Barbara Ruscher: Fuck the Möhrchen

„Bin noch im Bauch.“ Mit diesen Worten beginnt der erste Roman der Kabarettistin Barbara Ruscher. Erzählt ist er aus der Sicht von Baby Mia und ihrer ersten Zeit auf Erden. Fängt schon alles irgendwie blöd an: Der Mutterkuchen bockt, der eigene Vater wird mit dem Krankenhausclown verwechselt und alle heulen . Alle bis auf die Anthroposophen-Hebamme. Mia fühlt sich hässlich, schreit und bekommt von „Du hast es geschafft mein Schatz“ erst mal eine fette Brustwarze in den Mund gestopft – um ihr diesen zu stopfen. Mia zieht es vor, erst einmal zu schlafen, um dann beim Aufwachen gleich den nächsten Schrecken zu erleben: liegt doch neben ihr eine fürchterlich behaarte Gestalt, der sie nicht entfliehen kann. Was sich letztendlich als positiv herausstellt, ist der leicht pervers veranlagte klugscheißernde Teddy zunächst doch der einzige, der sie mit ihrem Babygegurgle verstehen kann.

Grundsätzlich hätte das ein richtig gutes Buch werden können. Müttergezicke, Schnullervergleiche, der Kampf gegen Teppichmilben, die klassische Kurssituation und die damit zusammenhängende obligatorische „Ich schau dann mal in anderen Betten vorbei bis du abgestillt hast“-Nummer des holden Vaters hätten etwas hergeben können. Wobei die Betonung auch hier eindeutig auf dem Konjunktiv liegt. Denn geworden ist es im Großen und Ganzen eine Ansammlung von möglichen Babyerlebnissen. Aus der Sicht eines Kindes, das nachvollziehbarerweise zwar die einfachsten Dinge nicht kennt, sich aber andererseits auf Gebieten als Spezialist ausweist, die wohl den meisten Erwachsenen fremd sein dürften. Und eines muss noch gesagt sein: Selbst, wenn man offen ist für neue Wege bei der Titelfindung, dieser Titel hätte besser sein können. Das Ordinäre passt nicht im Geringsten zu dem Buch. Wobei, es ist eher bedingt witzig und damit hat es dann doch einiges mit diesem Roman gemeinsam.
1.3 Stars (1,3 / 5)

Alexandra Maxeiner: Ich , Lilly und der Rest der Welt

Hannah und Lilly sind fast gleich alt, Frida ist die Kleinste in der Familie, Cora die Größte – voll in der Pubertät. Die vier Schwestern ziehen mit ihren Eltern und Katze Billy in ein neues Haus. Das, ganz der Demokratie folgend, lila gestrichen wurde. Wie der Alltag der Siebenjährigen aussieht, warum die neue Nachbarin unter Verdacht steht, ein Vampir zu sein und wieso Fantasiepferde in einem Kaufhaus für reichlich Wirbel sorgen können, erfährt man in diesem äußerst kurzweilig geschriebenen Buch.

Alexandra Maxeiner ist es gelungen, ein Buch zu verfassen, das sich nicht nur zum Selbstlesen prima eignet (große Schrift, einfache Sätze, kurze Kapitel), sondern das man auch mit einem Riesenspaß dabei vorlesen kann. Niedlich auch die Gestaltung von Martina Badstuber, deren Illustrationen die entscheidenden Momente perfekt einfangen.
Die Autorin schreibt nicht nur Bücher, sondern auch Drehbücher und Theaterstücke. 2011 wurde ihr der Deutsche Jugendliteraturpreis verliehen. Sie ist Teil der Frankfurter Ateliergemeinschaft labor.
4.9 Stars (4,9 / 5)

Gail Parent. Sheila Levine ist tot und lebt in New York

Eigentlich ist “Sheila Levine ist tot und lebt in New York” der Abschiedsbrief einer Selbstmörderin, der aus Versehen, den Umständen Rechnung tragend, etwas länger geworden ist. Und in dem sie nicht nur Barbra Streisand ihren Make-up-Spiegel vermacht, sondern auch Thomas Brown das Pessar und der Frau von der Arbeitsvermittlung die Schmutzwäsche. Sheila ist Jüdin, eines von hunderttausend jungen New-Yorker Mädchen mit geglätteten Haaren, Nasen, die operiert werden wollen und dem verzweifelten Scanner-Blick, wenn ein heiratsfähiger Mann in der Nähe auftaucht. Sheila ist überzeugt davon, dass sie auf dem Heiratsmarkt keine Chance mehr hat. Und das, obwohl sie bei der schlimmsten Kälte an Friedensmärschen teilnimmt, keine Versammlung und keinen Abendkurs ausließ. Grund genug für die Stadtneurotikerin, den eigenen Tod genau vorauszuplanen und dabei vor lauter Vorfreude das Leben wieder zu genießen.

Dieser Roman aus der Feder der „Golden Girls“-Erfinderin Gail Parent könnte der 1972 zum ersten Mal erschienene Vorläufer der heutigen Sex-and-the-City-Folgen sein. Ihre Einstellung zu Männern, das Wahrnehmen ihrer selbst, die Beziehung zu anderen, vor allem ihren Eltern, die eminente Wichtigkeit der Außenwirkung und dann wieder das loyale Darüberhinwegsehenkönnen: Sheila ist in ihren „letzten“ Aufzeichnungen gnadenlos. Mit sich und mit der Welt.
3.1 Stars (3,1 / 5)

Georg Kohler, Claudia de Weck: Jakob, das Krokodil

Man kann es kaum glauben, aber diese Geschichte ist wahr. Eine Schweizer Familie lebte 42 Jahre mit einem Krokodil in einer Wohnung. Als es einzog, war es noch ein Krokodil-Baby. Der Vater hat es von einer Reisemitgebracht. So wie vorher schon Spinnen, ein Chamäleon und andere exotische Tiere. Doch Jakob wächst – auch mit der Familie mit. Handzahm und fast wie ein Hund Teil der Menschenwelt. Als die Kinder ausziehen, bekommt er sogar ein eigenes Zimmer mit Pool und als er die Mutter aus Versehen beim Füttern einmal leicht beißt, verweigert er danach tagelang das Fressen vor lauter Kummer.

Jakob, das Krokodil, erweist sich als das perfekte Haustier : genügsam, friedlich und manchmal sogar so etwas wie anschmiegsam.
Bei der Lektüre dieses Bilderbuchs kommt man ganz automatisch ins Staunen. Und Wundern. Und Bewundern. Dass Tiere fast schon menschliche Positionen in Bilderbüchern einnehmen, ist ja nicht neu. Dass diese Geschichten aber auf wahren Geschichten beruhen, schon. Besonders gut und pädagogisch wertvoll ist das Nachwort, das nicht nur eine ganze Menge Informationen liefert, sondern auch die ethische Frage der Haustierhaltung an sich nicht außer Acht lässt. Ein Buch, das seinen Reiz erst auf den zweiten Blick entwickelt, dann aber umso stärker und nachhaltiger.
3.7 Stars (3,7 / 5)

Georg Kohler, Claudia de Weck: Jakob, das Krokodil

Man kann es kaum glauben, aber diese Geschichte ist wahr. Eine Schweizer Familie lebte 42 Jahre mit einem Krokodil in einer Wohnung. Als es einzog, war es noch ein Krokodil-Baby. Der Vater hat es von einer Reisemitgebracht. So wie vorher schon Spinnen, ein Chamäleon und andere exotische Tiere. Doch Jakob wächst – auch mit der Familie mit. Handzahm und fast wie ein Hund Teil der Menschenwelt. Als die Kinder ausziehen, bekommt er sogar ein eigenes Zimmer mit Pool und als er die Mutter aus Versehen beim Füttern einmal leicht beißt, verweigert er danach tagelang das Fressen vor lauter Kummer.

Jakob, das Krokodil, erweist sich als das perfekte Haustier : genügsam, friedlich und manchmal sogar so etwas wie anschmiegsam.
Bei der Lektüre dieses Bilderbuchs kommt man ganz automatisch ins Staunen. Und Wundern. Und Bewundern. Dass Tiere fast schon menschliche Positionen in Bilderbüchern einnehmen, ist ja nicht neu. Dass diese Geschichten aber auf wahren Geschichten beruhen, schon. Besonders gut und pädagogisch wertvoll ist das Nachwort, das nicht nur eine ganze Menge Informationen liefert, sondern auch die ethische Frage der Haustierhaltung an sich nicht außer Acht lässt. Ein Buch, das seinen Reiz erst auf den zweiten Blick entwickelt, dann aber umso stärker und nachhaltiger.