Sophie Siers/Anne Villeneuve: Hallo Donald Trump

Sam ist ziemlich entnervt. Er muss sich mit seinem Bruder ein Zimmer teilen und der ist nicht nur größer und stärker, er darf auch länger am Handy hängen. Jetzt hat Sam in den Nachrichten gesehen, dass Donald Trump „unerwünschte Personen“ einfach mit einer Mauer von sich abtrennen möchte – und das, findet Sam, ist doch eine großartige Idee auch fürs Kinderzimmer. Also schreibt er dem Präsidenten und zwar nicht nur einmal. Er teilt ihm alles mit, was er so Stück für Stück über Mauern lernt. Über echte und über die im Kopf.

Die Idee ist gut, die großen Probleme mal aufs Kleine, Verständliche runterzubrechen. Und ebenfalls im Kleinen zu zeigen, was im Großen mit ein bisschen Verständnis und Bildung erreicht werden könnte. Leider nur lässt die Umsetzung ein bisschen zu wünschen übrig. Als Bilderbuch an sich eignet sich dieses Werk nur bedingt und auch nur dann, wenn man viel, viel erklärt. Besser geeignet ist es für Schulkinder, zum Beispiel für ein Bilderbuchkino im Unterricht. Da lässt es sich ganz wunderbar als Gesprächsgrundlage nehmen.

Günter Franzen: Späte Liebe

Mehrere Diplome, Schriftsteller und freier Mitarbeiter bei einer großen deutschen Zeitung – da kann man noch so klug sein, eine Frau findet sich trotzdem nicht leichter. Diese Erfahrung musste auch Günter Franzen machen, der sich nach dem Tod seiner Frau zum gegebenen Zeitpunkt wieder auf die Suche machte und sich dazu, wie man das heute so tut, den modernen Kupplern in Form von Datenbanken anvertraute. Die Odyssee, die jetzt begann, beschreibt er mal witzig, mal anrührend, mal gemein und auch ein bisschen melancholisch auf seine ganz eigene Art. Doch egal, wie viel Niveau dahintersteckt, ums Fremdschämen kommt man nicht herum. Vor allem, wenn man selbst zur Gattung der Frauen gehört.
Ella aus Böhmen, Petra vom Immenhof und wie sie nicht alle heißen, die Damen, die der Möchtegernfreier auf seiner Reise durch ganz Deutschland besucht, sind aber leider alle nicht das, was er sich erhofft hat … und bis die eine, diejenige welche kommt, muss sich der Autor ganz schön durch den weiblichen Griesbrei der Nation kämpfen. Wobei man sich manchmal nicht so ganz sicher ist, ob es nicht doch an den Ansprüchen des Suchenden liegt.

Best Ager auf einem entsprechenden Portal zu sein, stellt man sich als Teil der Generation, die ihren Partner noch im Real Life gefunden hat, nicht besonders einfach vor. Aber dieses Buch ist diesbezüglich wirklich abschreckend – dann doch lieber Tanztee. Obwohl, wenn man das Ergebnis der Reise betrachtet, dann hat es sich ja doch irgendwie gelohnt.

Tiina Nopola/Mervi Lindman: Drei Freunde für Siri

Mann sieht irgendwie dick aus, findet Siri und drückt mal vorsichtig, um zu sehen, ob da ein Baby drin ist. Aber da ist keines. Was Siri sehr schade findet. Das kleine Mädchen weiß grad gar nichts mit sich anzufangen. Also beschließt sie, wenn schon kein Baby, dann mindestens ein Hund. Und wie jedes Kind, das einen Hund will, kann Siri ganz schön hartnäckig sein. Frau Fröhlich will ihr ihren Hund partout nicht geben, genauso ist es bei Herrn Anton. Siri hat sich so auf das Thema versteift, dass sie gar nicht bemerkt, was um sie herum passiert … und dass eine Freundschaft mit einem, zwei, drei Menschen doch sicher mindestens so gut wäre wie ein Baby oder ein Hund. Mindestens.

Dieses Bilderbuch ist ein echter Trost für alle, die sich ein Geschwisterchen wünschen und keines bekommen, einen Hund wünschen und keinen bekommen – nur nicht für die, die sich Freunde wünschen und keine bekommen. Aber das ist eine andere Geschichte.

Prince: The Beautiful Ones

Wenn man dieses Buch in die Hand nimmt, dann weiß man gleich: Hier geht es nicht um irgendwen, hier geht es um eine Legende. Der edle Leineneinband erinnert an Purple Rain, der Schutzumschlag in Gold mit Prägung ist extrem hochwertig und das ganze Buch ein Genuss.
Bis zu seinem viel zu frühen Tod arbeitete Prince an seiner Autobiographie, hatte bereits Bildmaterial vorgesehen, sammelte handschriftlich verfasste Texte und Kompositionen und hat sich sehr detailliert damit befasst, wie er sich präsentieren möchte, was er preisgeben möchte. Und genau das spürt man bei der Lektüre – oder sollte man besser sagen – beim ehrfürchtigen Betrachten des Werkes.

Wie wurde aus Prince Rogers Nelson der Künstler Prince? Was hatte er für eine Kindheit und Jugend und was machte das Erlebte mit ihm? Welche Begegnungen waren entscheidend? Und wie kam es zu diesem tragischen Ende 2019 in seinem Studio Paisley Park? Das Bild, das man von Prince erhält, ist ein sehr genaues.

Dieses Buch ist ein Highlight für alle Fans des Oscar-Preisträgers. Und etwas Besonderes für alle, die Musik lieben und sich für die Menschen dahinter interessieren.