Stephan Brüllhart: Leopold und der Fremde

Leopolds Mama warnt den kleinen Tiger eindringlich vor den Fremden, die unten am Wasser wohnen und Konrads Mama warnt das kleine Krokodil ebenso nachdrücklich vor den Fremden oben im Wald – die beiden Kleinen spielen also immer alleine.

Doch eines Tages rollt Leopolds Ball zum Wasser hinunter und da er ihn unbedingt wiederhaben will, wagt er sich trotz aller Warnungen hinein in das gefährliche Gebiet. Konrad und Leopold malen sich schon die schrecklichsten Dinge aus und die Angst vor dem jeweils anderen ist riesengroß. Doch dann stellen sie fest, dass der andere gar nicht gefährlich wirkte und weil sie sich wiedersehen wollen, treffen sie sich heimlich. Doch irgendwann werden sie dabei erwischt und auch aus fremden Erwachsenen werden Freunde.

An sich eine sehr schöne und einfach gemachte Geschichte über Vorurteilen all jenen gegenüber, die nicht so sind wie wir. Theoretisch. Praktisch allerdings würde ich dazu raten, die Zielgruppe der ganz kleinen Bilderbuchgenießer nicht mit einem solch heiklen Thema alleine zu lassen. Sicher, die Angst vor allem, was nur ein bisschen fremd oder anders ist, ist völlig unnötig, die beiden Tierkinder sich allerdings nachts heimlich treffen zu lassen, auch! Es ist absolut notwendig, mit dem Kind über das Thema zu sprechen und ihm klarzumachen, dass es immer zu einem kommen kann mit Fragen und dass es durchaus möglich ist, dass man auch als Eltern mal von seiner Meinung abrückt. Das Kind sollte nicht warten müssen, bis es beim Schwindeln erwischt wird.

Trotzdem, mit pädagogischer Begleitung kann dieses Bilderbuch eine gute Gesprächsgrundlage sein. Es hat sehr wenig Text und sehr einfach strukturierte, äußerst farbenfrohe Bilder. Schön auch für den Kindergarten.
3.4 Stars (3,4 / 5)

David Slonim: Er kam mit der Couch

Eines der witzigsten Bilderbücher, die seit Anfang dieses Jahres erschienen sind, ist zweifellos das von David Slonim. In „Er kam mit der Couch“ entwickelt er die Idee, dass eine Familie mit einer alten Couch auch ein Männchen erwirbt, das diese bzw. die Couch partout nicht mehr verlassen will. Es leidet nämlich unter akuter Polsteritis.

Die Familie versucht alles, aber das Männchen sitzt miesmufflig auf dem Sofa und will von nichts etwas wissen. Doch eines Tages verhindert der Couchmann, dass Sophie, die Tochter der Couchbesitzer, verunglückt und gehört von da an zur Familie. Die noch größer wird, als der Hund den Sessel zerbeißt und ein neuer gekauft werden muss.

Wenig Text, witzig formuliert und kombiniert mit einfachen, aussagekräftigen Bildern, die eine Menge Humor in sich bergen. Ein schönes Bilderbuch, das nicht nur Kindern, sondern auch Erwachsenen gut gefällt und bei dem es Spaß macht, es immer wieder in die Hand zu nehmen und gemeinsam mit den Kindern über das Thema zu philosophieren.
5.0 Stars (5,0 / 5)

Marc Limoni/Günther Jakobs: Teddy Knopfauge sucht sein Zuhause

Marc Limoni ist mit „Teddy Knopfauge“ ein ausgesprochen feinfühliges Buch über wahre Freundschaft gelungen. Unterstrichen durch die ausdrucksstarken Zeichnungen von Günther Jakobs ist dieses Bilderbuch eines der ganz besonderen.

Knopfauge ist Tims Teddy und sein bester Freund. Obwohl er ziemlich abgewetzt ist und eines seiner Augen von Tims Mutter durch einen Knopf ersetzt werden musste, gibt es für Tim keinen schöneren. Durch einen dummen Zufall allerdings wird Teddy Knopfauge mit Sperrmüll verwechselt und abtransportiert. Doch einer der Müllmänner hat Mitleid mit ihm und schenkt ihn seiner Tochter. Der kleine Teddy will aber zurück zu Tim. Und er findet auch tatsächlich jemandem, der ihm da helfen kann, allerdings zu einem sehr hohen Preis….

Auch, wenn die Geschichte an sich nicht neu ist, so betrifft sie doch fast jedes Kind. Und auch die meisten Erwachsenen werden sich beim Vorlesen an das eine oder andere Kuscheltier erinnern, das sich – meist ziemlich unansehnlich – den Platz Nummer eins im Kinderherz gesichert hat. Eine Freundschaft, die oft ein Leben lang hält.
4.8 Stars (4,8 / 5)

Frances H. Burnett/Betina Gotzen-Beek: Der geheime Garten

Diese Geschichte von Frances H. Burnett ist, genau wie „Der kleine Lord“, ein Meisterstück aus der Feder der Autorin. Angesiedelt in ihrer Zeit, Ende des 19. Jahrhunderts, handelt sie von einem einsamen Mädchen, einem noch einsameren Jungen und einem Mann, der über den Verlust seiner Frau sein eigenes Kind vergisst.

Mary muss, nach dem Tod ihrer Eltern, zu ihrem Onkel ziehen. Doch der, versunken in der Trauer um seine verstorbene Frau, will nichts von ihr wissen, genauso wenig wie von seinem eigenen Sohn, dem man so lange eingeredet hat, er sei ein Krüppel, bis dieser das auch glaubte und aus Wut auf das Leben, das ihm nicht nur seine Mutter, sondern auch seine Gesundheit nahm, selbstgefällig und herschsüchtig wird – in stetem Wechsel mit unbändigem Selbstmitleid.

Mary, die selbst zunächst arrogant und hochnäsig mit ihrem Schicksal hadert, stößt eines Tages auf einen geheimen Garten. Was es mit diesem auf sich hat und wie er das Leben vieler Menschen verändert, ist in diesem zauberhaften Märchen verpackt.

Mit einer Verpackung, die sich sehen lassen kann. Wie übrigens auch die anderen Klassiker dieser Reihe, erscheint ‚Der geheime Garten‘ in einem edlen, mit Samt verzierten Einband. Die Zeichnungen von Betina Gotzen-Beek sind dem Werk entsprechend und ganz anders, als man es sonst von der Illustratorin gewohnt ist.
4.0 Stars (4,0 / 5)

Suzy Lee: Welle

Eines der schönsten Bilderbücher des ersten Halbjahres 2009 stammt aus der Feder der Künstlerin Suzy Lee. Ihr ist es gelungen, einen sonnigen Tag, eine verspielte Meereswelle und ein aufgewecktes kleines Mädchen in Gleichklang zu bringen.

Dieses Bilderbuch über ein Mädchen, das mit der Kraft der Natur spielt und sich auf die verschiedensten Arten mit einer Welle beschäftigt, regt zum Nachdenken an. Ganz ohne Worte lebt es von seinen eindrucksvollen Zeichnungen, die – schlicht gehalten – nicht nur Kindern, sondern vor allem auch Erwachsenen gefallen dürften.
5.0 Stars (5,0 / 5)

Sara Pennypacker: Vorhang auf für Clementine

Da ist sie wieder, die kleine Clementine, die so chaotisch ist, dass man sie schon fast gernhaben muss. Diesmal möchte die Schule eine Talentshow veranstalten, nur dummerweise ist sich Clementine sicher, dass sie nicht das winzigste Talent hat – für nichts. Doch da täuscht sie sich gewaltig.

Denn Clementine strotzt eigentlich nur so vor Talenten. Okay, sie kann nicht steppen, nicht Rad schlagen und auch nicht singen, dafür aber wunderbar malen, ihren kleinen Bruder zum Lachen bringen, sich überall herausreden, für alles eine Idee finden und – organisieren.

Die Stimme von Josefine Preuß muss man mögen. Tut man das nicht, kann sie einem schon bisweilen auf den Geist gehen. Aber, das muss man ihr lassen, zu Clementine passt sie. Dieses Persönchen, das seinen eigenen Obstnamen nicht leiden kann und daher seinen kleinen Bruder immer wieder mit den witzigsten Gemüsenamen versorgt, könnte tatsächlich so vor sich hin schnoddern und scheppern.
5.0 Stars (5,0 / 5)