Jens Steiner: Die Bratwurstzipfel-Detektive

Eines gleich vorweg: Es ist das Kinderbuch-Debüt des Autors und es ist super. Die Sprache ist perfekt für die Zielgruppe, die Geschichte spannend, ohne dem kleinen Leser den Schlaf zu rauben und die Aufmachung genau richtig. Aber worum geht es eigentlich? Es geht um Clemens, seine Freundschaft zu Leo, es geht um die komische Olivia und einen alten Mann, der extrem unheimlich wirkt und allen ein wenig Angst einjagt. Als Clemens eines schönen Tages einen alten Plan findet, überschlagen sich die Ereignisse. Und fast wäre dabei eine wunderbare Jungs-Freundschaft kaputtgegangen. Aber nur fast, denn am Ende geht nicht ein Freund verloren, am Ende kommen neue hinzu.

Die Aufmachung des Buches lässt darauf schließen, dass weitere geplant sind. Die frischen Fans der Bratwurstzipfel-Detektive würde es freuen.

Andrea Flemmer: Arthrose

Man muss nicht alt sein, um unter dauernden Gelenkschmerzen zu leiden. Da genügen schon erbliche Vorbelastung, der falsche Sport in Kindheit und Jugend und die falsche Ernährung, um täglich massive Schmerzen durch Arthrose auszulösen. Und gerade diese Schmerzen, behauptet die Autorin, Diplom-Biologin und Ernährungswissenschaftlerin, kann man reduzieren. Die Maßnahmen, die dazu notwendig sind, beschreibt sie in diesem Ratgeber. Neben der richtigen Bewegung und Nahrungsmitteln, die genau auf die Verschleißerscheinung abgestimmt sind, gibt es vor allem zahlreiche Gewürze und Heilpflanzen, die in der richtigen Dosierung entscheidende Verbesserungen bringen. Dr. Andrea Flemmer hat das Rad mit diesem Buch nicht neu erfunden – aber das war auch gar nicht ihr Ziel. Stattdessen hat sie leicht verständlich gut erklärt, auf was es ankommt und wie man für sich entscheidet, ob eine Operation wirklich der richtige Weg ist.

Frei nach ihrem Motto: Diagnose Arthrose – so helfen Sie sich selbst!

Renate Welsh/Julie Völk: Zeit ist (k)eine Torte

Keine Zeit, keine Zeit, was für die einen nach Alice im Wunderland klingt, ist für Kinder oft der ganz normale Alltag. Dauernd wird ihnen etwas versprochen und dann kommt doch wieder „Wichtigeres“ dazwischen. Und Elli trifft es gerade besonders hart. Ihre Mutter ist krank und muss auf Kur, der geplante Skiurlaub fällt ins Wasser und Papa hängt dauernd superwichtig am Telefon. Schöne Ferien! Doch dann darf Elli zu Frau Neudeck, der schrulligen Nachbarin, erlebt ein Abenteuer nach dem anderen und lernt von Frau Neudeck auch noch, wie man am besten ein bisschen Geduld mit den Erwachsenen hat.

Die Autorin dieses Buches war in der Schule die Kleinste und das auch noch mit roten Haaren – da waren blöde Sprüche vorprogrammiert. Doch dann versprach ihr der stärkste Junge von allen, sie zu beschützen, wenn sie ihm jeden Tag eine ihrer Geschichten erzählte. Kein Wunder, dass Bücher wie dieses voller Verständnis sind für Kinder und ihre Bedürfnisse.

Val Emmich: Die Unvergesslichen

Menschen wie die zehnjährige Joan gibt es nur ganz selten auf der Welt: Das junge Mädchen hat das perfekte Gedächtnis. Sie erinnert sich an jedes noch so kleine Detail. Was zunächst klingt wie ein Segen, ist bisweilen ein ziemlicher Fluch. Denn normale Menschen können das nicht und das frustriert Joan.

Bis sich ein Freund ihrer Eltern komplett auf ihre Erinnerungen einlässt. Gavin, ein bekannter Songwriter, hat gerade erst seinen Partner Sydney verloren und damit seinen ganzen Lebensmut. Und die Musik. Joan hilft ihm, seine Erinnerungen zu sortieren und zu ergänzen und bitte ihn dafür nur um eines: den perfekten Song zu schreiben. Einen, der auch für all die, die nicht über so ein Gedächtnis wie sie verfügen, unvergesslich bleibt.

Es ist nicht ganz einfach, in dieses Buch zu kommen. Wirklich Sympathie für seine Darsteller zu empfinden. Für Joan, die ihrer Umwelt und damit auch dem Leser bisweilen mit ihren Macken ziemlich auf den Geist geht, für die Eltern, die scheinbar so gefühllos mit Joan umgehen, für den trauernden Gavin, der sich komplett hängenlässt und Sydney, der, wie es scheint, alles andere als treu war … doch dann wendet sich das Blatt und man kann das Buch nicht mehr aus der Hand legen.

Corinna Leibig: Der kleine Bauchweh

Kleine Kinder haben häufig Bauchweh und nur selten steckt wirklich der Bauch an sich dahinter. Stattdessen muss das große Ganze betrachten. Im Bauch und zwar im – wie die Yogabesteigerten so schön sagen – Sonnengeflecht treffen sich sehr viele Nerven und gehen einem Kind aus irgendeinem Grund die Nerven durch, dann bekommt es Bauchweh. So wie der kleine Bauchweh – die Hauptperson dieses Buches, das sich für alle Kinder eignet, auch für therapeutische Zwecke.
Was könnte hinter dem Bauchweh liegen, fragt sich das kleine blaue Wesen. Ist er verliebt? Hat er einen Magen-Darm-Virus? Waren es zu viele Runden in der Achterbahn? Hat es gestern zu viel gegessen und liegt ihm das jetzt im Magen. Oder liegt ihm etwas anderes im Magen? Wut? Angst? Ärger?
Gott sei dank gibt es ja den großen Bauchweh, der kennt sich da aus. Und verordnet erst einmal eine Kuschelrunde ….

Typisch für Bücher dieser Art, aber eben auch sehr hilfreich für Eltern und Erzieher sind die Anmerkungen der Autorin am Ende des Buches. Wobei die Kommunikationsdesignerin, die Kinder in herausfordernden Lebenssituationen mit ihrem Projekt „kreativ macht stark!“ unterstützt, nichts schönredet, sondern stattdessen Tipps für schwierige Situationen gibt – schließlich ist auch ein Kinderleben nicht immer nur ein Zuckerschlecken.

Bastian Bielendorfer: Papa ruft an

Lehrerkinder haben es nicht leicht. Fast jeder von uns kennt eines aus der eigenen Schulzeit. Diesen jungen Mann allerdings hat es besonders hart getroffen: beide Eltern sind Lehrer und beide leben auf einem völlig anderen Planeten. Bastian Bielendörfer hat auf seine charmant-witzige Art, bei der er immer nah dran aber nie unter die Gürtellinie schießt, bereits mehrere Bücher in Umlauf gebracht und „Papa ruft an“ war da nur die logische Konsequenz.
Nachdem die Mama das Internet gelöscht hat, ist der Papa nun aufgrund widriger Umstände auf sich gestellt und wo sucht er Rat, wenn er die Waschmaschine in Gang bringen oder etwas zu essen machen muss: bei Bastian. Der eine Engelsgeduld mit ihm hat. Mit ihm und mit seinem Neffen Ludger, dem klugscheißerischen Sprössling einer Ökofamilie. Wer allerdings noch viel mehr Geduld hat, ist Bastians Freundin.
Das, was Bastian Bielendörfers „Stücke“ so witzig macht, sind nicht nur die Geschichten an sich, es ist vor allem die Art, wie er sich selbst aufs Korn nimmt. Sehr sympathisch.
Die CD, vom Autor selbst gelesen, ist witzig und eignet sich ganz wunderbar auf Fahrten zum Einkaufen. Für längere Fahrten allerdings nicht, denn da wird das Ganze dann irgendwann etwas fad.

Nonnast/Göhlich: Kein Schatz für Zipfel

Der kleine Zipfel ist ein Gespenst und er träumt von Ruhm und Geld. Zwar versucht er es immer wieder mit redlicher Arbeit, aber so ganz schmeckt ihm das nicht. Das geht ihm alles zu langsam. Als er fast schon an dem Punkt angekommen ist, an dem er erkennt, dass Träume sich nicht immer so einfach verwirklichen lassen, bietet sich ihm eine geniale Chance. Die er ergreift, ohne auf seine Freunde oder auch nur seinen gesunden „Geisterverstand“ zu hören.

Mal abgesehen von dem seltsamen Namen, der bei der Zielgruppe immer wieder peinlich angehauchtes Gelächter hervorruft, ist Zipfel ein sehr sympathischer Charakter. Vorübergehend zwar etwas geldgeil, aber er kommt ja schnell auf den Boden der Tatsachen zurück und erkennt, was wirklich wichtig ist im Leben. Das Buch ist bereits der zweite Teil einer Reihe, die sich um eine kleine liebenswerte Gespensterbande mit Macken dreht und die sich sowohl für Jungs als auch für Mädchen im Grundschulalter gut eignet.

Die Autorin Britta Nonnast beginnt, sich einen Namen zu machen im Bereich der Kinderbuchliteratur. Unterstützt wird sie durch die niedlichen Zeichnungen der Illustratorin Susanne Göhlich, die ebenfalls bereits auf einiges an Erfahrung in diesem Bereich zurückblicken kann.

Saskia Jungnickel: Eine Reise ins Leben

– oder wie ich lernte, die Angst vor dem Tod zu überwinden.

Vieles versteht man erst, wenn man es sich erklären kann. Also macht sich die Autorin auf, Antworten zu finden, die ihr das Phänomen Tod erklären. Denn genau vor dem hat sie eine Riesenangst, eine dumpfe, dunkle Furcht, der sie sich mit diesem Buch stellen will.

Der Tod kommt, wann er will. So wie beim Bruder der Autorin, der noch jung einfach nachts im Schlaf verstarb. Manchmal kommt er auch, weil er gerufen wird. So wie beim Vater der Autorin, der sich selbst erschossen hat. Erlebnisse, die zweifelsohne enorm prägend sind.

Sich dem Tabuthema zu nähern, ist an sich schon mutig. Wer will das lesen? Wo wir doch alle tagtäglich damit beschäftigt sind, es von uns zu weisen. Doch, wenn man sich einlässt auf dieses Abenteuer, dann gibt es einem eine ganze Menge zurück. „Unter jedem Grabstein liegt eine Weltgeschichte“ (Heinrich Heine) oder „Man könnte viele Beispiele für unsinnige Ausgaben nennen, aber keines ist treffender als die Errichtung einer Friedhofsmauer. Die, die drinnen sind, können sowieso nicht hinaus und die, die draußen sind, wollen nicht hinein.“ (Mark Twain) – es gibt viele Sichtweisen auf den Tod und viele Arten damit umzugehen.

Saskia Jungnikl ist Journalistin, schreibt unter anderem für die Österreichseiten der „Zeit“. Und journalistisch ist auch ihre Herangehensweise an das Thema. Sie recherchiert und folgt den Spuren, die sich auftun. Sammelt Eindrücke, Momente und Weisheiten und präsentiert ihren Lesern dieses Puzzle wie zum Beweis, das der Tod in ihrem Leben jetzt den Schrecken verloren hat.