mehr lustige Sachen mit mir macht und bei der ich nicht immer mein Zimmer aufräumen muss.“ Pauline ist außer sich vor Wut. Und die Tatsache, dass ihre Mama ihr lediglich vorschlägt, sich eben eine neue Mutter zu kaufen, macht es nicht besser. Pauline stiefelt ab, auf der Suche nach einem Mutterladen. Immerhin: Mama darf mit. Und wird beim Antiquitätenhändler Schneck in Zahlung gegeben. Pauline tauscht sie gegen dessen Mutter. Doch die findet Erdbeereis zu kalt und von Fahrgeschäften auf dem Rummel wird ihr schlecht. Ziemlich bald hätte Pauline dann doch gern ihre eigene Mutter wieder. Aber die hat Herr Schneck inzwischen verkauft. An einen Mann, der gut für sie bezahlt hat….

Mama ist genau richtig so wie sie ist. Und auch, wenn es momenteweise manchmal so aussieht, kein Kind möchte eine andere. Barbara Rose ist eine Geschichte gelungen, die sich erfrischend aus dem Bilderbuchdschungel heraushebt, sich prima für kleine Trotzköpfe eignet und spielerisch, ja geradezu liebevoll zum guten Ende führt.

„Geschichten für Kinder zu schreiben ist sehr viel schwieriger als Texte für Erwachsene zu verfassen“, so die Autorin in einem Interview mit der Stuttgarter Zeitung. Die Mutter von vier Kindern schlägt sich oft die Nacht um die Ohren, um Geschichten zu Papier zu bringen, deren schärfste Kritiker ihre eigenen Töchter sind.

Die Zeichnungen von Kerstin Völker sind fröhlich, aussagekräftig und detailverliebt. Es macht Spaß, sie wiederholt zu betrachten und die wunderbar eingefangenen Emotionen gemeinsam mit Kindern zu entdecken. Prädikat: äußerst wertvoll.
5.0 Stars (5,0 / 5)