Kathrin Weßling: Super und dir?

Marlene Beckmann ist 31 Jahre alt und genau so, wie eine Frau in diesem Alter in unserer Gesellschaft sein soll: schön und gepflegt, strebsam, erfolgreich, immer online und vor allem: immer gut drauf.
Dass nur die wenigsten das wirklich erfüllen und die meisten mit einer Fassade leben, die es gilt, mit allen Mitteln aufrechtzuerhalten, das verrät sie nur in diesem Buch. Die Protagonistin zeigt schonungslos ehrlich, wie sie sich mit der Hilfe aller möglichen Substanzen am Laufen hält, was das mit ihr und ihrer Beziehung macht und was es bedeutet, den Traumjob halten zu müssen.

Es ist ein bisschen schwer zu lesen, dieses Buch. Nicht, weil der Stil schlecht wäre, das ist er nämlich nicht, sondern eher, weil man denkt, dass es doch durchaus wichtigere Dinge gibt als sich mit den Problemen der Marlene B. zu beschäftigen. Und dass es auch für Marlene B. durchaus wichtigere Dinge geben sollte, als sich im Selbstmitleid zu suhlen – sie könnte sich zum Beispiel am eigenen Schopf packen und aus dem Dreck ziehen. Man möchte hingehen, das Mädchen schütteln und ihr sagen, dass es durchaus Sinn machen kann, mal auf die innere Stimme zu hören und dass Karriere und Twitter nicht alles im Leben einer jungen Frau sein sollten.
Die Autorin ist übrigens im „echten“ Leben eine gefragte Social-Media-Redakteurin. Wen wundert’s?