Michael Schulte-Markwort: SuperKids

Jeder will nur das Beste für sein Kind, keine Frage. Doch der Druck von außen wird immer stärker. Ein normales Kind scheint heute schon kaum mehr etwas wert zu sein, dauernd wird um die Kinder herumgekreist, keinen Konflikt dürfen sie mehr alleine lösen. All das sieht auch der Kinder- und Jugendpsychiater Professor Dr. Schulte-Markwort. Im Interview auf Eltern.t-online.de findet er: Wir dürfen unsere Kinder nicht verbiegen wie Marshmallows.

Binette Schroeder: Der Zauberling

Zokko ist ein kleiner Zauberlehrling und er lebt bei seinem Großvater, dem berühmten Zonobu. Eines Tages schleicht er sich davon, nicht ganz unbemerkt, aber vom Alten toleriert, und erlebt so einiges mit einem frischgeschlüpften Drachenbaby und Rotkäppchen höchstpersönlich. Doch plötzlich hat er das Zaubern wohl etwas überstrapaziert und schafft es nicht, seinen Unsichtbarkeitszauber wieder rückgängig zu machen. Doch wozu hat man Freunde?

Diese mit fantasievollen, manchmal etwas altertümlich anmutenden Zeichnungen versehene Bilderbuchgeschichte im typischen Binette Schroeder-Stil lässt leider textlich ziemlich zu wünschen übrig. Sie ist weder sehr fesselnd, noch sind ihre Sprachspielereien gelungen, sie führen eher zur Verwunderung beim Kind denn zu einem fröhlichen Grinsen. Ein weiterer Nachteil, der leider immer öfter bei Bilderbüchern vorkommt: der Druck. Hierbei wird nicht darauf geachtet, dass eine schwarze Schrift auf einem dunklen Hintergrund nur schwer zu lesen ist, gerade in der typischen Vorlesesituation abends im Bett. Schade, sind doch sonst die Bücher aus dem NordSüd-Verlag meist ein Garant für etwas außergewöhnliche, aber mitreißende Bilderbücher.
1.1 Stars (1,1 / 5)

Anja Freudiger: Ein Koffer voller Mama-Momente

Mama, Papa, Bertil und die kleine Elsa sind eine Familie wie aus dem Bilderbuch. Doch in diesem Bilderbuch ist es nicht so, wie es sein sollte. Denn Mama ist krank, sehr krank. Und ihre Zeit im Krankenhaus eine große Herausforderung für die ganze Familie. Bertil ist wütend, dass Mama zu den Ärzten muss und nicht bei ihnen sein kann. Und traurig, sehr traurig. Denn egal, was Oma oder Papa machen, es ist gut, aber nicht so gut, wie das, was Mama macht. Das fängt beim morgendlichen Aufwecken an und hört bei der abendlichen Gute-Nacht-Geschichte auf. Doch Bertil hat eine Idee: Als Mama zu einem „Krankenhausurlaub“ für ein paar Tage zu ihrer Familie kommt, sammelt er mit ihr gemeinsam Mama-Momente.

Die Vorstellung, dass er diese wohl noch sehr häufig brauchen wird, macht den (Vor-)Lesenden traurig. Aber die Kinder sind begeistert von dieser Idee und die Gespräche, die sich daraus ergeben, was ihre Mama-Momente seien, sind äußerst interessant. Und ergeben Blickwinkel, die man vorher gar nicht vermutet hätte. Bei dieser Geschichte bekommt man einen kleinen Eindruck davon, wie Kinder darunter leiden, wenn die Eltern nicht mehr stark und vom Leben unbesiegbar sind, sondern verletzlich und schwach. „Und obgleich sie nicht verschweigt, dass Kinder dem Schicksal oft ohnmächtig gegenüberstehen, zeigt sie auch, dass sie die Kraft entwickeln können, ihr Erleben unmittelbar zu verbessern“, heißt es bei einem Gutachten der Stiftung Gesundheit. Dem ist an dieser Stelle zum Thema Resilienz nichts mehr hinzuzufügen.

Das Buch aus der Reihe „Kids in Balance“ sollte weder in Kindertagesstätten noch in Krankenhausbibliotheken oder Beratungsstellen fehlen. Auch, wenn es durchaus an manchen Stellen hätte noch ehrlicher sein dürfen.
3.2 Stars (3,2 / 5)

Rob Harrell: Spotz – Alles unter Kontrolle

Spotz ist ein Troll und nicht besonders zufrieden – weder mit seinem Leben noch mit seinem Namen: „Ein majestätischer Name ist das wirklich nicht. Oder habt ihr schon mal von irgendwelchen Königen gehört, die ‚Spotz der Allmächtige‘ oder ‚Spotz der Erbarmungslose‘ heißen?“ Seine Familie lebt unter einer Brücke und zwar nur aus einem Grund: So kann man ahnungslosen Spaziergängern ganz wunderbar einen Riesenschrecken einjagen. Kevin Kleinschwein ist Spotz‘ bester Freund und Prinz Roquefort derjenige, der ihm das Leben unangenehm macht. Und ihn dazu bringt, seine Trollwut von der Leine zu lassen. Was Spotz nicht gut bekommt und ihm eine Zeit im Kerker beschert. Doch wozu hat man Freunde und schließlich muss verhindert werden, dass der Prinz geradewegs auf den Thron zusteuert.

Die Machart des Buches erinnert ein wenig an Greg und seine Tagebücher, wobei Spotz deutlich eine noch jüngere Klientel anspricht. Schon die Tatsache, dass sich sein Name auf Kotz reimt und ihm das durchaus bewusst ist, sorgt für die ersten Grinser auf Jungsgesichtern im Alter zwischen sieben und zehn. Das mit Comicelementen versehene Buch zielt nicht zuletzt auf genau diejenigen jungen Leser ab, deren Lieblingsbeschäftigung nichts mit Buchstaben zu tun hat. Könnte durchaus klappen.
3.8 Stars (3,8 / 5)

TINO/Dominik Rupp: Seeräubergeschichten

Diese Geschichten, geschrieben von TINO für die erste Lesestufe, also die absoluten Erstleser, sind nicht nur für Jungs geeignet. Leon rettet die ganze Klasse durch ein mutiges Stöpselziehen vor einer grausamen Piratenbande und trotzdem hat die Lehrerin dafür kein Verständnis, Ida und Luka landen in einer Geschichten-Zeitschleife, Lina setzt sich durch in der Piratenwelt und bei Mia und Ben wird eine kleine Figur zum großen Helden.

Die Sätze sind kurz, die direkte Rede ist einfach und verständlich, die Absätze so wie es sein soll: abgesetzt. Kleine Leseverständnisrätsel und ein Aufklebersystem geben den notwendigen Anreiz. Obwohl letzteres dazu führt, dass kleine Erstleser sofort nach dem nächsten Buch rufen. Denn dieses sei ja bereits abgearbeitet. Bei einem Preis von rund acht Euro kann das bei angehenden kleinen Leseratten auf Dauer teuer werden.
3.8 Stars (3,8 / 5)

Andreas Steinhöfel: Anders

Schon seine Kinderbücher rund um Rico, Oskar und Paul Vier zeigen, wie einfühlsam und anders der Autor von „Anders“ ist. Andreas Steinhöfel versteht etwas von seinem Handwerk und hat hier eine Geschichte geschaffen, die tief unter die Haut geht. Wer ihn anno 2014 auf der Buchmesse in Frankfurt gehört hat, wird dies bestätigen. „Anders“ ist eines dieser Bücher, die einem lange im Kopf bleiben.

Es geht um den kleinen Felix, der, nachdem ausgerechnet seine ehrgeizige Helikopter-Mutter ihn über den Haufen gefahren hat, die Zeit einer ganzen Schwangerschaft lang im Koma lag und als Anders wieder aufgewacht ist. Erinnerungen an die Zeit vor dem Unfall hat er nicht. Und es gibt da so den einen oder anderen, dem das auch lieber ist. Doch so langsam drängeln sich die Ereignisse wieder ins Bewusstsein des nun gar nicht mehr angepassten und duckmäuserischen Jungen – beinahe mit fatalen Folgen.

Die Hörspielinszenierung ist tatsächlich nur etwas für Hörspielbegeisterte. Denn die Bearbeitung durch Karlheinz Koinegg und die Umsetzung durch den WDR ist, wie es das CD-Cover bezeichnet „atmosphärisch-dicht“. Überladen könnte man es auch nennen. Denn an manchen Stellen macht das Stakkato den Hörer eher nervös und führt dazu, dass man von den eigentlichen Zwischentönen, die Steinhöfel geschaffen hat, abgelenkt wird.
3.4 Stars (3,4 / 5)