Elisabeth Vollmer: Picknick in der Badewanne

In diesem Buch werden 24 Geschichten aneinandergereiht, immer auf Grundlage der gleichen Familie. Die Kinder erfahren viel über das Familienleben der Schreibers, den Eltern Anke und Christian sowie den drei Kindern Silas, Julia und Lena. Ob es kleine Streiche sind, angstvolle Momente oder liebevolle – immer vor dem Hintergrund der Gottesgläubigkeit. Das macht es allen anderen Familien ein bisschen schwer beim Vorlesen. Denn wer nicht ganz so gläubig ist und/oder seinen Kindern etwas anderes vermittelt, hat bisweilen echte Schwierigkeiten auszuweichen. Ein weiterer riesiger Kritikpunkt: Die Geschichte, in der es um das Thema Scheidung bzw. Trennung geht. Denn wie es sich für eine gottesfürchtige Familie zu gehören scheint, sind die Eltern doch glatt in der Lage, ihren Kindern zu versprechen, dass sie sich immer lieben und achten werden. Wie muss sich da ein Kind fühlen, dessen Eltern das auch versucht haben, aus weltlichen oder welchen Gründen auch immer aber daran scheiterten? Das sollte sich die Autorin vielleicht doch mal überlegen. Denn es mag sein, dass sie oder die Figuren in ihren Büchern dieses Glück haben – Millionen von Frauen (und auch Männer) stehen alleine mit ihren Kindern da. Und das liegt sicher nicht daran, dass sie nicht an Gott glauben.

Wer sich auf dem Buchmarkt auskennt, der weiß, dass Gerth Medien eine kirchliche bzw. religiöse Tendenz hat. Wer aber zu dem Buch greift, weil es so nett aussieht, weil ihn die Fragen am Schluss eines jeden Kapitels begeistern oder weil es sich so gut als Adventskalender eignet, der mag enttäuscht sein.
1.0 Stars (1,0 / 5)

Anica Schriever: Wer ich sagt, muss auch liebe dich sagen


Bald wird Mia 30 und alles läuft schief. Der Mann, von dem sie sich einen Heiratsantrag erhofft hat, schmeißt sie stattdessen raus und zwar nicht nur aus seinem Leben, sondern auch gleich aus der Wohnung. Als sie dann auch noch den Job verliert, langt’s ihr. Sie flüchtet zu ihrem alten Busenfreund Gunnar. Wobei sie ganz vergessen hat, dass sie mit ihm einmal eine Wette bezüglich der Männer und ihres vollendeten dritten Lebensjahrzehnts abgeschlossen hat.

Diese Situation und noch ein paar andere so ganz zuuuufällige Zufälle sind der Rahmen einer Geschichte, die sich einreiht in Tausende anderer ihrer Art. Und dabei liegt sie gut im Mittelfeld. Weder besonders herausragend noch besonders schlecht. Ein typischer Roman, der unter dem Stichwort Frauen in die Regale der Buchhändler einsortiert wird. Wobei es durchaus eine Menge Frauen gibt, die lieber zu etwas anderem greifen.
1.5 Stars (1,5 / 5)

Marina Boos: App ins Glück – Installieren, Herz verlieren

Die fünfzehnjährige Fee ist so richtig angenervt. Nichts passt. Äußerlich hat sie eine ganze Menge an sich auszusetzen, fühlt sich ihrem Namen überhaupt nicht gerecht und dass sie ihre Wochenenden eher zuhause als auf spannenden Partys verbringt, macht sie auch nicht gerade glücklich. Doch als echter Digital Native weiß Fee sich zu helfen. Sie programmiert sich einfach selbst eine App, die ihr helfen soll, hip zu werden. Und die ganz nebenbei auch noch in der Lage ist, Alarm zu schlagen, wenn der ach-so-ersehnte Prinz endlich anreitet. Aber was da angeritten kommt, ist so ganz und gar nicht in Fees Sinn.

In Ich-Form erzählt spricht dieses Buch einem weiblichen Teenie mitten aus dem Herz. Der Roman ist perfekt zugeschnitten auf die Zielgruppe und hat das Zeug, Mädchen im Alter von 13 bis 15 Jahren dazu zu bringen, sogar mal das Smartphone aus der Hand zu legen.
4.8 Stars (4,8 / 5)

Paul Friester/Philippe Goosens: Heule Eule – Nein, ich lass niemand rein!

Wenn Mama sagt, dass keiner reindarf, dann lässt die kleine Eule auch keinen rein. Basta. Und wenn die Mama selbst vor der Tür steht. Man kann ja nicht wissen, ob sie es wirklich ist, oder? Doch zum Glück fällt dem klugen Raben noch eine Lösung ein: Schließlich gibt es Geheimnisse, die nur die beiden wissen – und böse Gangster oder gar Kinderdiebe nicht wissen können.

Das Thema dieses Buches ist richtig wichtig. Was aber irgendwie nicht so gut ankommt, auch bei den Kindern nicht, ist der Name der Eule. Die Heule Eule erleben wir hier nicht zum ersten Mal und bei ihrem Debüt mag der Titel noch gepasst haben, schließlich ging es da darum, dass die Heule Eule Trost brauchte. Aber in diesem Fall kommt es so rüber, als sei sie eine alte Heulsuse. Und das passt nicht. Denn die kleine Eule macht nur, was Mama ihr gesagt hat und was dadurch auf sie einstürmt, macht ihr verständlicherweise Angst.

3.4 Stars (3,4 / 5)

Rick Kirkman/Jerry Scott: Attacke aus dem Kinderzimmer

Eltern von drei und mehr Kindern, die Baby Blues nicht kennen, haben einen großen Erleichterungsfaktor in ihrem Leben verpasst. Denn nichts ist beruhigender als die Tatsache, dass es anderen genauso und zwar ganz genauso geht wie einem selbst. Egal, ob in Amerika oder hier bei uns. Elterliche Privatsphäre ist etwas, von dem Kinder jahrelang denken, es sei komplett überbewertet. Beziehungsweise überhaupt nicht vorhanden. Der reine Wunsch: strafbar. Diese Erfahrung machen auch Babs und Paul, deren drei Racker langsam in das Alter kommen, in dem man wirklich keine ruhige Minute mehr zu haben scheint. Zumindest nicht gemeinsam. Die sich durch die Baby Blues-Bücher wie durchs wahre Leben ziehende kinderbedingte Demenz bei Babs, Jungs, die keine Gute-Nacht-Küsse mehr verteilen wollen und die Frage, wer darf rülpsen und wer nicht sind nur Teile eines wieder einmal gut gelungenen amüsanten Ganzen.

Die unverkennbaren Zeichnungen, der Witz, der sich oft nur Eingeweihten wirklich erschließt und die Möglichkeit, dieses Buch jederzeit weglegen zu können, wenn jemand nach einem schreit – und zwar, ohne später stundenlang nach dem Anschluss zu suchen, machen auch dieses Comic wieder aus.

Es ist nicht eines der besten Bücher aus der Reihe, aber die Tatsache, dass es sich hier bereits um Band 16 handelt, zeigt trotzdem, wie wenig oder positiv betrachtet, wie viel Eltern zu lachen haben.
3.8 Stars (3,8 / 5)

Cory Silverberg/Fiona Smyth: Wie entsteht ein Baby?

Dieses Buch ist eines von denen, die kleinen Kindern erklären sollen, wo sie herkommen. Sehr bunt gehalten, teilweise mit Figuren, die aussehen wie außerirdische Lichtgestalten mit Gebärmutter oder Samenzellen und mit Erklärungen, die dann doch wieder der Sache mit den Bienen in nichts nachstehen, versuchen Cory Silverberg und Fiona Smyth sich in der Aufklärung. Was gelinde gesagt, dann doch eher schiefgeht.

Getestet an fünfjährigen Kindern war das Ergebnis reine Ratlosigkeit. Schon allein an dem Punkt, an dem beschrieben wird, dass die Geburt Menschen „ganz doll“ wehtun kann. „Männern auch?“ ist da die logische Frage.

Trotzdem gibt es positive Aspekte: Die Zeichnungen über die Entwicklung des Kindes innerhalb der ersten Wochen sind anschaulich, der Tanz der Zellen zwar komplett übertrieben aber nah an der derzeitigen Forschung über die Informationen einzelner Zellen und deren Weitergabe und damit eine gute Gesprächsgrundlage für Fans des Body Mind Centering und auch die Tatsache, dass ein Kaiserschnitt ebenfalls erwähnt wird, ist gut und fällt aus dem Rahmen der üblichen Aufklärungsbücher. Das ist aber auch schon alles. Leider.
1.0 Stars (1,0 / 5)

Rowan Coleman: Einfach unvergesslich

“Einfach unvergesslich“ erzählt die Geschichte von Claire, die bereits in jungen Jahren, genau wie ihr Vater an einer degenerativen Gehirnkrankheit erkrankt, dies aber noch jahrelang vor ihrer Familie und ihrer Umgebung und letztendlich auch vor sich selbst verheimlichen kann. Sie hat zwei Töchter, zum einen Caitlin, die bereits im studierfähigen Alter und gleichzeitig bereits schwanger ist und Esther, erst drei Jahre alt und das Ergebnis einer ganz großen Liebe zu dem deutlich jüngeren Handwerker Greg, mit dem sie erst seit Kurzem verheiratet ist.

Rowan Coleman schrieb keine Geschichte mit Riesenspannungsbogen, im Gegenteil, sie plätschert eher. Aber im positiven Sinne. Erzählt aus vier Perspektiven ergibt sie erst so ein Gesamtpuzzle von Claires Schicksal, das ja letztendlich nicht nur ihres ist. Es ist verbunden mit dem ihres Mannes, dem ihrer Mutter und vor allem mit dem ihrer Töchter. Sie alle müssen lernen, langsam aber sicher Abschied zu nehmen.

Die Dramatik, die in dieser Geschichte steckt – übrigens überwiegend gut gelesen – eröffnet sich dem Zuhörer erst im Lauf der Zeit, dann aber umso heftiger, mit einem überraschenden Ende. „Einfach unvergesslich“ ist tatsächlich unvergesslich. Vor allem dann, wenn man selbst bereits erlebt hat, wie ein Mensch durch Demenz oder Alzheimer sich Stück für Stück von einem Richtung Vergangenheit entfernte und zwischendurch doch wieder ganz da war. Etwas, was im Lauf der Zeit immer mehr von uns passieren wird.
4.8 Stars (4,8 / 5)

Dr. Dominic Walliman/Ben Newman: Professor Astrokatz – Universum ohne Grenzen

Dieses Buch ist alles andere als nur für Kinder geeignet. Auch Erwachsene können hier schon allein beim Vorlesen eine ganze Menge lernen und/oder wiederholen. Man erfährt, wie man das Echo des Urknalls noch heute per Radio einfachen kann, wie eine Rakete funktioniert oder wie die ersten Raketen vor 1000 Jahren in China aussahen. Doch auch, wenn es für kleine und große Klugscheißer die perfekte Infoquelle ist, so ist dieses Buch doch noch viel mehr: Ein Schatz reich an Entdeckungen, ein Buch, das man nicht am Stück liest, sondern in dem man immer wieder stöbert und immer wieder etwas Neues, Spannendes entdeckt.

All diejenigen also, die sich schon immer für Sonne, Mond und Sterne sowie die Geheimnisse des Universums interessiert haben, sind hier bei Professor Astrokatz genau richtig. Einzig nicht so schön, aber das ist letztendlich Geschmacksache, sind das unhandliche Format und das raue Papier.
3.9 Stars (3,9 / 5)

Julia Volmert/Elke Broska: Ein Rucksack voller Glück

Das Auto muss in die Werkstatt und der geplante Ausflug fällt ins Wasser. Flo und Mia sind echt enttäuscht. Doch dann erzählt ihnen ihre Mama vom Glücksrucksack: Jeder Mensch, vom Baby bis zum Opa, trägt einen unsichtbaren Rucksack auf dem Rücken. Der eine ist schwer und voller Sorgen, drückt den Rücken des Betroffenen weit nach unten und lässt ihn traurig schauen. Ein anderer ist randvoll und wenn man glücklich verliebt ist, dann wachsen dem Rucksack sogar Flügel. Die Mama zeigt den beiden, wie man schlechte Gefühle durch gute ersetzt. Was man tun kann, damit der Rucksack wieder schön leicht wird.

Dieses Bilderbuch ist so, wie man es von Julia Volmert gewohnt ist. Allerdings fehlt es ein bisschen am Spannungsbogen. Irgendwie erwartet man sich mehr. Aber der Ansatz ist gut. Die Idee, die Seele als Rucksack darzustellen, den man beliebig füllen kann, macht das Thema deutlich anschaulicher und lang nicht so abstrakt wie es eigentlich ist.

Ein schönes Extra, ganz typisch für die Bücher aus dem albarello-Verlag, sind die Glückspostkarten im Buch. Wunderbar geeignet, anderen ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern und somit auch deren Glücksrucksack mit Positivem zu füllen.
2.9 Stars (2,9 / 5)

David McKee: Sechs Männer

Diese eindrucksvolle Geschichte, der es gelingt, schon kleinen Kindern den Ursprung von Kriegen zu erklären, zeigt, wie aus sechs friedlichen Männern in Nullkommnix sechs feindlich eingestellte Kriegsherren werden. Und immer geht es um Macht, Geld und Missverständnisse. Die Zeichnungen wirken in ihrer Art fast unschuldig, wie von Kinderhand gezeichnet stolzieren die kleinen Männchen durch das Buch und landen am Schluss genau da, wo sie hergekommen sind: auf der Suche nach einem Ort, wo sie in Frieden leben und arbeiten können.

Aktueller könnte das Buch kaum sein. Es reiht sich ein in eine ganze Anzahl von Büchern, die versuchen, den Krieg zu erklären. Keines der Lieblingsthemen von Kinderbuchautoren, aber teilweise extrem gut gelungen. Wie zum Beispiel auch „Rosa Weiß“, „Der rote Schuh“ oder „Akim rennt“.
3.4 Stars (3,4 / 5)