Joseph Scheppach: Das geheime Bewusstsein der Pflanzen

“Botschaften aus einer unbekannten Welt“ lautet der Untertitel eines Buches, nach dessen Lektüre man Skrupel hat, sich für seinen Mozarella ein bisschen Basilikum zu pflücken. Die wissenschaftliche Aussage, dass Pflanzen ein Bewusstsein haben, die ist nicht neu. Aber die Art und Weise, wie der Wissenschaftsjournalist Joseph Scheppach frühere und aktuelle Erkenntnisse aus der Pflanzenwelt präsentiert, ist superspannend.
Der Nachweis, dass in uns allen Pflanzenatome stecken, die Vermutung, dass alle Zellen – und damit auch die Pflanzenzellen – intelligent sind und ein Gedächtnis haben sowie die Tatsache, dass Wissenschaftler herausgefunden haben, dass Pflanzen deutlich mehr Sinne besitzen als wir – das alles gibt zu denken. Genau wie die Ergebnisse des Biologen Anthony Trewavas, immerhin Mitglied der Royal Society, der herausgefunden hat, dass das Grünzeug tatsächlich stur sein kann. Und damit nicht genug, es ist sogar in der Lage, in die Zukunft zu sehen. Die Dimension Zeit scheint für Pflanzen eine ganz andere Bedeutung zu haben – kein Wunder: Man denke nur an tausendjährige Linden.
Ob Pflanzen wirklich telepathische Fähigkeiten haben, wie das vor allem vom Bambus vermutet wird, was Blätter mit Computern gemein haben und ob Wurzeln soziale Intelligenz besitzen, zu all diesen Fragen fasst Scheppach die aktuellsten Erkenntnisse zusammen – und auch, wenn es sich nicht vermeiden lässt, dass man ein wenig biologisches Grundwissen mitbringen muss – verständlich ist es allemal. Der Autor bemüht sich, den schmalen Grat zu gehen zwischen reiner Wissenschaft und unterhaltsamer Wissensvermittlung. Seine Aussagen sind belegt, der Griff in die Esoterik-Kiste wird so gut es geht vermieden. Obwohl man tatsächlich versucht sein könnte, nach der Lektüre dieses Buches den nächstbesten Baum einfach mal kurz zu umarmen.
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