Julia Volmer: Du gehörst zu uns oder Jeder ist ein bisschen anders

Der kleine Bär ist traurig. Die Elster hat ihn wegen seiner roten Nase aufgezogen, der Vogel weiß genau, wo er einen wunden Punkt treffen kann und nutzt das reichlich. Auch das Eichhörnchen, auf dessen Baum sich der Bär verstecken will, ist Opfer eines verbalen Elsteranschlags geworden. Und von dieser wegen seines Gewichts gemobbt worden.
Als die beiden Freunde erkennen, dass sie dasselbe Problem haben, versuchen sie sich gegenseitig zu helfen. Das Eichhörnchen macht alles, um den Bären von der roten Nase zu befreien – Heftplaster, anmalen und eine Pampe aus Blaubeeren und Kohle und der Bär lässt sich auch für seinen Freund etwas einfallen: Er spritzt ihn nass und schon sieht das Eichhörnchen gleich ganz schlank aus. Aber dann stellen beide fest: Sie hätten das alles gar nicht machen müssen, denn für ihre Freunde sind sie so wie sie sind genau richtig. Da kann die Elster sagen, was sie will.

Die gemeine Elster hat am Schluss das Nachsehen, die Freunde halten zusammen und wissen, wie wichtig es ist, dass jeder anders und jeder auf seine Art gut ist. Ein bisschen schade, dass es die Elster in diesem Buch nicht auch lernen durfte.

Julia Volmert, die nach ihrem Studium für Visuelle Kommunikation ihre Bücher auch selbst mit ganz charakteristischen Bildern bestückt, ist genauso ein Garant für schöne Bilderbücher wie der Albarello-Verlag. Die Bücher haben immer einen moralischen Hintergrund und sind doch nie dem erhobenen Zeigefinger gewidmet.
3.4 Stars (3,4 / 5)

Julia Volmert/Elke Broska: Ein Rucksack voller Glück

Das Auto muss in die Werkstatt und der geplante Ausflug fällt ins Wasser. Flo und Mia sind echt enttäuscht. Doch dann erzählt ihnen ihre Mama vom Glücksrucksack: Jeder Mensch, vom Baby bis zum Opa, trägt einen unsichtbaren Rucksack auf dem Rücken. Der eine ist schwer und voller Sorgen, drückt den Rücken des Betroffenen weit nach unten und lässt ihn traurig schauen. Ein anderer ist randvoll und wenn man glücklich verliebt ist, dann wachsen dem Rucksack sogar Flügel. Die Mama zeigt den beiden, wie man schlechte Gefühle durch gute ersetzt. Was man tun kann, damit der Rucksack wieder schön leicht wird.

Dieses Bilderbuch ist so, wie man es von Julia Volmert gewohnt ist. Allerdings fehlt es ein bisschen am Spannungsbogen. Irgendwie erwartet man sich mehr. Aber der Ansatz ist gut. Die Idee, die Seele als Rucksack darzustellen, den man beliebig füllen kann, macht das Thema deutlich anschaulicher und lang nicht so abstrakt wie es eigentlich ist.

Ein schönes Extra, ganz typisch für die Bücher aus dem albarello-Verlag, sind die Glückspostkarten im Buch. Wunderbar geeignet, anderen ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern und somit auch deren Glücksrucksack mit Positivem zu füllen.
2.9 Stars (2,9 / 5)

Julia Volmert/Susanne Szesny: Der Zauberrabe oder Richtig sprechen lernen macht Spaß

Albert, der Rabe, lebt im Zauberland. Und er will zur Hexe Knoppenstedt. Durch seinen kleinen Sprachfehler landet er aber stattdessen in Lauras Puppenbett. „Tsuldigung. (…) Alle Schauberraben tönnen prechen. Nur ich tann es leider nicht so gut (…).“ So rechtfertigt sich Albert dafür, Laura ziemlich erschreckt zu haben. Doch das Mädchen versteht ihn erst mal gar nicht und bittet ihn langsamer zu reden.

Und da ist er schon, der erste Tipp der Autorin für den Umgang mit den kleinen Ungereimtheiten, die viele Kinder noch in ihrem Sprachfluss haben.

Langsam und deutlich spricht Laura, die früher selbst ‚Tindedaten‘ statt ‚Kindergarten‘ gesagt hat und daher weiß, wovon sie spricht, mit dem Raben den Zauberspruch und reist mit ihm in sein Reich. Dort begegnen sie kitzeligen Steintrollen, Einhörnern, die Reime mögen, lustigen Hexen, die beim Silbenklatschspiel nicht weiter kommen, Trollen, die den Mund nicht aufkriegen und die Hälfte der Sätze weglassen und endlich auch dem Zauberer, zu dem Albert gehört. Er ist überglücklich, seinen Raben wieder bei sich zu haben und schenkt Laura einen magischen Reisestein, mit dem sie jederzeit wiederkommen kann. Denn Albert muss erstmal noch kräftig sprechen üben, bevor er sich wieder ans Zaubern macht….

Ein typisches Buch aus der Feder von Susanne Szesny. Diese Illustratorin gehört definitiv zu meinen persönlichen Favoriten. Genau wie die Buchreihe aus dem Albarello-Verlag, die sich in regelmäßigen Abständen immer wieder mit Kinderalltagsproblemen beschäftigt und auf sanfte, spielerische Weise die Kleinen an ein bestimmtes Verhalten heranführt. Ob das nun Bert, der Gemüsekobold ist oder der berühmte Zauberer Windelfutsch. Oder aber auch heiklere Themen. Die Autorinnen Bärbel Spathelf und Julia Volmert sind sich in ihrer Art ziemlich ähnlich. In diesem Fall zeichnet Julia Volmert für den Text verantwortlich und ihr ist es gelungen, ein Bilderbuch herauszubringen, das im Rahmen der frühkindlichen Spracherziehung wichtige Tipps geben kann. Und das beim Vorlesen immer wieder so richtig Spaß macht. Meine Mädels können sich über die sprachlichen Besonderheiten des kleinen Raben kaputt lachen, der aufgeregt vor dem „titzeligen Teintroll“ warnt. Aber auch die Kobolde mit ihrer „Ey-Alder“-Sprache sind zum Piepen. Hier hätte ich mir fast noch ein bisschen mehr „Wiedererkennungseffekt“ mit manchem U-Bahn-Insassen gewünscht.

Die Autorin weist am Ende des Buches in einem kurzen Artikel auf ein paar Dinge hin, die beim Sprechenlernen wirklich wichtig sind. Sie gibt noch weitere Anregungen für Sprachspiele und regt dazu an, die detailreichen Bilder Susanne Szesnys zu nutzen um mit dem Kind ausführlich zu sprechen. Und definitiv: Zum Weiterlesen kommt man beim ersten Mal nicht wirklich, denn es gibt eine Menge in den Illustrationen zu entdecken.

Dieses Buch ist endlich mal wieder ein absolutes Highlight unter den Kinderbüchern!

Ach übrigens, nettes Extra ist auch diesmal wieder eine kleine Plüschfigur.
4.9 Stars (4,9 / 5)

Julia Volmert/Susanne Szesny: Wir bleiben eure Eltern!

Nach Angaben des statistischen Bundesamtes wurden allein im Jahr 2005 rund 200.000 Ehen in Deutschland geschieden. Mehr als 150.000 minderjährige Kinder waren davon betroffen. Für die Erwachsenen mag so eine endgültige Trennung oft auch eine Erleichterung sein. Für die Kinder ist es das in den seltensten Fällen. Und der psychische Druck beginnt ja auch nicht erst zum Zeitpunkt der Scheidung, sondern weit vorher. Eltern, die einfühlsame Kinderliteratur zu diesem Thema suchen, finden allerdings nur schwer das Passende. Doch gerade, wenn man sich in einer sehr schwierigen Lebensphase befindet oder auch einfach nur kleinen Kindern etwas Ernstes erklären möchte, ist ein gut gemachtes Kilderbuch als Unterstützung Gold wert. Der Bedarf ist da – albarello reagiert darauf. Das neueste Kinderbuch, das hier erschienen ist, heißt „Wir bleiben eure Eltern!“

Irgendwas ist anders. Lena spürt es. Die Eltern streiten sich immer öfter, die Stimmung zuhause ist reichlich unterkühlt und irgendwann erklärt die Mutter ihr und dem kleinen Bruder, dass ihr Vater ausziehen wird und auch sie sich eine neue, kleinere Wohnung suchen müssen. Es ist schwer zu verstehen für die Knirpse, warum der geliebte Papa nur noch am Wochenende bei ihnen sein soll. Wo sie doch zusammengehören – alle vier. Die neue Situation macht ihnen Angst und manchmal reagieren sie wütend auf all die Veränderungen in ihrer kleinen Welt. Der Gedanke, dass die Eltern sie auch irgendwann nicht mehr lieb haben könnten und sich dann von ihnen trennen, liegt nahe. Doch Vater und Mutter gehen sehr sensibel mit dem Thema um und machen dem Nachwuchs deutlich, dass die Liebe zwischen ihnen und den Kindern unvergänglich ist, dass die Kleinen nicht Schuld sind an der Trennung und dass sie immer ihre Eltern bleiben werden.

Es ist sicher nicht einfach, ein solch komplexes Thema auf rund 25 Seiten Bilderbuch unterzubringen und beim ersten Lesen geht auch alles etwas schnell: kaum gestritten, schon ausgezogen. Doch der Text von Julia Volmert ist einfühlsam auf die Problematik ausgerichtet, die Bilder von Susanne Szesny bewährt aussagekräftig und doch nicht zu düster. Ein Buch, das sich nicht nur für diejenigen eignet, die versuchen, ihren Kindern die Notwendigkeit einer Trennung nahe zu bringen. Im Zeitalter der Patchworkfamilien lässt sich mit diesem Buch auch Kindern aus „intakten“ Familien erklären, was leider allzu oft Realität ist.

Themen, die besonders nah dran sind an den Problemen von kleinen Kindern, sind übrigens eine Spezialität des Verlages. Der TV-Gucki, der kleine Zauberer Windelfutsch oder Benni Benimm eignen sich super als Gesprächshintergrund. Highlight des letzten Jahres: „Pass auf dich auf!“
3.4 Stars (3,4 / 5)
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