Dave Eggers: Der Circle

Mae Holland macht eine Wahnsinnskarriere bei „The Circle“, einem Konglomerat von Google, Facebook, Twitter, Youtube und Apple, geführt von den Drei Weisen. Immer unter dem Gutmensch-Motto schleicht sich das Social-Media-Unternehmen, das über ziemlich radikale Ansichten hinsichtlich der Selbstbestimmung verfügt, in die Leben seiner Mitarbeiter und auch in die, die versuchen, dem zu entkommen. Monopolisierung, Datenspeicherung, Überwachung – die totale Kontrolle, immer unter dem Deckmantel der Wohltätigkeit, des Schutzes und des Praktischen. Mae gefällt das. Ihr Blickwinkel ist der einer nach Anerkennung strebenden jungen Frau mit Karrierewunsch. Die Vorzeigemitarbeiterin ist gern bereit ist, ihr Leben dem Unternehmen zu widmen und den Campus so gut wie gar nicht mehr zu verlassen. Sie wird transparent. Der einzige, der Mae immer wieder aus dem Konzept bringt, ist ein junger Mann, der nicht nur in unregelmäßigen Abständen aus dem Nichts aufzutauchen scheint und sie sexuell anzieht, sondern der sie auch immer wieder warnt. Warnungen, die Mae ignoriert, bestenfalls für Prüfungen hält, genau wie sie auch über die Bedenken ihrer Freunde und Familie fast herzlos hinweggeht.

Zu sehr ist sie fasziniert von dieser Welt, die ihr alles bietet, was sie zu brauchen glaubt. Gratisessen, zubereitet von den besten Köchen, ein immer perfekt aufgeräumtes Wohnheimzimmer mit stets nach ihren Wünschen gefülltem Kühlschrank, Gratisveranstaltungen en masse und vermeintliche Freunde, die mit ihr auf einer Linie liegen und ihr Likes ohne Ende spendieren. Dave Eggers, einer der bedeutendsten Autoren unserer Zeit, zeichnet in The Circle ein Bild von Neuzeiterrungenschaften, die einzeln und scheinbar unauffällig in unserem Leben bereits Einzug gehalten haben, die ganz unauffällig beginnen, unser Leben zu kontrollieren. Was einem, liest oder hört man dieses Buch, erst einmal wieder so richtig bewusst wird. Wer 1984 gelesen und verstanden hat, weiß, dass der Circle die Fortsetzung ist. Eine Dystopie vom Feinsten. Obwohl…: Von pessimistischem Zukunftsbild kann kaum mehr die Rede sein, sind wir an dieser Form von Zukunft doch deutlich näher dran als manch einem von uns lieb sein dürfte.

Es gibt Stimmen, Dave Eggers sei ein Internethasser. Vielleicht ist er aber doch eher einer, der uns bewusst machen will, wie sehr die Technologiebranche sich die Naivität der Gesellschaft zunutze macht. Und welche Gefahr von falscher Social Media Nutzung ausgehen kann. Vor allem für die, die mit dem Netz aufgewachsen sind. Ein Buch also nicht nur für die Generation Y und darüber, sondern vor allem auch eine Warnung für die Digital Natives.
Die Geschichte, gelesen von Torben Kessler lässt einen jeden Stau in Minutenschnelle vergessen.
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