Gail Parent. Sheila Levine ist tot und lebt in New York

Eigentlich ist “Sheila Levine ist tot und lebt in New York” der Abschiedsbrief einer Selbstmörderin, der aus Versehen, den Umständen Rechnung tragend, etwas länger geworden ist. Und in dem sie nicht nur Barbra Streisand ihren Make-up-Spiegel vermacht, sondern auch Thomas Brown das Pessar und der Frau von der Arbeitsvermittlung die Schmutzwäsche. Sheila ist Jüdin, eines von hunderttausend jungen New-Yorker Mädchen mit geglätteten Haaren, Nasen, die operiert werden wollen und dem verzweifelten Scanner-Blick, wenn ein heiratsfähiger Mann in der Nähe auftaucht. Sheila ist überzeugt davon, dass sie auf dem Heiratsmarkt keine Chance mehr hat. Und das, obwohl sie bei der schlimmsten Kälte an Friedensmärschen teilnimmt, keine Versammlung und keinen Abendkurs ausließ. Grund genug für die Stadtneurotikerin, den eigenen Tod genau vorauszuplanen und dabei vor lauter Vorfreude das Leben wieder zu genießen.

Dieser Roman aus der Feder der „Golden Girls“-Erfinderin Gail Parent könnte der 1972 zum ersten Mal erschienene Vorläufer der heutigen Sex-and-the-City-Folgen sein. Ihre Einstellung zu Männern, das Wahrnehmen ihrer selbst, die Beziehung zu anderen, vor allem ihren Eltern, die eminente Wichtigkeit der Außenwirkung und dann wieder das loyale Darüberhinwegsehenkönnen: Sheila ist in ihren „letzten“ Aufzeichnungen gnadenlos. Mit sich und mit der Welt.
3.1 Stars (3,1 / 5)