Bridget Collins: Die verborgenen Stimmen der Bücher – gelesen von Frank Stieren

Emmet, ein einfacher Bauernsohn, erleidet das Buchbinderfieber und wird von seiner Familie weggeschickt. Schließlich leben sie in einer Zeit, in der Bücher verpönt sind und die Kreuzzüge gegen das geschriebene Wort noch fest in den Erinnerungen verankert sind. Ein „Irrsinniger“ wie Emmet ist da nicht gern gesehen. Auch dann nicht, wenn die Eltern sehr gut wissen, dass das Erlebte mit Wahnsinn eigentlich gar nichts zu tun hat. Emmet kommt zur alten Buchbinderin Seredith, die fast ein bisschen wie eine Hexe aus einem Bilderbuch wirkt. Tief im Inneren ihres kleinen Häuschens sind zahlreiche Bücher versteckt, die sie selbst gebunden hat – bzw. bei denen sie die Erinnerungen der Personen, um die es geht, gebunden hat. Denn das ist die Handwerkskunst, die Emmet lernen soll. Doch soweit kommt es nicht, Seredith stirbt und ihr Sohn nimmt sich Emmet an, nicht ganz uneigennützig …

Und von da an beginnt die Geschichte sich ein bisschen zu ziehen, jetzt ist der Moment, wo man mehr wissen möchte. Über die Buchbinder an sich, ihr Handwerk, die Hintergründe, die Kreuzzüge, aber die Autorin hält sich eher bedeckt, auch die Liebesgeschichte, die sie spannt, wirkt irgendwie oberflächlich, und es wird zeitweise schwierig, die Motivation aufzubringen, weiterzuhören. Was auch am Sprecher liegen mag, denn auch, wenn seine Stimme sehr schön ist und er die einzelnen Charaktere gut rüber bringt: auf Dauer wirkt es ein bisschen monoton. Aber letztendlich lohnt es sich, dranzubleiben.

Jeder von uns birgt wohl ein tiefes Geheimnis, eine ferne Erinnerung, die man nicht unbedingt bräuchte. Auf die man gut verzichten könnte. Und die sich doch immer wieder und äußerst ungewollt in die Gegenwart schleicht. Ein absolutes Vergessen wäre da doch wünschenswert. Oder? Und genau bei diesem Oder bleibt man nach der Lektüre dieses Buches hängen. Ein tröstlicher Gedanke, den Bridget Collins da pflanzt.