Julia Scharnowski: Starke Jungs brauchen entspannte Eltern

“Kinder suchen sich ihre Eltern mit Bedacht aus“ – dieser alte Satz lässt uns den Blick darauf wenden, warum unsere Kinder unsere Kinder sind. Denn, wenn wir genau hinsehen, stellen wir fest: Sie passen zu uns.

Julia Scharnowksi ist eine Dreifach-Jungsmama und allein deswegen schon prädestiniert dazu, anderen Müttern auch mal einen Ratschlag zu erteilen, besonders hörenswert sind ihre Podcasts. Ihr Buch „Starke Jungs brauchen entspannte Eltern“ ist an sich schon angenehm entspannt. Schön aufgemacht (die Papierqualität allein macht schon Spaß beim Lesen), übersichtlich, die einzelnen Happen nicht zu groß, denn schließlich haben Mamas einiges gemeinsam: wenig Zeit. Und viel schlechtes Gewissen. Werden wir den Bedürfnissen unserer Kinder gerecht, sind wir wirklich wertschätzend, wenn wir laut herummotzen, könnten wir nicht hier noch und da noch? Dieser Erziehungsratgeber nimmt einen ein bisschen mit runter auf der Leiter der Ansprüche an sich selbst, zeigt, was gerade Jungs ausmacht, was an Söhnen besonders ist und was an ihnen für uns Frauen – egal wie viel Willen wir aufbringen – äußerst schwierig zu verstehen ist. Die Autorin bringt kreative Tipps für den Alltag und predigt letztendlich das wichtigste aller Mantras: Du musst nicht perfekt sein, um eine gute (Jungs-) Mama zu sein. Du selbst zu sein und auch mal dafür zu sorgen, dass deine inneren Tanks gut gefüllt sind, Du einen Ausgleich hast, genügt völlig.

Schindler/Zachenhofer: Die geteilte Seele

Wer möchte nicht eins mit sich werden? Ein Facharzt für Psychiatrie und eine Neurochirurgin, die inzwischen ebenfalls in der Psychiatrie arbeitet, sind davon überzeugt, dass vier Persönlichkeiten in unserer Seele wohnen. Ganz neu ist dieser Gedanke nicht, man kennt ihn nicht zuletzt von Herrn Faust und nicht zuletzt aus verschiedenen Kulturen und Richtungen. Den beiden Autoren ist es ein Anliegen, dass jeder in der Lage ist, die verschieden stark ausgeprägten Anteile in sich zu erkennen und miteinander ins Lot zu bringen.

Die vier verschiedenen Persönlichkeiten in uns – die mit multiplen Persönlichkeiten gar nichts zu tun haben – helfen uns, die Herausforderungen, die das Leben an uns stellt, in den Griff zu bekommen. In der Regel gelingt das ganz gut und wir richten uns in einer Hauptpersönlichkeit ein bisschen ein. Das allerdings nimmt uns Möglichkeiten. Um sich selbst ein bisschen mehr kennenzulernen – dafür eignet sich der Selbsttest sicher. Ob das Buch an sich einen weiterbringt ist die Frage – denn das Problem ist: Es bringt zum einen nichts wirklich Neues auf dem Selbsterkenntnismarkt und zum anderen ist es nicht wirklich flüssig geschrieben und irgendwie schwer zu lesen, ohne schwere Kost zu sein. Vielleicht hätten die beiden einen Linguisten ins Boot holen sollen. Denn eigentlich treffen sie den Nerv der Zeit.

Gabor Richter: Kreative Bildbearbeitung

[aartikel]3869100907:left[/aartikel]Im Photoshop sind es nicht die großen Veränderungen, die ein Bild so richtig in Szene setzen, sondern oft nur Kleinigkeiten. Das Programm kann so viel, dass kaum einer es komplett beherrscht. Umso wichtiger ist ein Buch wie dieses, das nicht nur die wichtigsten Werkzeuge vorstellt, sondern auch Tricks zeigt, die besonders effektvoll sind und die man sonst oft lange hätte im Netz suchen müssen. Das Schöne daran – im Gegensatz zu vielen anderen Photoshop-Büchern – es ist alles so erklärt, dass es jeder versteht, egal, ob Anfänger oder Fortgeschrittener. Und es ist so aufgebaut, dass man sich auch einfach mal inspirieren und anregen lassen kann, etwas auszuprobieren. Übrigens auch eine sehr schöne Idee für einen Weihnachtskalender – die Kinderschar mal mit Supermann-Schatten, an die Wand geklebt oder als Miniatur übers Klavier laufend. Fazit: Sehr schönes Buch und eines der wenigen, die das Wort „kreativ“ im Titel wirklich verdient haben.

Yvonne de Bark: Wirke wie du willst!

[aartikel]3842642067:left[/aartikel]Yvonne de Bark ist wieder bei den Erwachsenen angekommen. Schade zum einen, denn ihre kreativen Bücher für den Umgang mit Kindern waren immer äußerst lesenswert und voller neuer Ideen. Zum anderen aber auch interessant für die, die zum Beispiel wieder ins Berufsleben einsteigen möchten oder anderweitig an ihrer Außenwirkung arbeiten wollen. Denn dieses Buch zeigt – wie von der Autorin gewohnt und bei diesem Thema auch angemessen – angereichert mit vielen praktischen Bildern, wie man seine Wirkung auf andere mit nur wenigen Schritten verändern kann. Im wahrsten Sinne des Wortes: Gehen Sie mal auf jemanden, der Ihnen Raum nimmt, noch einen Schritt zu – er wird zurückweichen, wir haben es ausprobiert!
Natürlich hat Yvonne de Bark hier kein Rad neu erfunden und Samy Molcho hat uns bereits vor Jahrzehnten nichts anderes verraten als sie heute, aber die Machart ist modern und ansprechend. Dass die Autorin Schauspielerin ist, kommt ihr und damit auch den Lesern natürlich zugute. Genau wie die Übungen, die man auf ihrer Website parallel zur Lektüre des Buches durchführen kann.
Der E-Book-Preis ist übrigens relativ hoch, aber das ist sowieso ein Buch, das man nicht am Stück irgendwo im Zug liest oder mit dem auf dem Weg zur Arbeit gesehen werden will, sondern das man sich zuhause immer mal wieder zur Hand nimmt. Und macht somit in Papierform deutlich mehr Sinn.

Malm/Möbus: Antiobiotische Heilpflanzen

[aartikel]3809439541:left[/aartikel]Liesel Malm ist seit vielen Jahren als Kräuter-Liesel bekannt, sie hält Vorträge, schreibt Bestseller aus dem Heilpflanzenbereich, hat selbst einen Garten voll mit allem, was man zum Heilen braucht und würden wir ein paar Jahrhunderte die Zeit zurückdrehen, dann …
Frauen mit ihrem Wissen gibt es schon immer, aber nur wenigen ist es gelungen, es durch die Zeiten zu retten. So langsam aber kommt das alte Wissen wieder durch und den Menschen wird klar, dass bei all dem Gift um sie herum die Pflanzen ihnen helfen können. Und zwar nicht nur als Pulver und Tinkturen, sondern auch als Nahrung.
Sowohl Liesel Malm als auch ihre Tochter Magret Möbus waren an Krebs erkrankt und beiden sind davon überzeugt, dass ihre ausgewogene, überwiegend basische Ernährung und der Nutzen von Knollen wie Zwiebeln oder Ingwer ihnen dabei geholfen hat, die tückische Krankheit zu besiegen.
In ihrem neuesten Buch zeigt die Pflanzenkennerin, wie viele Pflanzen und Wirkstoffe es gibt, die antiobiotische Wirkung zeigen. Das wird umso wichtiger als es uns immer bewusster wird, welchen Schaden wir anrichten, wenn wir jeden bakteriellen Infekt – und leider oft auch jeden viralen – mit künstlichen Antibiotika versuchen in die Knie zu zwingen und dabei selbst in die Knie gehen.
Künstliche Antibiotika greifen nicht nur das an, was bekämpft werden soll, sondern richten richtig Schaden an, vor allem im Darm, der für unsere Gesundheit unerlässlich ist. Dabei haben viele Pflanzen im Lauf der Jahrmillionen antibiotische Wirkstoffe entwickelt, die wir mitnutzen dürfen. Die 50 wichtigsten werden in diesem Buch vorgestellt, mitsamt ihrer vielfältigen Einsatzmöglichkeiten.
Ein Buch, das man vor allem zuhause haben sollte, wenn Kinder mit im Haus leben. Denn es gibt viele Möglichkeiten der schnellen Hilfe aus der Natur – und in den meisten Fällen ist es das wert, es erst einmal auszuprobieren. Und so manch einer kommt vielleicht auch auf den Gedanken, sich ein kleines Kräutergärtchen anzulegen.

Die Droge Verwöhnung

[aartikel]3456857462:left[/aartikel]Prof. Dr. Jürg Frick von der Pädagogischen Hochschule Zürich weiß, was Verwöhnung bei der Erziehung bedeutet und welche Folgen sie hat. Denn die entscheidende Frage in der Erziehung ist immer: Wie viel darf und muss ich auch einem Kind abverlangen, was kann ich ihm zumuten, damit eine gesunde Entwicklung möglich wird? Denn ein Kind muss gefordert werden. Weder ein zu strenger, noch ein zu laxer Erziehungsstil mit Dauerverständnis führen zu einem gesunden Ergebnis.

Es ist Jürgen Frick ein Anliegen, dem Leser nahezubringen, dass Verwöhnung verheerende Folgen haben kann. Er spricht gar von einer „subtilen Form des Kindesmissbrauchs“. Doch woher sollen die Eltern das wissen? Sie meinen es ja nur gut und auch in Fachkreisen war in den letzten Jahrzehnten kaum mal die Rede davon. Overprotection gab es zwar – aber das trifft es nicht zu 100 Prozent.

Das Verwöhnen zeigt sich in vielen Aspekten des Alltags. Das kann sein, dass die Eltern dem Kind zu wenig zutrauen und ihm möglichst alles abnehmen, es überbehüten (Helikoptereltern), es mit Materiellem und Immateriellem (wie z.B. Zuneigung) überhäufen, von ihm keine Anstrengung erwarten, es über Gebühr loben, es verhätscheln und ihm keine Grenzen setzen. Jeder von uns wird sich in irgendeinem der Punkte mal wiederfinden. Denn die Grenzen sind fließend.

Zudem gibt es klassische (Lebenssituationen), in denen es schnell zu verwöhnenden Mustern kommen kann: Trennung, nach Krankheiten oder Unfall, bei Zeitdruck oder unter Beobachtung – das kann auch mal okay sein, darf aber nicht zum Dauerzustand werden. Denn: „Das Beste, was eine gute Fee einem Kind in die Wiege legen kann, ist eine Menge Probleme oder Aufgaben – sie sollen nicht zu leicht sein, damit sich das Kind anstrengen muss (…) und sie sollten auch nicht zu schwer sein, weil sonst das Kind wiederholt scheitert und entmutigt wird.“

Aber das Gute ist und das gilt ja prinzipiell für jeden Fehler, der uns in der Erziehung bewusst wird: Wir können es anders machen. Und damit schnell etwas bewirken.

Meshel Laurie: Nach der Trennung kommt das Glück

[aartikel]3548377521:left[/aartikel]Wenn man frisch getrennt ist, dann ist man nach der ersten Trauerphase meist auf der Suche nach dem „Wie weiter“. Und für dieses „Wie weiter“ gibt es auf dem Markt gefühlte 100.000 Ratgeber. Dieser hier ist geht der Frage, wie man Liebeskummer meistern kann, auf einem buddhistisch angehauchten Weg nach. Letztendlich aber ist er eigentlich auch nichts anderes, als das Aufarbeiten der Autorengeschichte – kombiniert mit leicht verständlich gemachtem Wissen rund um den Buddhismus. Wer sich damit schon ein wenig auskennt, wird enttäuscht sein und nicht wirklich etwas Neues erfahren. Wer zum ersten Mal mit dem Buddhismus in Kontakt kommt, für den könnte dieser Ratgeber aber das Richtige sein. Die Basis, nach einer Trennung ein Umdenken einzuleiten. Und irgendwann zu merken, dass innerer Frieden deutlich mehr wert ist für unser Leben als momentanes Glück. Und dass er eine wunderbare Basis sein kann für eine entspannte und erfolgreiche neue Beziehung.

Meshel Laurie war 19 Jahre mit dem Mann ihrer Träume verheiratet, bis er sie – so zumindest ihr Eindruck – von jetzt auf gleich sitzenließ. Sie weiß also, wovon sie spricht, wenn sie sich gebrochenen Herzen widmet.

Kellmann: Glück beginnt im Darm

[aartikel]3742304941:left[/aartikel]Der Darm ist in letzter Zeit in aller Munde – symbolisch gesehen. Aber tatsächlich haben Mund und Darm eine ganze Menge gemeinsam. Denn mit dem, was wir zu uns nehmen, das weiß man inzwischen, füttern wir unsere körpereigenen Bakterien im Darm und die wiederum sorgen dafür, dass wir uns wohlfühlen. Billionen von kleinen Helfern wollen ausgewogen ernährt werden, um unsere Körperfunktionen im Gleichgewicht zu halten und unser Gehirn vor „Fehlschaltungen“ zu bewahren. Der Zusammenhang zwischen Ernährung und Wohlbefinden ist inzwischen nicht mehr neu, genauso wenig wie der zwischen physischem und psychischem Wohlbefinden, aber was relativ neu ist, sind die Auswirkungen der Darmpopulation auf Krankheiten wie Depression oder Angstzustände.

Dr. Raphael Kellman lebt in New York und seine Theorie trifft gerade mitten ins Herz des Interesses. Es ist gut, den Menschen ganzheitlich zu sehen, es ist gut, all die Mikroorganismen, die mit uns leben, als wichtig für unser Wohlbefinden zu erkennen und ist vor allem gut, praktische Hinweise zu geben. So wie die vielen Rezepte, die dem Buch beigefügt sind und die dabei helfen, die Bakterien so zu ernähren, dass sie uns dienen und uns nicht zerstören.

Petermann/Nitkowski: Selbstverletzendes Verhalten

[aartikel]3801726819:left[/aartikel]Das Phänomen der Selbstverletzung ist nicht neu, das zeigen uralte Rituale. Aber irgendwie scheint es trotzdem eine Erscheinung der heutigen Zeit zu sein. Fast schon so etwas wie eine Mode. Kaum ein Jugendlicher, der nicht einen kennt, der sich ritzt. Der sich Verletzungen zufügt, um einer inneren Verletzung Ausdruck zu verleihen. So „einfach“ zu erklären ist es manchmal, aber nicht immer sind die Gründe für das Verhalten so offensichtlich.

Es fällt uns schwer, zu verstehen, warum in einer Gesellschaft, in der Schönheit und offensichtliche Gesundheit eine so wichtige Rolle spielen, manche daraus ausbrechen und sich selbst zerstören zu wollen. Die Reaktionen reichen von Mitleid über offene Ablehnung bis hin zu absoluter Ohnmacht.

Die Autoren sind beide am Lehrstuhl für Klinische Kinderpsychologie der Universität Bremen und sie wissen, welche Komplexität und welche erschreckenden Erscheinungsformen selbstverletzendes Verhalten zeigen kann, welche Reaktionen darauf wie einzuordnen sind, wie man den Ursachen auf die Spur kommt und wie man behandelt. Sie beschäftigen sich gerade mit den Ursachen, die äußerst vielschichtig sein können, sehr ausführlich, behandeln aber auch die oft widersprüchlichen und überwältigenden Gefühle der Angehörigen. Eine ausführliche Literaturliste ergänzt optimal.

Das ist kein Buch, das man mal als kleinen Ratgeber zwischendurch lesen kann. Es basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und das merkt man auch an der Sprache. Wer sich allerdings bereits mit dem Thema beschäftigt hat – und davon ist auszugehen, wenn man zu einem Buch wie diesem greift – wird hier viele Antworten finden.

Ulrike Stöhring: Vielen Dank für alles – Trennung glücklich überlebt

[aartikel]3864930545:left[/aartikel]Vielen Dank für alles – was für ein seltsamer Titel für ein Buch, in dem eine Frau die Trennung von ihrem Mann verarbeitet. Ulrike Stöhring macht es dem Leser, oder wahrscheinlich doch eher der Leserin, einfach, sie in den zwei Jahren nach dem Beziehungsbruch zu begleiten. Man erlebt mit ihr die Höhen und Tiefen, begibt sich mit ihr in seltsame Gefilde und verfolgt ihr fast verzweifeltes Ringen um Coolness.

Anfangs freut man sich: Endlich mal ein Trennungsbuch, das einem nicht erzählt, wie man mit ein bisschen Atmen die Sache schon wieder in den Griff bekommt, wie mit ein bisschen Wegschmeißen 25 Jahre Leben, die sich anfühlen, wie unterwegs verloren, wieder friedlich in die eigene Biographie zu integrieren sind. Die Autorin kommt sympathisch rüber, man fühlt mit ihr, ohne zu tief in ihr Leid gezogen zu werden. Doch dann kommt Stück für Stück die unerfreuliche Wende: Tantra-Massage – nun gut, vielleicht nicht jedermanns Sache. Genauso wie wechselnde Liebhaber. Aber akzeptabel. Nicht akzeptabel allerdings ist die Selbstgefälligkeit und Überheblichkeit, mit der die Autorin schlussendlich ihre Leserinnen behandelt. So als wäre sie die Spezialistin für Trennung, nur, weil sie so ein gutes Verhältnis zu ihrem Ex-Ex hat und auch mit dem Ex einmal monatlich einen Spaziergang zum Gedanken- und Gefühlsausgleich macht. Das ist anderen auch schon gelungen, das ist Größe, keine Frage, aber es ist nichts, was man sich allein auf die eigenen Fahnen schreiben dürfte, denn dazu braucht es immer zwei.
Es ist verständlich, dass eine verlassene und verletzte Frau, die gerade über ihr Leid hinwegkommt, manchmal ein bisschen zu viel Oberwasser gewinnt. Auch sie hat sicher ihre Momente, in denen sie in genau diesem Oberwasser zu ertrinken scheint. Nicht verständlich ist allerdings, dass sie die Würde derer, die länger brauchen zum Trauern oder die anders trauern als sie, nur vermeintlich respektiert. Zwischen den Zeilen steht etwas anderes.