Véronique Poulain: Worte, die man nicht sagt

Das Leben mit gehörlosen Eltern muss für ein Kind, das ganz normal hören kann, sehr seltsam sein. Aber irgendwie auch spannend. Zum Beispiel dann, wenn man seine Eltern mit „Hallo, Ihr Arschlöcher“ begrüßt und eine freundliche Umarmung erntet. Oder dann, wenn alle anderen Kinder einen beneiden, weil man so eine Art Geheimsprache mit seiner Mutter sprechen kann, weil man sich anschreien kann, ohne ein Wort zu hören. Doch so lautlos, wie man sich taubstumme Menschen vorstellt, sind sie nicht. Auch das zeigt das Buch dieser jungen Frau ganz deutlich.

Véronique beschreibt, wie es ist, wenn man sich als Kind etwas einfallen lassen muss, damit die Mutter einen auch über größere Entfernung wahrnimmt und wie es ist, wenn einem später die Mutter einem immer die Kupplung des Autos zerstört, weil sie sie nicht hören kann. Wie es ist, wenn Sinne ausfallen, die für uns andere so selbstverständlich sind.

Nur leider tut sie all dies ohne große Leidenschaft. Das Buch ist wie ein liebloser Aufsatz, den man schreibt, weil man ihn schreiben muss, und der vom Thema her doch so viel mehr Potenzial geboten hätte. Schade. Sehr schade.
2.0 Stars (2,0 / 5)