Andrea Russo: Green Witch

Elisabeth ist alt genug, um ihre vorgesehene Ausbildung zur Hexe zu beginnen. Der Hexenrat tagt, das Hexenbuch wird entscheiden, wer die eine ist, die Elisabeth alles lehren darf. So war es schon immer. So wird es auch jetzt wieder sein. Doch dann taucht plötzlich die junge, wilde Meerhexe Ava auf und meldet ihren Anspruch an. Denn so argumentiert sie, in Elisabeth Aurora Vermeer steckt mehr Meer als man zunächst glaubt. Als sich auch das Hexenbuch unsicher zeigt, entscheiden die Hexen und zwar für Camilla, die Kräuterhexe. Elisabeth zieht zu ihr – gemeinsam mit ihrer besten Freundin Stina, die sich deutlich mehr für Pflanzen interessiert als sie selbst, allerdings zunächst nichts davon ahnt, dass sie es mit Hexen zu tunt hat. Die beiden sind kaum auf dem Hof der alten Frau eingezogen, verschwindet Camilla und an ihrer Stelle erscheint eine Rafflesie. Tante Camilla wurde verzaubert und die seltene Pflanze, die nur einmal blüht und dann vergeht, lässt den Mädchen wenig Zeit, sie zu retten. Sie brauchen Hilfe – und Ava lässt sich nicht lange bitten.

Elisabeths Zerrissenheit, die Band der Freundschaft zwischen ihr und Stina, die erste kleine große Liebe mit all ihren Unsicherheiten und ein Generationenkonflikt – was die kleine Hexe erlebt, ist vom Alltag junger Mädchen nicht weit entfernt – und die phantasievolle und lustige Art und Weise, in der das Buch geschrieben ist, lässt es einen kaum aus der Hand legen. Stoff, der zum Weiterspinnen optimal geeignet ist – bleibt zu hoffen, dass weitere Bände folgen werden. Wunderbar auch zum Vorlesen geeignet.

Anstey Harris: Find mich da wo Liebe ist

Grace ist eine komplett traumatisierte junge Frau, die sich selbst nur im Weg steht. Und die nicht in der Lage ist, anständige Bindungen einzugehen. Weder mit einem Mann (ihr Lover ist nicht nur verheiratet, er kommt sogar aus einem anderen Land), auch Freunde hat sie eigentlich nicht und wenn sich jemand ihr seelisch nähert, macht sie dicht.
Sie lebt zurückgezogen in einem kleinen Dorf, repariert dort mit Leidenschaft Musikinstrumente und drückt sich gelungen darum, sich sich selbst und den Geistern ihrer Vergangenheit zu stellen. Doch durch die Verkettung ungünstiger Umstände kommt die Affäre von Graces Liebhaber heraus und plötzlich ist nichts mehr wie es war. Grace muss sich nicht nur einem absoluten Neuanfang stellen, sondern auch den Geistern ihrer Vergangenheit. Doch zum Glück hat sie Menschen um sich herum, die ihr helfen, ihren Weg zu finden.

Wenn man ein Buch sucht, bei dem man nicht mitdenken muss, das einfach vor sich hinplätschert und das man zu jeder Zeit weglegen kann, dann ist dieses Buch genau das Richtige. Denn viel Tiefgang hat es nicht, obwohl es an Dramatik und Situationen, die teilweise schon sehr überzogen sind, nicht mangelt. Das Cover ist toll, die Grundmessage auch, aber die Umsetzung hätte etwas mehr Tempo durchaus vertragen können.

Carolin Philipps: Amina

Wann aus Amina Amin wurde, daran kann sie sich nicht mehr erinnern. Auch nicht, wie sie in das Frauengefängnis von Kabul gekommen ist. Aber daran, dass ihr Leben in Afghanistan als Junge einfacher war und dass sie es nie schlimm fand, ihrem Vater den ausgebliebenen Sohn zu ersetzen, daran erinnert sie sich. Und so erzählt sie den anderen Frauen ihre Geschichte …

Man nennt sie bacha posh und keiner weiß genau, wie viele es davon in Afghanistan gibt. Es sind Mädchen, die von klein auf als Junge aufwachsen und deren Rechte genießen. Afghanistan ist ein Land, in dem die Unterdrückung der Frau an der Tagesordnung ist, in dem schnell rennen, laut lachen oder gar mit Jungen sprechen für Mädchen absolut verboten ist. Ein Land, in der eine Frau, die keinen Sohn gebärt, nutzlos ist. Aber nicht nur deswegen entscheiden sich viele Familien, eine ihrer Töchter als bacha posh aufwachsen zu lassen. Oft ist es auch eine Frage des Geldes, denn Jungs können zum Lebensunterhalt beitragen. Aktuelle politische Themen jugendgerecht zu verarbeiten ist eine Spezialität der Autorin und sie wurde dafür bereits mit dem Mentioning Award des UNESCO-Preises für Toleranz und Frieden ausgezeichnet.

Das Buch gibt einen guten Einblick in den schwierigen Alltag der afghanischen Bevölkerung und ist zusätzlich mit einem Glossar sowie Zusatzinfos zum Land und der politischen Situation dort versehen.

Yvonne de Bark: Wirke wie du willst!

Yvonne de Bark ist wieder bei den Erwachsenen angekommen. Schade zum einen, denn ihre kreativen Bücher für den Umgang mit Kindern waren immer äußerst lesenswert und voller neuer Ideen. Zum anderen aber auch interessant für die, die zum Beispiel wieder ins Berufsleben einsteigen möchten oder anderweitig an ihrer Außenwirkung arbeiten wollen. Denn dieses Buch zeigt – wie von der Autorin gewohnt und bei diesem Thema auch angemessen – angereichert mit vielen praktischen Bildern, wie man seine Wirkung auf andere mit nur wenigen Schritten verändern kann. Im wahrsten Sinne des Wortes: Gehen Sie mal auf jemanden, der Ihnen Raum nimmt, noch einen Schritt zu – er wird zurückweichen, wir haben es ausprobiert!
Natürlich hat Yvonne de Bark hier kein Rad neu erfunden und Samy Molcho hat uns bereits vor Jahrzehnten nichts anderes verraten als sie heute, aber die Machart ist modern und ansprechend. Dass die Autorin Schauspielerin ist, kommt ihr und damit auch den Lesern natürlich zugute. Genau wie die Übungen, die man auf ihrer Website parallel zur Lektüre des Buches durchführen kann.
Der E-Book-Preis ist übrigens relativ hoch, aber das ist sowieso ein Buch, das man nicht am Stück irgendwo im Zug liest oder mit dem auf dem Weg zur Arbeit gesehen werden will, sondern das man sich zuhause immer mal wieder zur Hand nimmt. Und macht somit in Papierform deutlich mehr Sinn.

Ross Welford: Der 1000-jährige Junge


Alfie Monk ist unsterblich. Und so langsam geht ihm das auf den Geist. Seit 1000 Jahren ist er bereits 11 Jahre alt und er findet, erwachsen werden wäre langsam mal an der Zeit. Auch, weil er es satthat, immer wieder seine Freunde zu verlieren. Mit Aidan und Roxy möchte er endlich alt werden. Das allerdings heißt, dass er sich zum einen aus seinem bisher sehr abgeschotteten Leben der modernen Welt stellen und zum anderen die Lebensperle finden muss, die es ihm ermöglicht, seine Unsterblichkeit zu beenden. Doch hinter dieser Livperler sind noch ganz andere her.
Die Geschichte ermöglicht einen neuen Blick auf Dinge, die für uns alle bereits selbstverständlich sind und erzählt gleichzeitig von früher. Das Abenteuer, das Alfie und seine Freunde erleben, ist manchmal traurig, manchmal witzig, manchmal ein bisschen grausam, aber immer spannend.
Geeignet für Kinder ab 9 Jahren (sowohl Jungs als auch Mädchen)