Wer weiß schon genau, welche Form ein Zwergenhintern hat, aus wie vielen Billionen Zellen der menschliche Körper besteht und dass eine Abalone weit entfernt ist von einer Melone, vor allem, was ihr Stuhlgangsverhalten angeht? Zweifelsohne: Der ein oder andere weiß das ein oder andere bestimmt, aber alles?? Doch alles zu wissen, was man wissen kann, ist das Ziel von A.J. Jacobs, leitendem Redakteur beim Esquire. Er hat sich vorgenommen, der klügste Mensch der Welt zu werden. Von A bis Z kämpft er sich durch die Encyclopaedia Britannica. Das bedeutet 65.000 Einträge, 44 Millionen Wörter und zehn Milliarden Jahre Geschichte komprimiert auf rund 400 goldenen Seiten, deren Anblick bereits Vorfreude auslöst.
Geschickt verbindet Jacobs ausgewählte Stichworte der Enzyklopädie mit seiner eigenen Geschichte und führt so humorvoll durch teilweise durchaus schwer verdauliche Lesekost. Auch in diesem Werk tauchen Worte auf, die nicht unbedingt zum Allerweltssprachschatz gehören. Der Autor allerdings weiß um diese Tatsache und spielt damit. Denn auch ihm geht es nicht anders als dem Leser selbst. Und das, obwohl Jacobs ein Nachfahre des Jüdischen Gelehrten Elijah ben Salomon ist, den man als allwissend bezeichnete. Als leichte Lektüre getarnt, entpuppt sich „Britannica & ich“ schnell als ein Werk, das man nicht einfach so am Stück schmökern kann. Es eignet sich vielmehr dazu, es mehrmals am Tag zur Hand zu nehmen und seinem Wissen ein paar amüsant verarbeitete Stichworte hinzuzufügen. Besonders empfehlenswert ist der Absatz über das Denken, in dem Jacobs sich nicht nur mit dem Thema Intelligenz an sich beschäftigt, sondern sich auch außerordentlich kritisch mit dem von ihm als „Gesäßvioline“ bezeichneten Yale-Professor Dr. Sternberg auseinandersetzt – der US-amerikanischen Kapazität auf diesem Gebiet. Und auch wenn man nach der Lektüre von „Britannica & ich“ durchaus ein paar Fragen mehr bei Günther Jauch beantworten könnte, so weiß man doch am Schluss, dass man eigentlich nichts weiß.
(2,9 / 5)