Rowan Coleman: Zwanzig Zeilen Liebe

Stella arbeitet in einem Hospiz. Und schreibt dort für die Betreuten ihre letzten Briefe, schreibt für sie Dinge auf, die sie noch belasten und überreicht diese Briefe, wenn diejenigen, die noch etwas auf Herzen hatten, verstorben sind. Dabei hat Stella selbst genug Probleme. Denn ihre Ehe ist einer großen Belastungsprobe ausgesetzt. Ihr Mann war Soldat und hat ein Bein verloren. Darüber kommt er nicht hinweg, genauso wie über das, was er erlebt hat. Am schlimmsten aber ist für ihn, dass er sich schuld fühlt am Tod seines besten Freundes – bzw. Stella irgendwie die Schuld dafür gibt. Weil er für sie leben wollte.

Dieses Buch von Rowan Coleman – zeigt einem, wie kostbar Erinnerungen sind, dass es immer noch einen Weg gibt und dass man sich darüber bewusst sein sollte, dass es, wenn man zu lange zögert, einfach schon zu spät sein kann.

„Zwanzig Zeilen Liebe“ ist nicht wirklich ein Liebes-, sondern eher ein Lebensroman. Einer von denen, die einem etwas mitgeben, bei denen man nach lange danach nachdenkt über den Stoff und den Bezug zum eigenen Leben. Ähnlich wie es bei „Einfach unvergesslich“ ist, wobei Letzteres noch einen Tick besser war.

Das Hörbuch wird gelesen – und zwar ungekürzt auf zwei mp3-CDs – von einem hochkarätigen Sprecherensemble, bei dem das Zuhören richtig viel Spaß macht. Gerade, aber nicht nur in der Vorweihnachtszeit trifft es den Nerv.
3.9 Stars (3,9 / 5)

Der Grüffelo – Meine wunderbare Weihnachtszeit

Die meisten Adventskalender können gut und gerne noch einen ihnen ähnlich gearteten Gesellen in ihrer Nähe vertragen. So einen wie diesen. Dieses kleine, viereckige Paket enthält eine ganze Menge Dinge, die die so spannenden Vorweihnachtszeit ein wenig verkürzen können:
Gemeinsam mit dem gerade bei kleineren Kindern äußerst beliebten Grüffelo und dem Grüffelokind kann man 24 Tage lang basteln, backen, dekorieren, singen und spielen. Also genau das tun, was man eigentlich immer vorhat, wenn man kleine Kinder hat. Denn für die, und das sollte man in der oft eher wenig besinnlichen Vorweihnachtszeit nie vergessen, muss das weihnachtliche Fest nicht perfekt sein. Sie wünschen es sich – genau wie wir alle eigentlich – friedlich und ohne Hektik.
4.0 Stars (4,0 / 5)

Henn/Schmidbauer: Ostwind 3 – Aufbruch nach Ora

Der von vielen Fans lang ersehnte dritte Band der Saga über das Mädchen Mika und sein Pferd Ostwind, Aufbruch nach Ora, ist seit Kurzem im Handel und galoppierte geradewegs auf die Bestsellerlisten. Nicht zu unrecht. Denn dieses Buch bietet nicht nur jugendlichen Lesern alles, was ein zu Herz gehendes Buch braucht: eine Menge Tränen, Hoffnung, Liebe und ein unglaubliches Ende.

Man könnte ja meinen, es wäre jetzt endlich mal Ruhe im Karton auf dem Gut Kaltenbach. Mika hat den Hof gerettet, das Gestüt ist nun Therapiezentrum. Doch dass es eigentlich nicht die Pferde sind, die den Therapeuten brauchen, sondern die dazugehörigen Menschen, dass es so vielen an Einfühlungsvermögen fehlt für die schönen Tiere, das macht Mika wahnsinnig. Dann allerdings passiert etwas, das alles andere in den Schatten stellt und Mika muss mit Ostwind, der eigentlich lieber bei seiner geliebten trächtigen Stute bleiben würde, eine schwere Reise antreten.

Waren die Bücher vorher schon spannend, so übertrifft es dieses um einiges. Ostwind 3 ist eines von den Büchern, die man nur notgedrungen aus der Hand legen würde, die man den ganzen Tag in seiner Tasche herumschleppt, um jede nur mögliche Minute zum Lesen zu nutzen. Auch das Erscheinungsdatum dieses Buches ist genau richtig. Tausende von Mädchen werden es im Nikolaussäckchen oder auf dem Gabentisch liegen haben. Und werden dann ganz schnell die Welt um sich herum vergessen und hineintauchen in die Geschichte von Mika und Milan, Ostwind und 34.
4.5 Stars (4,5 / 5)

Petra Nouns: Takla Makan – Das blaue Licht

Keine Vergangenheit. Keine Gegenwart. Keine Zukunft. Nur das Sein, das immerzu die Vergangenheit mit der Gegenwart und die Gegenwart mit der Zukunft verschmelzen lässt….

Ella besucht eine Multikulti-Schule mit allem Drum und Dran in Berlin. Ihre Eltern wollen das so. Die Mutter Ethnologin, immer in der Welt unterwegs, der Vater Gymnasiallehrer an einer Schule in besserer Gegend, möchten, dass ihr Kind bodenständig bleibt. Das Mädchen kommt mit allen ganz gut zurecht, hat eine beste Freundin und findet, dass Orkan, der Klassensprecher ein echter türkischer Gockel ist. Ella ist viel allein zuhause, hat dort Zeit, ihren Gedanken nachzuhängen und landet plötzlich in der Zukunft. Wie sie dahin kommt, warum sie und Orkan dort ein Paar zu sein scheinen und was die seltsame neue Kioskverkäuferin, deren Börek immer so lecker gewürzt sind, damit zu tun hat, erschließt sich der Achtklässlerin noch nicht. Doch so langsam kommt sie hinter die Geheimnisse des orientalischen Zaubers, mit dem sie belegt ist. Allerdings reagiert sie nicht, wie ein türkisches Mädchen reagieren würde und das bringt die Zauberer – egal, ob schwarzer oder weißer Magie verschrieben – in Aufruhr.

Dieses Buch, das übrigens nur der Beginn einer Reihe sein sollte (woraus leider nichts wurde, weil die Autorin ganz überraschend verstarb), verzaubert im wahrsten Sinne des Wortes. Es ist exakt auf die Zielgruppe der 12- bis 15-jährigen Mädchen zugeschrieben und die Autorin trifft die Gradwanderung zwischen den Kulturen ganz gut, karikiert bisweilen sogar ein bisschen und bleibt dabei trotzdem respektvoll. Und letztendlich stellt sich wieder einmal heraus: Egal, wie unterschiedlich die Kulturen und Religionen sein mögen, wenn die Liebe im Spiel ist, dann läuft es immer auf das Gleiche hinaus:

Das Mädchen macht den Jungen gut. Der Junge macht das Mädchen schön.
4.0 Stars (4,0 / 5)

Robert Schleip: Faszien in Sport und Alltag

Faszien sind so ziemlich das Faszinierendste, was in den letzten Jahren seinen Weg ins medizinische Allgemeinwissen gefunden hat. Erst 2007 hat der erste Kongress der Faszienforschung in Boston stattgefunden. Glaubte man jahrzehntelang, Verspannungen säßen in den Muskeln, so weiß man heute, dass es meist eher das über den Muskeln sitzende Fasziengewebe ist, das Schmerzen verursacht. Der führende Faszienforscher Robert Schleip, der nicht nur Humanbiologe, sondern auch Psychologe ist, hat gemeinsam mit Amanda Baker, einer Yogalehrerin, dieses Buch entwickelt. Und dabei zahlreiche Experten zu Wort kommen lassen: Über ein Gewebe, das man viel zu lange außer Acht gelassen hat und das, den Körper wie ein Netz umspannend, stark von der persönlichen Vorgeschichte der Spannungskräfte abhängt.

In diesem Buch hier erfährt man ausführlich, was Faszien überhaupt sind, welche Auswirkungen Störungen in ihrem Bereich haben können, wie Verletzungen oder chronische Schmerzen entstehen können, wenn das Fasziengewebe verspannt ist und wieso elastische Faszien für Kampfsport unerlässlich sind. Allerdings sehr theoretisch. Das Buch wirkt fast wie das Fachbuch eines Studenten und nicht wie eines, in dem man gerne auch als Laie mal ein bisschen herumstöbert. Gleiches gilt für die Sprache: Auch sie richtet sich in vielen Fällen eher an Personen mit medizinischen Vorkenntnissen.
3.0 Stars (3,0 / 5)

Daniel J. Siegel: Aufruhr im Kopf

Dass Jugendliche keineswegs durchgeknallt sind, auch nicht den Verstand verloren haben, sondern lediglich mit einer enormen Baustelle in ihrem Kopf zu kämpfen haben, ist inzwischen hinreichend bekannt. Was allerdings tatsächlich im Gehirn eines Pubertierenden passiert, wissen die Wenigsten von uns. Welche Rolle spielt zum Beispiel das Dopamin beim Entstehen von Süchten, wieso landen mühsam aufgebaute Synapsen und Neurone auf dem Hirnfriedhof und was hat es mit dem In-Worte-Fassen von Gefühlen auf sich? Fragen, die hier zwar ausführlich beantwortet werden, allerdings in einer sehr amerikanischen Art. Auch die immer wieder herangezogenen Beispiele geben dem Buch einen eher populistischen Charakter – das mag in gewisser Hinsicht leichter verständlich und durchaus interessant sein, wirklich wissenschaftlich ist es nicht. Und das ist schade, denn der Untertitel „Was während der Pubertät im Gehirn unserer Kinder passiert“ lässt auf mehr hoffen. Vor allem von einem Professor für Psychiatrie, der an einem Zentrum für Kultur, Gehirn und Entwicklung arbeitet. Für wen aber bereits die Tatsache, dass die Pubertät bis 25 dauern kann, eine Überraschung ist, für den könnte dieses Buch doch genau das Richtige sein.
3.5 Stars (3,5 / 5)

Martin Polster – Die Bibel

Für jeden Tag eine Geschichte – so kann man in 365 Tagen geruhsam durch die Bibel wandern. Kann sich mit Noah und seiner Arche beschäftigen, über Jona und das Meer nachdenken und sich genau vor Augen führen, was es mit der Geburt Jesu auf sich hatte – in Ruhe und außerhalb des klassischen Familiengottesdienstes an Heiligabend.

Allerdings sollte man diese Reise nicht mit Kindern unter neun Jahren gehen – denn manche der Geschichten sind einfach zu heftig und vom Autor auch für Jüngere nicht genügend abgeschwächt. Und sie sind oft so gestaltet, dass sie schlecht für sich stehen können. Entgegen dem eigentlichen Thema des Buches.

Recht schön aber und in ihrer Art passend zum Thema ein bisschen altmodisch sind die Bilder des Künstlers Ludvik Glazer-Naudé, deren Betrachtung einem ein Gefühl für diese Zeiten vermittelt.

Dr. Martin Polster ist ein evangelischer Theologe und Professor in Ludwigsburg.
3.3 Stars (3,3 / 5)

Rainer Doh: 1990 – Ganz andere Sorgen

Gottfried Käfer leitet ein Busunternehmen mit äußerst gutem Ruf in Heckenheim im Heckental, einer beschaulichen Kleinstadt in Baddewürdebersch. Seine etwas verknöcherte Tochter Veronika schafft es gerade noch vor Torschluss einen Mann zu finden, dieser verwirklicht sich im Unternehmen des Schwiegervaters, das durchaus einen Anteil an der Entscheidung für Veronika hatte und es wäre eigentlich jeder zufrieden, würde sich denn dann endlich mal Nachwuchs einstellen. Und wäre da nicht die Öffnung der innerdeutschen Grenzen mit all ihren Möglichkeiten. Doch genau diese Möglichkeiten lösen Veronikas Probleme. Schaffen aber neue.

Dass Rainer Doh sich bisher vor allem mit Fachbüchern zum Thema IT befasst hat, merkt man gar nicht. Der Roman hat, wie schon sein erster Krimi zuvor, eine interessante Sprache, eigentlich passende Handlungsstränge, aber irgendetwas fehlt trotzdem. Man hat am Schluss das Gefühl, da hätte noch etwas kommen müssen – obwohl von dem, was reingepackt war, man eigentlich gesättigt sein dürfte. Vielleicht ist es auch das. Vielleicht hätte sich der Autor entscheiden sollen, welche Problematik er aufgreifen möchte: die eines Familienunternehmens, die der Ost-West-Habgier? Und vielleicht hätte er ein wenig Abstand nehmen sollen von all den Vorurteilen. Denn dass diese humorvoll gemeint sind, erschließt sich einem nicht sofort. Möglicherweise braucht man dazu einfach einen anderen Humor – möglicherweise liegt es aber auch an der gewählten Erzählperspektive. Kein Buch, das man gleich wieder weglegt, aber auch keines, auf das man sich den ganzen Tag freut.
2.0 Stars (2,0 / 5)

Demenz – Ist das ein Tier wie Krebs

Til Schweiger hat das Vorwort geschrieben zu einem Buch, das den etwas sperrigen Titel „Demenz – ist das ein Tier wie Krebs“ trägt. Die Autorinnen Bianca Mattern, Eva-Maria Popp und Iris Weißer beschäftigen sich hier mit der Frage, wie Kinder Demenz bei Angehörigen empfinden. Und lassen vor allem Kinder zu Wort kommen. Sie zeigen Bewältigungsstrategien auf, gehen aber zu wenig darauf ein, dass es nicht nur die Großeltern, sondern gerade bei immer älter werdenden Eltern auch die Eltern selbst treffen kann. Und dass diese Situation ganz anders zu bewerten ist.
Wer mehr zu dem Thema wissen möchte – ein Artikel bei Eltern.t-online.de gibt Aufschluss.
2.5 Stars (2,5 / 5)

Matze/Feli im Land der Kinderseelen

Was ist, wenn jemand stirbt? Und wo war er eigentlich vor seiner Geburt? Das sind Fragen, die Kinder beschäftigen, auf die sie Antworten suchen und bei denen sie allzu oft leider abgespeist werden. Doch gerade, wenn es um Verluste geht oder wenn eine Krankheit bedrohend wird, dann können Antworten auf diese Fragen elementare Sicherheitsstützen im Leben werden. Und auch, wenn es keine wissenschaftlich fundierten Antworten sind, so gleichen sich die Antworten derer, die versuchen, welche zu geben, überall auf der Welt. Letztendlich geht es immer um die Seele, die unsterbliche, die reine Seele – manchmal hat sie Aufgaben, manchmal ist sie auf Durchgangsreise und manchmal, so wie bei Isabel Schneider, kommt sie aus dem Land der Kinderseelen bewusst auf die Erde. Und durchläuft dafür einen Prozess, der sie stärken und schützen soll. Wieso die Seele, die sich für Männlichkeit entschieden hat – Matze – ausgerechnet beigebracht bekommt, dass Mädchen blöd sind, erschließt sich nicht wirklich – auch die Trennung in einen Jungs- und einen Mädchenteil des Buches ist nicht logisch anhand der Neutralität der Seelen, selbst wenn sie mit dem Kreislauf des Lebens verglichen wird.
Aber ansonsten ist es ein schönes, ruhiges und irgendwie tröstliches Buch, das auch und vor allem aufgrund seiner kleinen Randzeichnungen besticht.
3.0 Stars (3,0 / 5)