Es gibt Geschichten, die sollte man einfach kennen. Die gehören sozusagen zum Kulturgut unserer Gesellschaft. Ein Klassiker ist Peter Pan von James Matthew Barrie, zunächst als Theaterstück gedacht und erst später als Roman verfasst. Nach der Figur des Peter Pan ist sogar ein psychologisches Phänomen benannt. Der Familienherapeut Dan Kiley hat den Begriff geprägt für Männer, die partout nicht erwachsen werden wollen. Denn genau so geht es Peter Pan. Er lebt im Nimmerland mit einer Horde Jungs, den Rothäuten, seinem Erzfeind Captain Hook und einem Krokodil, das einen Wecker verspeist hat und daher nicht mehr richtig tickt. Peter Pan und seine Jungs brauchen eine Mama, wollen das aber nicht so recht zugeben. Also locken sie einfach Wendy und mit ihr ihre Brüder ins Nimmerland – mit chaotischen Folgen.
Die Geschichte ist allgemein bekannt, sie wurde ins Theater gebracht, verfilmt und in zahlreichen Büchern und Ausgaben wiedergegeben – wobei Peter immer niedlicher wurde, bald schon aussah wie ein Feenjunge – in Anlehnung an seine ständige Begleiterin Tinkerbell. Dabei ist Peter Pan alles andere als niedlich. Stattdessen ist er arrogant und selbstsüchtig, es fehlt ihm an Gespür für Gefahr und Leid, er kümmert sich nur um andere, wenn er selbst etwas davon hat und sieht sich ausgesprochen gerne in der Rolle des Anführers.
Dieses Exemplar der Geschichte, die man am besten vorliest, um auch gleich auf die Reaktionen der kleinen Zuhörer eingehen zu können, ist besonders schön. Das liegt an den zauberhaften Ideen von MinaLima Design, einem preisgekrönten Grafikdesignstudio, das bereits die grafisch-visuelle Gestaltung der Harry-Potter-Filme übernommen hat. Visuell veredelt wurde dieses Buch mit Schatzkarten, Feenflügeln, 3D-Effekten und weiteren Details, die das Betrachten dieses Werks zu etwas ganz Besonderem machen.
(5,0 / 5)
Archiv der Kategorie: historische Kinderbücher
Katharina Kunter: Geheimversteck Wartburg
Jan und Mila machen einen Familienausflug zur Wartburg. Toben dort durch die alten Gemäuer und stellen fest, dass hinter jeder Tür ein neues Abenteuer auf sie wartet. Sie machen eine Zeitreise und „besuchen“ Martin Luther. Erleben ihn von klein auf, erfahren, was ihn zu dem gemacht hat, was er später war und warum seine Ideen nicht immer nur hochgelobt wurden und auch jetzt noch nicht immer hochgelobt werden müssen.
Dieses Kinderbuch, erschienen im Lutherjahr, zeigt auf fast schon spielerische Weise, wie es sich vor 500 Jahren zugetragen hat, wie die Menschen lebten und was sie erleiden mussten, um den Weg zu beginnen, den wir religiös gesehen auch heute noch gehen.
Man kann viel lernen aus diesem Buch. Man erfährt, warum ein Mönch wie ein Krebs in einem Schneckenhaus lebt, dass Martin Luther eigentlich Luder hieß und warum er sich umbenannte und was Martin Luther mit dem „Denkzettel“ und dem „Lockvogel“ zu tun hat.
Es ist eines von zahlreichen Büchern zum Thema 2017 und abgesehen von den etwas seltsamen und ziemlich überladenen Zeichnungsseiten zwischendurch ist es auf jeden Fall eine sinnvolle Lektüre. Und eine, für die es Punkte auf Antolin gibt.
(3,0 / 5)
Martin Polster – Die Bibel
Für jeden Tag eine Geschichte – so kann man in 365 Tagen geruhsam durch die Bibel wandern. Kann sich mit Noah und seiner Arche beschäftigen, über Jona und das Meer nachdenken und sich genau vor Augen führen, was es mit der Geburt Jesu auf sich hatte – in Ruhe und außerhalb des klassischen Familiengottesdienstes an Heiligabend.
Allerdings sollte man diese Reise nicht mit Kindern unter neun Jahren gehen – denn manche der Geschichten sind einfach zu heftig und vom Autor auch für Jüngere nicht genügend abgeschwächt. Und sie sind oft so gestaltet, dass sie schlecht für sich stehen können. Entgegen dem eigentlichen Thema des Buches.
Recht schön aber und in ihrer Art passend zum Thema ein bisschen altmodisch sind die Bilder des Künstlers Ludvik Glazer-Naudé, deren Betrachtung einem ein Gefühl für diese Zeiten vermittelt.
Dr. Martin Polster ist ein evangelischer Theologe und Professor in Ludwigsburg.
(3,3 / 5)
Fabian Lenk: Die Zeitdetektive – Entführung in Nürnberg
Kim, Julian und Leon sind Zeitreisende und man kennt sie bereits. Und dass ihre Abenteuer quer durch die Zeit nicht ungefährlich sind, ist ebenfalls nichts Neues. Das bestätigt auch ihre diesmalige Reise ins mittelalterliche Nürnberg, die Stadt der Kaiserburg, auf der ein Verbrecher sein Unwesen treibt und es möglicherweise hier im Jahre 1356 tatsächlich auf den Kaiser Karl den IV abgesehen hat.
Schließlich hat der gerade ein Gesetz verfasst, das die Herrschaft der Kirche und damit des Papstes grundlegend schwächen soll. Doch das lässt sich dieser nicht so einfach gefallen und reagiert mit kriminellen Mitten.
Dieser spannende kleine Krimi beinhaltet geheime Treffen um Mitternacht, seltsame Katzen und Poltergeister und eignet sich nicht nur zum Selbstlesen für Kinder etwa ab acht Jahren, sondern ein bisschen früher bereits auch zum Vorlesen.
Und mal ehrlich? Gibt es eine bessere Kombination als die aus Spaß und Lernen? Diese Buchreihe ist ganz wunderbar geeignet, um neugierig zu machen auf Geschichte und auf Städte. Man kann sie zum Beispiel gut im Vorfeld eines geplanten Besuches nutzen, um sich bereits mal ein Bild zu machen. Ganz spielerisch. Schön am Ende das Glossar, das alte Wörter oder solche direkt aus Nürnberg wie Kemenate oder Himmelsstallung erklärt.
(3,4 / 5)