Julia Volmert/Elke Broska: Ein Rucksack voller Glück

Das Auto muss in die Werkstatt und der geplante Ausflug fällt ins Wasser. Flo und Mia sind echt enttäuscht. Doch dann erzählt ihnen ihre Mama vom Glücksrucksack: Jeder Mensch, vom Baby bis zum Opa, trägt einen unsichtbaren Rucksack auf dem Rücken. Der eine ist schwer und voller Sorgen, drückt den Rücken des Betroffenen weit nach unten und lässt ihn traurig schauen. Ein anderer ist randvoll und wenn man glücklich verliebt ist, dann wachsen dem Rucksack sogar Flügel. Die Mama zeigt den beiden, wie man schlechte Gefühle durch gute ersetzt. Was man tun kann, damit der Rucksack wieder schön leicht wird.

Dieses Bilderbuch ist so, wie man es von Julia Volmert gewohnt ist. Allerdings fehlt es ein bisschen am Spannungsbogen. Irgendwie erwartet man sich mehr. Aber der Ansatz ist gut. Die Idee, die Seele als Rucksack darzustellen, den man beliebig füllen kann, macht das Thema deutlich anschaulicher und lang nicht so abstrakt wie es eigentlich ist.

Ein schönes Extra, ganz typisch für die Bücher aus dem albarello-Verlag, sind die Glückspostkarten im Buch. Wunderbar geeignet, anderen ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern und somit auch deren Glücksrucksack mit Positivem zu füllen.
2.9 Stars (2,9 / 5)

Thomas Sautner: Der Glücksmacher

Sebastian Dimsch hat eine Frau, Nachwuchs und einen Job bei einer Versicherung. Aber warum ist er nicht glücklich? Genau wie Millionen andere in seiner Situation findet er keine Antwort auf diese brisante Frage. Und als seine Chefin ihn degradiert und in einem entfernten Trakt des Unternehmens unterbringt, läuft er bei seiner Suche nach dem Glück zu Hochformen auf, studiert alle Philosophen, beginnt Ratschläge an die Kollegen zu verteilen und prädestiniert sich damit für ein neues Produkt: die Glücksversicherung. Die allerdings ursprünglich lediglich geschaffen wurde, um ihn in sein persönliches Unglück zu stürzen.
Wie das Blatt sich immer wieder wendet und welche entscheidende Rolle Fortuna dabei spielt, erschließt sich dem Leser erst im Lauf der Lektüre, die vielleicht nicht glücksbringend erhellend, aber immerhin heiter ist. Und wie sagt man in Japan so schön: Glück kommt denen zu, die lachen.

Der Autor schafft es, den Leser bei der Stange zu halten. Es hat irgendetwas, dieses Buch. Nur leider kann man nicht so genau sagen, was es ist. Thomas Sautner ist noch nicht alt, verfügt aber mit über 40 über genug Lebenserfahrung, um ein Buch wie dieses zu schreiben. Der Österreicher ist ursprünglich Journalist und hat bereits mehrere Romane veröffentlicht.
3.8 Stars (3,8 / 5)

Sarah Weeks: Jamies Glück

Jamie hat nicht nur kein Glück, er hat eine ganze Menge Pech. Und nicht nur er, sondern auch seine Familie. Sein Vater haut ab, seine Tante, bei der er und seine Mutter leben, hat einen Unfall, bei der sie das Gedächtnis verliert, seine Katze wird überfahren. Schlimmer kann es eigentlich nicht kommen. Denkt Jamie.

Dass er in der Schule keine Freunde findet, gehänselt wird und auch die Lehrerin nicht wirklich begeistert ist von ihm und seinen Leistungen – und ihn das täglich spüren lässt – ist eigentlich nur Staffage. Jamie schwankt zwischen totaler Resignation und immer wieder aufkeimender Hoffnung auf ein bisschen Zuneigung. Und genau das macht ihn anfällig für den schmierigen Hausmeister. Der Junge ist über die Vorfälle so entsetzt, dass er mit niemandem darüber reden kann. Mit niemandem außer mit Tante Sapphy, denn deren Gehirn vergisst seit dem Unfall alles innerhalb von Minuten…

Diese Geschichte ist eine Geschichte über das Glück – das man genau da finden kann bzw. nur da finden kann, wo man am wenigsten damit rechnet. Und es ist eine Geschichte über Vertrauen, Freundschaft und die Tatsache, dass oft Menschen, von denen man es nie im Leben gedacht hätte, die besten Freunde werden. Und dass die Lösung für ein schwieriges Problem oft näher ist als man denkt. Großen Raum nimmt aber auch das Unglücklichsein in diesem Werk ein. Denn damit Jamie realisieren kann, was Glück bedeuten kann, muss er seelisch ziemlich tief fallen…

Der Sprecher Stefan Wilkening fängt die Stimmungen Jamies gut ein, verliert aber zwischendrin immer wieder ein bisschen an Tempo. Das liegt vielleicht auch daran, dass man für den Mittelteil der Buchvorlage etwas Durchhaltevermögen braucht, um dann das durchaus gut gelungene Ende wieder genießen zu können. Sarah Weeks beschreibt sehr detailgenau die jeweiligen Szenen, sie führt den Leser und in diesem Fall den Hörer gekonnt hinein in die triste Wohnwagensiedlung am Rande der Gesellschaft.
3.0 Stars (3,0 / 5)