Elisabeth Vollmer: Picknick in der Badewanne

In diesem Buch werden 24 Geschichten aneinandergereiht, immer auf Grundlage der gleichen Familie. Die Kinder erfahren viel über das Familienleben der Schreibers, den Eltern Anke und Christian sowie den drei Kindern Silas, Julia und Lena. Ob es kleine Streiche sind, angstvolle Momente oder liebevolle – immer vor dem Hintergrund der Gottesgläubigkeit. Das macht es allen anderen Familien ein bisschen schwer beim Vorlesen. Denn wer nicht ganz so gläubig ist und/oder seinen Kindern etwas anderes vermittelt, hat bisweilen echte Schwierigkeiten auszuweichen. Ein weiterer riesiger Kritikpunkt: Die Geschichte, in der es um das Thema Scheidung bzw. Trennung geht. Denn wie es sich für eine gottesfürchtige Familie zu gehören scheint, sind die Eltern doch glatt in der Lage, ihren Kindern zu versprechen, dass sie sich immer lieben und achten werden. Wie muss sich da ein Kind fühlen, dessen Eltern das auch versucht haben, aus weltlichen oder welchen Gründen auch immer aber daran scheiterten? Das sollte sich die Autorin vielleicht doch mal überlegen. Denn es mag sein, dass sie oder die Figuren in ihren Büchern dieses Glück haben – Millionen von Frauen (und auch Männer) stehen alleine mit ihren Kindern da. Und das liegt sicher nicht daran, dass sie nicht an Gott glauben.

Wer sich auf dem Buchmarkt auskennt, der weiß, dass Gerth Medien eine kirchliche bzw. religiöse Tendenz hat. Wer aber zu dem Buch greift, weil es so nett aussieht, weil ihn die Fragen am Schluss eines jeden Kapitels begeistern oder weil es sich so gut als Adventskalender eignet, der mag enttäuscht sein.
1.0 Stars (1,0 / 5)

Martina Steinkühler / Angela Holzmann: Wie schön, dass du mich gefunden hast

Eine kleine Geschichte gegen große Angst – so nennen Martina Steinkühler und Angela Holzmann ihr Bilderbuch über David, die Schafe seines Vaters und das kleinste Lämmchen, das der Junge besonders behütet, auf seinen Schultern trägt und umsorgt. Bis es eines Tages verschwunden ist. David geht los, um es zu suchen, nimmt viele Mühen auf sich und könnte sich nicht mehr freuen, als er es wohlbehalten wieder zurück zu seiner Herde bringen kann.
Doch David fühlt sich auch einsam, fragt sich, wer ihn behütet und vor Schaden bewahrt und wünscht sich, eines seiner Schäfchen zu sein.

Frei nach dem Motto „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott“ arbeitet dieses Bilderbuch mit einem biblischen Thema. Psalm 23 wird hier kindgerecht umgesetzt. Und mal abgesehen von der für kleine Kinder an manchen Stellen ein wenig zu hochtrabenden Sprache ist den beiden Autorinnen hier ein sehr ansehnliches Bilderbuch gelungen. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Zeichnungen sind äußerst gelungen.
3.4 Stars (3,4 / 5)

Claudia Schreiber: Ihr ständiger Begleiter

Religiöser Eifer und Gottesfürchtigkeit im wahrsten Wortsinne umgeben Johanna schon ihr ganzes Leben lang. Sie ist Mitglied einer strengen Gemeinde, ihr Vater deren Oberhaupt. Lange dunkelblaue Röcke, hochgeschlossene Blusen, zusammengebundene Haare und weder Schmuck noch Schminke, ganz züchtig und unterwürfig – das ist die eine Johanna. Rebellisch, lüstern und mit weltlichen Wünschen ausgestattet, die andere. Zwei Seelen wohnen in ihrer Brust und zwar genau seit dem Moment, in dem Rob, der Holländer auftaucht. Doch das passt Gott, ihrem ständigen Begleiter, überhaupt nicht!

Am besten an dem ganzen Hörbuch sind die von Ulrike Grote und Dietmar Mues verkörperten Zwiegespräche zwischen Johanna und Gott höchstpersönlich. Davon hätte es ruhig etwas mehr sein dürfen. Die Unterhaltung entbehrt nicht einer gewissen Bissigkeit. Und es bleibt auch nicht bei der Kommunikation auf der verbalen Ebene, was das Ganze noch brisanter macht.

Besonders gelungen ist der Part, in dem sich Gott darüber beschwert, dass zwar am Anfang das Wort war, am Ende aber die Sprachlosigkeit steht – Sprachlosigkeit deswegen, weil ihm alle das Wort im Mund rumdrehen. Sein Vorschlag für ein elftes Gebot wäre daher: Ruhe im Stall! Gott hat die Nase gestrichen voll von den Menschen. Manche, die seinen Namen im Munde führen, würde er nicht mal mit der Kneifzange anfassen und er sagt von sich selbst, er habe eine Meise – eingestellt als Pressesprecherin.

An diesen Stellen ist das Hörbuch wirklich witzig, und so, wie Dietmar Mues Gott vertont, genau so könnte man ihn sich vorstellen, alt, knurrig, egoistisch und doch liebenswert – irgendwie. Johannas Zwiespalt, ihre Zweifel und ihre Verzweiflung fügen sich in die Schicksale der Menschen um sie herum, alle geprägt von ihrem Vater und seinem strengen Gemeindelebenregiment. Hinter dem wiederum die eigenen seelische Abgründe vertuscht werden.

Die Autorin, übrigens selbst lange Jahre Mitglied einer Baptistengemeinde und vor allem durch „Emmas Glück“ bekannt geworden, liest ihr Hörbuch zum großen Teil selbst und es ist sehr angenehm, ihr zuzuhören. Kein Wunder, Claudia Schreiber kommt unter anderem aus dem Hörfunkbereich.
3.8 Stars (3,8 / 5)

Lewis Perdue: Die Tochter Gottes

Welche Rolle spielt die Frau in der Religion? Gibt es einen Gott oder gibt es vielleicht sogar eine Göttin? Wer ist Maria wirklich und warum wurden in katholischen Gottesdiensten immer schon und immer wieder die alttestamentarischen Texte der Sophia gelesen? Die Anhänger des Gnostizismus sehen in Sophia gar die Urschöpferin des gesamten Universums. Sie ist die göttliche Weisheit, der weibliche Aspekt eines androgynen Gottes, vielleicht sogar ein Teil der christlichen Trinität. Sophia ist das Rätsel, um das sich Perdues neuestes Werk dreht.

Als für ihr Wissen und können bekannte Kunsthändlerin und Gutachterin ist Zoe es gewohnt, mit den teuersten Werken der Welt wieselbstverständlich umzugehen. Als sie aber in das Haus des Kunstsammlers Willi Max gerufen wird, verschlägt es ihr den Atem. Max möchte, dass sie, da er bald sterben wird, sein Vermächtnis betreut und zwar gemeinsam mit ihrem Mann Seth, einem Experten für religiöse Handschriften und Reliquienschreine. Bei der Sammlung handelt es sich um einen Teil der von Hitler gestohlenen Kunstwerke, die der SS-Mann Max bei der Flucht vor den Alliierten an sich nahm. Max will nun, geplagt von seinem Gewissen und so kurz vor seinem Tod, dass Zoe die Werke ihren rechtmäßigen Eigentümern wieder zukommen lässt. Aber das ist nicht alles, was er von ihr will. Der Kunstsammler hat noch ein weiteres uraltes Geheimnis, eine religiöse Wahrheit – die in Hunderten von Jahren unzählige Menschen das Leben gekostet hat: Das Geheimnis um Sophia. Das Mädchen lebte im vierten Jahrhundert nach Christus in einer Region, die als Brutstätte der frühchristlichen Kirche gilt, in der Nähe der anatolischen Stadt Smyrna. In der Siedlung, in der es weder Kirche noch Synagoge gab, stieg Sophia eines Tages auf einen Ochsenkarren und begann zu predigen. Sie vollführte Heilungen, trieb Dämonen aus und wurde von den Menschen als Lehrerin der Gerechtigkeit, als zweiter Messias bezeichnet. Kaiser Konstantin behagte diese Entwicklung gar nicht. Sophia wurde ermordet. Ihr Grabtuch wird im Laufe der folgenden blutrünstigen Geschichte die Hauptrolle spielen. Denn könnte man beweisen, dass das Weibliche göttlich oder das Göttliche weiblich ist, würden die Mauern der Kirche einstürzen. Die Institution wäre ruiniert. Die Gläubigen würden in Jesus Christus nicht mehr den Erlöser schlechthin sehen und Millionen Menschen würden der Kirche den Rücken zudrehen. Um das Geheimnis zu bewahren, wurde und wird gemordet ohne Ende, selbst das Schweigen der Kirche zum Holocaust hat nur einen Grund: Sophia. Seth und Zoe geraten quer durch das ganze Werk von einer blutigen Schlacht in die nächste – ein bisschen viel vielleicht für ein Taschenbuch mit nur etwas mehr als 400 Seiten. Der Lebenssaft spritzt in allen Varianten, teilweise ist es eklig, teilweise einfach nur langweilig. Aber für die, die es rear medium mögen, ist es genau richtig!

Nazis spielen mit, der Vatikan hat seine Rolle, Amerika darf da nicht außen vor stehen und auch der KGB hat was zu melden. Und keinem ist zu trauen. Der eine jagt den anderen, die Hauptdarsteller entkommen mehr oder weniger problemlos jedem Geschütz, waghalsigste Unternehmen sind von Erfolg gekürt. Aber es handelt sich ja hier schließlich auch um Fiktion – und die Geschichte, um die sich dieser Thriller dreht, ist durchaus mitreißend. Allerdings ist es schade, dass Perdue einzelne Fäden aufnimmt, dann aber nicht zu Ende spinnt. Die Schauplätze wechseln zu schnell, Leichen häufen sich in Hotels, Lagerhallen und Stollen – man kann den Überblick verlieren. Wirklich sympathisch als Figur ist eigentlich nur Zoe. Sie zeigt Gefühle, behält aber auch ihren Verstand und sagt deutlich ihre Meinung – und sie findet ihren Glauben wieder. Allerdings in einer sehr modernen Form, die ihren Ursprung rund 300 Jahre nach Christi Geburt hat.

Teilweise beruht „Die Tochter Gottes“ auf der Wahrheit, teilweise auf Vermutungen, die bereits sehr, sehr alt sind und nie bewiesen werden konnten und teilweise beruht sie rein auf der Fantasie des Autors. Die Tatsache, dass die Kirche nicht mehr wirklich einen hohen Stellenwert in unserer heutigen Gesellschaft einnimmt, führt auf der anderen Seite wieder zu einer gewissen Faszination hinsichtlich religiöser Themen und vor allem religiöser Geheimnisse. Damit lässt sich ganz gut Geld verdienen, man bedenke nur, dass „Die Tochter Gottes“ bereits in zwölf Sprachen übersetzt wurde.

Der Amerikaner Lewis Perdue hat sich auf Verschwörungstheorien und Korruptionsthemen spezialisiert. Aber nicht nur das hat ihn bekannt gemacht, auch der Plagiat-Prozess gegen Dan Brown brachte ihm Schlagzeilen ein. Brown soll bei ihm abgeschrieben haben. Denn Perdue veröffentlichte bereits Anfang der 80er Jahre ein Buch namens „The Da Vinci Legacy“.
3.4 Stars (3,4 / 5)