Mein Buch zum Reinkritzeln und Dampfablassen

Du kannst die Wellen nicht aufhalten, aber du kannst surfen lernen – auf dieser Basis will ein neues Buch auf dem Markt weiblichen Jugendlichen durch stürmische Zeit helfen. Vernünftige Tipps zum Thema weiblicher Körper, viel Platz zum Schreiben und Zeichnen, Notfalltipps für den Streit mit der besten Freundin…wäre das Buch ein wenig gefälliger aufgemacht, wäre es noch mehr zu empfehlen. Die Zweifarbigkeit macht es auf den ersten Eindruck eintöniger als es ist. Denn eigentlich macht dieses Buch richtig Spaß, bietet netten Zeitvertreib, auch gemeinsam mit der „BFF“ und hilft durch schwere Lebenssituationen. Frei nach dem Motto: „An alle, die über mich lästern – I love to entertain you!“
3.4 Stars (3,4 / 5)

Sean Stewart/Jordan Weisman: Cathy’s Book

So richtig schön durchgeknallt und endlich mal was anderes auf dem (Jugend-)Buchmarkt ist Cathy’s Book – so eine Art interaktiver Tagebuchkrimi.

Cathy ist verschwunden und sie hat ihrer besten Freundin Emma und auch ihrer Mutter nur eines hinterlassen: ihr Tagebuch. Sie nennt es in einem Brief das „Beweismaterial“ und weist darauf hin, dass die darin aufgezeichneten Telefonnummern angerufen und die Webseiten angeklickt werden sollen. Und genau darin liegt der Reiz dieses Buches. Es ist interaktiv, man soll handeln und landet auch tatsächlich auf entsprechenden Seiten oder weiterführenden Mailboxen.

Was es mit Victor, Cathys Exfreund, auf sich hat, warum sie plötzliche eine Einstichstelle im Arm hat, die verdächtig nach Fixen aussieht und wo sie eigentlich ist, das muss man sich Stück für Stück selbst zusammenreimen.

Allein die Aufmachung dieses Romans mit Thrillerelementen ragt aus all dem Coolness-Einheitsbrei der Jugendliteratur deutlich heraus. Cathy’s Book ist aufgemacht wie ein echtes Tagebuch mit den üblichen Randkritzeleien und Zeichnungen. Und das erste, das einem auffällt, wenn man das Buch in die Hand nimmt, sind die auf der Innenseite eingeklebten „Beweise“. Zettelchen, vollgekritzelte Servietten, Todesanzeigen, alte Fotos, Kalenderseiten und lauter Kram, den man in jedem Tagebuch finden könnte und der Stück für Stück auf den Weg zu des Rätsels Lösung führen soll. Es aber nicht wirklich tut, denn das Rätsel löst sich auch von alleine. Aber mit den Hinweisen kann man Cathy immerhin immer einen kleinen Schritt voraus bleiben.

Dieses Buch könnte der Anfang von etwas ganz Neuem sein – hier handelt es sich nicht um eine erzählte Geschichte, es handelt sich auch nicht um einen Tagebuchroman, sondern hier wird wohl zum ersten Mal in dieser Form mit real Existierendem gespielt und das genau auf heutiges jugendliches Verhalten abgestimmt. E-Mails, Telefonieren wo auch immer man ist, Chatten, Anrufbeantworter und all der Technikkram, den es in der Jugend anderer noch gar nicht gegeben hat.

Fazit: Witzig gemacht und vor allem bei den weiblichen Lesern zwischen 15 und 30 Jahren dürfte dieses Buch genau ins Schwarze treffen.

Jordan Weisman ist übrigens ein bekannter und rund hundert Mal ausgezeichneter Designer von PC-Spielen und Sean Stewart ein mehrfach preisgekrönter Fantasyautor und zusammen sind sie es gewohnt, sich in der interaktiven und der virtuellen Welt zu bewegen. Sie haben bereits vor Jahren ein Spiel entwickelt, das vorgibt, gar kein Spiel zu sein – und verwenden dieses Prinzip auch jetzt bei Cathy’s Book wieder.
3.1 Stars (3,1 / 5)