Man kennt Dieter Bednarz vor allem als gewieften Journalisten. Als einen, der nicht zuletzt auch vom Nachwuchs bewundert wird für seine Arbeit. Und man kennt ihn auch als „Familienautor“, der seine Erlebnisse von der Wickelfront so eindrücklich schilderte, dass sie sogar mit Erfolg verfilmt wurden.
Auch die Geschichte, die diesem Buch zugrunde liegt, basiert auf Realität. Denn, wie man hört, soll Bednarz tatsächlich mal einem Mönch begegnet sein, der ihn dann besucht hat. Und wer das schon einmal erlebt hat, weiß, wie ein solcher Mönch das Leben aller in der Umgebung befindlichen Personen beeinflusst. So ist es auch bei der Hauptperson des Romans, Siri, der eines Tages vor der Tür von Maya und Daniel steht und ihr Leben auf den Kopf stellt. Der Kiezgrößen dazu bringt, wie Schoßhunde zu winseln, der das Sterben einfacher macht und das Leben verändert.
Das Buch ist vielversprechend, erinnert im ersten Augenblick ein wenig an das miese Karma der berühmten Ameise und beginnt so, wie ein äußerst entspannendes Buch beginnen soll bzw. kann. Doch leider hat Zeit online durchaus recht, wenn dort kritisiert wird, dass das Ganze schnell bizarre Züge annimmt. Bednarz hat hier ein wenig übertrieben, versucht dort, mit der Keule pseudo-buddhistische Botschaften unters Volk zu bringen und verbindet zu viele Stränge in zu kurzer Zeit.
Witzig aber ist die nicht zu leugnende Ähnlichkeit zwischen dem bisher nach eigener Aussagen noch nicht erleuchteten Herrn Bednarz und dem Covermönch.
Archiv für den Monat: September 2017
Sabine Bohlmann: Und plötzlich war Frau Honig da
Die kleine Person, die da eines Tages ganz in gelb gekleidet vor der Tür einer Familie steht, erinnert zwangsläufig an Mary Poppins, ein bisschen auch an „Eine zauberhafte Nanny“. Genau wie diese wurde sie von der Familie, die aus einem überforderten alleinerziehenden Vater und vier Kindern besteht, nicht gerufen und doch gebraucht. Genau wie Mary Poppins hat sie nur einen Koffer, in den aber Unmengen hineinpassen. Und verfügt über ähnliche Zauberkräfte.
Stück für Stück holt sie die im System vereinsamte Familie wieder an einen Tisch, bringt den Kindern bei, was sie fürs Leben wissen müssen, zeigt dem Vater, dass es nichts bringt, sich hinter seiner Trauer zu verstecken und macht den Alltag mit ihren kleinen Tricks und Besonderheiten zehntausendmal bunter als er je gewesen ist.
Die Besonderheit an Frau Honig: Sie ist eng mit den Bienen verbunden, lernt Betty, der Kleinsten der Familie, wie man mit einem solchen Volk umgeht und sorgt dafür, dass es den kleinen, für die Menschheit so wichtigen Tierchen gut geht. Und wenn sie dafür auf die Schnelle mal ein paar Blumen im Stadtgrau wachsen lassen muss.
Doch eines Tages ist es soweit: Es wird Zeit für Frau Honig zu gehen – eine andere Familie wartet und die Sommerfelds sind jetzt in der Lage, nach dem Tod der Mama und Ehefrau nach vorne zu sehen und ihr Glück selbst in die Hand zu nehmen.
Dieses Buch ist wieder so, wie man es von Sabine Bohlmann erwartet. Ihre Vorliebe für Mary Poppins ist ja bekannt (… und das Bittere wird süß!) und der Ton des Buches ist fast schon unverkennbar. Es ist wunderbar zum Selbstlesen, und noch viel wunderbarer zum Vorlesen geeignet. Allerdings hätte die Autorin ihrer Zeichnerin etwas mehr auf die Finger schauen sollen. Denn diese hat – wie es leider in der Kinderbuchwelt viel zu häufig passiert – das Buch anscheinend, zumindest an einer Stelle, nicht richtig gelesen. Und das ist etwas, das Kindern sofort auffällt. Doch trotzdem ist dieses Buch ein wirkliches Highlight und gehört daher definitiv zu den besten Kinderbüchern in diesem Sommer.
(5,0 / 5)
Martin Kintrup: Familienküche für Faule
Kein Satz wird so dauerhaft gestöhnt von Mütter wie „Was soll ich heute eigentlich kochen?“ Gerade, wenn man berufstätig ist und mehrere hungrige – und anspruchsvolle Mäuler zu stopfen hat, wird’s schwierig abwechslungsreich zu bleiben. Schnell muss es gehen, die Zutaten dürfen nicht ausgefallen sein – da kann ein bisschen Anregung nicht schaden. In sieben Kapiteln findet man unter anderem One-Pot-Gerichte und fixes, aber gesundes Fastfood. Aber auch für die großen Schulkinder Genuss-to-go. Das Kochen nimmt nicht mehr als 20 Minuten in Anspruch, die Zutaten hat man entweder zuhause oder kann sie ohne großen Zeitaufwand besorgen. Bei manchen Ideen wird man als erfahrene Mama allerdings skeptisch. Da möchte man die Gesichter lieber nicht sehen, die die Kinder ziehen, wenn sie auf ihrem Schulbrot Lachs oder Avocado mit Ei wiederfinden. Grundsätzlich aber sind viele der Gerichte sicher eine schöne Ergänzung zu Fischstäbchen und Nudeln mit Tomatensauce.
Viel Humor beweisen übrigens die Fotos, die in einer großen Anzahl beigefügt sind und das Ganze etwas auflockern. Das Buch eignet sich übrigens auch als Mitgebsel, wenn eines der Kinder auszieht. Denn es beschreibt in aller Genauigkeit, was man zum Kochen überhaupt braucht und was es mit den einzelnen Zutaten auf sich hat.
Renata Calindo: Meine neue Mama und ich
Wenn man das erste Mal zu einer neuen Mama kommt, dann mischt sich Neugier mit Verzweiflung, Angst mit Hoffnung. So geht es auch dem Protagonisten dieses Buches, der jetzt zum ersten Mal ein eigenes Zimmer hat, zum ersten Mal jemanden hat, der ihm zuhört und sich um ihn wirklich mit Achtsamkeit kümmert. Dass die neue Mama ihm nicht ähnlich ist, macht ihm nur anfangs zu schaffen, dass er sie manchmal nicht mag und oft ganz plötzlich traurig wird, ist auch nicht einfach – aber so langsam kommt er an und beide lernen, eine Familie zu sein.
Pflegekinder sind ein Thema, das relativ selten Eingang findet in die Bilderbuchwelt. Gerade deswegen ist es so schade, dass es diesem Buch nicht gelingt, den traurigen Schleier des Themas abzuwerfen. Die Bilder sind in ihrer Einfachheit und Farbwahl regelrecht bedrückend. Auch wirft es viele Fragen auf, die so nicht beantwortet werden. Wenn man bedenkt, dass eben nicht jeder eine Mama hat, die ihm vorliest und dabei die Welt erklärt, dann wäre es unter diesem Aspekt angebracht, die Geschichte entweder anders aufzubauen oder, wie in vielen anderen Büchern zu Problemthemen auch, das Thema Pflegeltern noch einmal kindgerecht auf ein paar Extraseiten zu erklären.
Moor/Butchart: Eine Klasse für sich – das Klogespenst
Das erste, das einem an diesem Kinderbuch für Erstleser auffällt, ist die krasse Farbgebung. Das gewählte Grün tut einem regelrecht in den Augen weh – Kinder allerdings finden es klasse, genau wie die Aufmachung, die einem selbst etwas hektisch erscheint.
Die Klasse für sich, das sind ganz normale Kinder wie Nick, Sara und Sunita, die sich Gedanken machen, ob sich in Kisten Flüche befinden könnten und wie das mit dem Klomonster ist. Zum Vorlesen eignet sich das Buch, dem man seine englische Herkunft stark anmerkt, aufgrund seiner Art kaum, zum Selbstlesen allerdings schon: wenig Text pro Seite, starke Hervorhebungen, fest unterstrichen mit Bildern und die Geschichten: wie aus dem Leben eines Grundschülers. Das können sie sich vorstellen, so gehen sie miteinander um, das ist ihnen nahe.
Fazit: Es wird nicht das Buch werden, das die Erwachsenen am liebsten haben, aber Kinder mögen sowas. Vor allem Jungs. Und wer richtig Spaß daran hat: Es gibt einen zweiten Band der Spezialklasse.
(3,0 / 5)