Paul Maar/Helga Bansch: Greta und die magischen Steine

Als sie klein war, hat Greta noch oft nach dem Vater gefragt. Konnte nicht glauben, dass er nicht mehr zu ihr zurück käme. Als sie älter wurde, nahm sie es hin, dass er wohl sein Leben gelassen hat auf dem Weg zum erhofften Reichtum als Matrose. Die Mutter kämpft mit dem Alltag, musste ihre Tiere verkaufen und lebt nun mit der Tochter von einem kleinen Garten und einer Kuh – mehr schlecht als recht. Eine durstige Bettlerin weist sie trotzdem nicht ab. Und auch ihre Tochter hat ein großes Herz und wie so oft, ist die Bettlerin so gar nicht das, was sie zu sein scheint. Und sie sagt Greta einen wichtigen Satz: „Wenn du ihn nicht suchst, wird er nicht kommen“ – also beginnt das Mädchen zu suchen, geht, nur begleitet von ihrem treuen Hund Karo, den weiten Weg zum Meer und lässt sich dort auf die Magie ein, die ihr begegnet….

Ein Buch, das man so schnell nicht wieder vergisst. Das seine Spuren in uns hinterlässt und zum Nachdenken anregt. Oder zum Hoffen. Oder beides.
Der Bamberger Autor, den man vor allem durch das Sams kennt, geht hier einen ganz anderen Weg. Tiefgründig und mit Zeichnungen unterlegt, die die Stimmung des Textes perfekt unterstreichen. Die nicht nur das Kind einladen zu verweilen und Details zu betrachten.
4.5 Stars (4,5 / 5)

Echte Freunde: Haatchi und Owen – ein unschlagbares Team

Haatchi und Owen haben sich gesucht und gefunden. Der kleine behinderte Junge, der niemanden wirklich an sich ran ließ, verändert sich plötzlich total, als er auf Haatchi trifft. Auch ihm hat das Leben übel mitgespielt. Man hat ihn auf Bahngleisen ausgesetzt, er wurde von einem Zug erwischt und verlor dabei zwar ein Bein, aber erstaunlicherweise nicht das Vertrauen in die Menschen. Ein Schicksal, das zu Herzen geht und beeindruckt.

Markus Heitz: Exkarnation – Krieg der alten Seelen

Claire führt ein ganz beschauliches Leben. In einer Kleinstadt. Mit einem lieben Mann und einer wohlgeratenen Tochter. Bis eines Tages ihre persönliche Welt untergeht. Ihr Mann wird überfallen und erschossen, fast schon hingerichtet, sie selbst wird von einem auf sie zurasenden Wagen überrollt. Doch einfach so zu sterben, das lässt sich Claire nicht gefallen. Sie wehrt sich gegen den Tod, was zur Folge hat, dass ihre Seele die Erde nicht verlässt. Und stattdessen in einem Körper erwacht, der eigentlich für jemand ganz anderen präpariert wurde.Eine „alte Seele“ sollte hier einziehen und dadurch ihre Macht vergrößern. Claire steckt in einer Zwickmühle. Zum einen muss sie verstehen, was vor sich geht, zum anderen kann sie niemandem vertrauen und auch nicht zu ihrer alten Familie zurück – wer würde ihr glauben? Bleibt nur Eric – den Heitz-Lesern bereits aus früheren Büchern bekannt…

Gesichter werden weggerissen, Blut spratzelt, Kinder geraten in Gefahr und sind dann selbst die Bösen – Markus Heitz ist erneut nicht zimperlich mit der Wahl seiner Szenerien. Wobei ein bisschen weniger Splatter dem Buch auch nicht geschadet hätte. Die Charaktere sind auch diesmal wieder ganz typisch für den Zwergenmeister, genau wie die Beschäftigung mit einem solchen Thema. Die Varianten, von denen die einzelnen Seelenwanderer überzeugt sind, sind nicht einheitlich und somit bleibt, wieder einmal viel Spielraum offen – auch für die Phantasie. Heitz bedient sich bei den Religionen genauso wie bei der Esoterik und gönnt dem Leser nur kleine Ruhepausen – zum Beispiel in Form von Zitaten rund um das Thema Seele. Und damit gibt er zu denken. Schließlich sieht er es nicht als seinen Job an, das Unerklärliche zu erklären – würde er sich doch so auch um seine eigenen Geschichten bringen. Und dadurch auch uns.
4.1 Stars (4,1 / 5)

Das Erlanger Poetenfest zum 36. Mal ein Erfolg

Kurzmitteilung

Vom 24. bis zum 27. August findet das Erlanger Poetenfest statt und Tausende von Leseratten werden wieder von einer Lesebühne zur anderen flanieren. Der Erlanger Schlossgarten, das barocke Markgrafentheater, die Orangerie und andere Hugenottenstadtorte sind Schauplatz für Lesungen, Autorenportraits, Diskussionen über Neuerscheinungen, Literatur an sich – und die Kulturpolitik darf natürlich auch nicht fehlen. Die Stadt Erlangen, die wieder über 10.000 Besucher erwartet, spricht in diesem Zusammenhang vom traditionsreichsten Literaturfestival im deutschsprachigen Raum und wenn man an die Anfänge zurückdenkt, könnte sie sogar recht haben.

Drew Daywalt/Oliver Jeffers: Der Streik der Farben

“Wir müssen reden“ ist ein Satz, den keiner von uns gerne hört. Denn in der Regel bedeutet er nichts Gutes. Wenn der Satz dann gleich mehrfach von allen Seiten kommt, dann muss man sich echt was einfallen lassen. So geht es Duncan gerade, dem vonseiten seiner Buntstifte ein ziemlicher harter Wind entgegenweht. Das Beige beschwert sich, dass es dauernd „senfgelb“ oder „hellbraun“ genannt wird und nie auch mal einen Bären malen darf wie das Braun, sondern höchstens mal doofes Getreide. Das Grau ist völlig überarbeitet, weil alle grauen Tiere, wie Elefanten oder Nashörner, so immens groß sind, das Rot hat viel zu viel zu tun, sogar in den Ferien muss es Weihnachtsmänner und Ähnliches malen, das Pink hat auch mal Bock auf Drachen und das Grün ist zwar grundsätzlich mit dem Malen von Drachen zufrieden, ist aber höchst genervt vom Streit zwischen Gelb und Orange, wer denn nun Duncans Sonnenfarbe sei. Aber kein Problem für einen kreativen Jungen…

Dieses Bilderbuch verdient tausend Preise. Die Idee ist wirklich genial und die Umsetzung, man kann es nicht anders sagen, total putzig. Man hat richtig Mitleid mit den Stiften, vor allem dem nackten Rosa. Es gibt Bilderbücher, die eignen sich nicht nur für Vorschulkinder, sondern die werden auch von den Großen geliebt und dieses ist eines davon. Chapeau!
5.0 Stars (5,0 / 5)

Ina Rometsch/Martin Verg: Krabbentaucherkacke!

Mit dem Titel hat man bei den Jungs ja fast schon gewonnen. Krabbentaucherkacke – das klingt schon nach viel Spaß für alle, die aus dem Fäkalien- und Schimpfwortalter noch nicht raus sind und sich darüber kaputtlachen können, wenn Erwachsene „böse“ Wörter in den Mund nehmen (müssen). Und auch die Geschichte ist nicht schlecht, so eine Art Kinderkrimileinchen – nicht mal so spannend wie die ???, also trotzdem noch gut geeignet auch als Abendlektüre schon für Erstklässler. Die Altersangabe bis zwölf ist damit aber vielleicht ein bisschen zu hoch gegriffen.

Worum geht’s? Um den zwölfjährigen Max, Praktikant in der Vogelschutzstation von Lumpensand an der See, ausgemachter Vogelliebhaber und Freund von Cola und Valentine – und um die Vogelschutzstation selbst, die in Verruf gerät. Die Freunde kommen miesen Machenschaften auf die Spur und lösen das Problem. Klar, damit ist nicht zu viel verraten. Denn das Transportieren der Message „Es gibt immer eine Lösung“ gehört zu einem guten Kinderbuch einfach dazu.Trotzdem gibt es einen deutlichen Minuspunkt – denn die vielversprechende Krabbentaucherkacke und die damit zusammenhängenden Schietstürme über den Köpfen der Lumpensander werden nicht im Geringsten erklärt und genau das ist es doch, was man eigentlich wissen will. Aber vielleicht gibt es ja noch einen zweiten Band…und in dem könnten Ina Rometsch und Martin Verg, übrigens Chefredakteur von GEOlino und selbst „norddeutscher Junge“, das ja dann vielleicht aufklären.
3.7 Stars (3,7 / 5)

Barbara Iland-Olschewski: Dreh deinen Film

Was braucht man alles, um einen Film zu drehen, wie schreibt man ein Drehbuch, wie läuft ein Casting, was ist ein Greenscreen, welche Kameraeinstellungen sind möglich, was sind Zwischenschnitte und welche Rolle spielt die Postproduktion – über all das kann man sich mit diesem kleinen Büchlein, das man optimal mit zum Dreh nehmen kann, einen Überblick verschaffen. Man erfährt, wo man sich kostenlose Schnittprogramme herunterladen kann, wie man am besten das Licht setzt, was Zuckerrübensirup mit schlimmen Wunden zu tun hat und welche Aufgabe der Cutter hat.

Schöne Idee für alle, die statt Filmchen zu konsumieren, solche mal produzieren wollen. Ein Praxisbuch für Filmemacher von morgen – dieser Untertitel ist vielleicht ein kleines bisschen übertrieben, aber einen guten ersten Eindruck kann man sich auf alle Fälle verschaffen.
3.0 Stars (3,0 / 5)

Monika Matschnig: Körpersprache

Es gibt Themen, die kommen einfach genauso sicher wieder wie Weihnachten. Und Körpersprache ist eines davon. Inzwischen ist es allgemein bekannt, dass nicht das, was man sagt, entscheidend ist, sondern das, wie man es sagt. Und dazu gehören neben Tonfall, Mimik und Gestik auch andere Aspekte der Körpersprache. Denn die können wir nicht ganz so einfach verbergen wie unsere Gedanken. Unser Körper vermittelt unsere Gefühle, Einstellungen zu anderen, Ablehnung oder Zuneigung – perfekte Wörter in diesem Zusammenhang – lassen sich leicht erraten, wenn man die Grundbegriffe der Körpersprache verstanden hat. Und sie lassen sich dementsprechend bis zu einem gewissen Grad auch verbergen. Bei wichtigen Gesprächen zum Beispiel, wenn man jemanden gerne näher kennenlernen möchte oder Bewerbungen.

Monika Matschnig ist Diplom-Psychologin und Körpersprache-Expertin – und ihre Tipps sind nicht schlecht. Neu erfunden hat sie das Rad aber natürlich auch nicht. Das Schöne ist, sie weiß das, und bezieht sich zum Beispiel auf einen Experten, den man schon seit Jahrzehnten kennt: Samy Molcho, von dem der Satz „Der Körper ist unser größter Schwätzer“ stammt. Besonders interessant ist übrigens ihr Kapitel über die Partnerschaft. Vor allem über erste Anzeichen eines emotionalen Rückzugs und wirksame Deeskalationssignale.
3.5 Stars (3,5 / 5)

Christine Nöstlinger: Florenz Tschinglbell

Sisi und Sigi sind Geschwister und eigentlich verstehen sie sich ja ganz gut. Was Sigi aber überhaupt nicht haben kann, ist, wenn er meint, seine Schwester beim Schwindeln und Übertreiben zu ertappen. Deswegen glaubt er ihr auch nicht mehr, als sie von ihrer neuen Freundin erzählt: Florenz Tschinglbell. Die soll grüne Haare haben, Schuhgröße 50 und Vampirzähne. Und sie soll in der Kanalisation wohnen, gemeinsam mit ihrem großen, gelben Hund. Also kommt es wieder mal zum Streit. Den der Vater mit viel Humor schlichten will. Doch als er anfängt, ins Klo zu rufen, damit Florenz hören kann, dass er sie mal sehen will, gräbt er sich sein eigenes Grab und nicht nur seins.

Die österreichische Schriftstellerin Christine Nöstlinger schreibt viele Kinderbücher und die meisten davon sind nicht nur gut, sondern auch ziemlich zeitkritisch, erziehungskritisch, hörigkeitskritisch. Sie beschreibt sich selbst als „wildes und wütendes“ Kind und so sind oft auch ihre Charaktere.

Mal abgesehen davon, dass man Sisi und Sigi kaum hintereinander aussprechen kann, eignet sich dieses Buch mal so grad überhaupt nicht zum Vorlesen. Zumindest nicht als Einschlaflektüre. Außer, man hatte sowieso vor, noch eines zu lesen, um sein Kind wieder zu beruhigen. Es ist ein wunderbares Beispiel dafür, dass man ein Buch immer erst mal selbst unter die Lupe nehmen sollte, bevor man es einem Kind gibt, auch, wenn es ein Kinderbuch ist. Denn nicht jeder kann mit dem Schrecken gleich gut umgehen.
3.4 Stars (3,4 / 5)

Jerry Scott/Jim Borgman: Zits – Appen und Zappen

Wer einen Jugendlichen – und da ist es völlig egal, ob männlich oder weiblich – zuhause hat, wer nach dem Motto lebt „Humor ist, wenn man trotzdem lacht“ und auch noch über sich selbst lachen kann, der ist mit diesem Buch goldrichtig bedient. Wir hatten ja bereits die Ehre, Jeremy und seine Eltern seit ein paar Jahren zu begleiten. Mit allen Höhen und Tiefen, auch literarisch bzw. comictechnisch gesehen. Und dieses Buch ist mal wieder richtig gut. Zum einen, weil es einem das berechtigte Gefühl gibt, nicht allein zu sein und zum anderen, weil es Brücken baut. Der Jugendliche, der es liest, sieht danach seine Eltern zumindest kurz mal mit anderen Augen und die Eltern verstehen ansatzweise, was diese jahrelange Umbaubaustelle im Kopf ihrer Kinder an Leere und Überfüllung gleichzeitig produzieren kann. Herrlich komisch. Und genau das, was Teenager-Eltern brauchen, um nicht wahnsinnig zu werden. Der einzige, klitzekleine Nachteil: Manches nutzt sich etwas ab mit der Zeit. Kein Wunder bei Band 14.
4.5 Stars (4,5 / 5)