Willkommens-ABC für Flüchtlinge

Kurzmitteilung

Ein kostenloses Bildwörterbuch mit über 150 wichtigen Alltags-Begriffen auf Deutsch und Englisch für Flüchtlingskinder und ihre Familien soll helfen, schnell Zugang zur neuen Sprache zu finden und damit die erste Sprachgrenze zu überwinden.

arsEdition hat ein Bildwörterbuch mit 150 relevanten Begriffen entwickelt und 26 Illustratoren haben diese honorarfrei bestückt.

Das WillkommensABC kann kostenlos als Druck-pdf, eBook und App
unter www.willkommensABC.de heruntergeladen werden.

Mirjam Pressler wird 75

Kurzmitteilung

Mirjam Pressler gehört zur ersten Riege der Kinder- und Jugendbuchautoren. „Ohne Bücher bleibt die Welt eng, die Möglichkeiten dessen, was man für denkbar und daher auch für machbar hält, begrenzt“ – diesen Leitsatz hat die Autorin, die mehr als 30 Bücher und zahlreiche Auszeichnungen vorweisen kann, immer vermittelt. Herzlichen Glückwunsch – nicht nur zum Geburtstag.

Buchhandelspreis geht an den Start

Kurzmitteilung

Im Herbst 2015 verleiht Kulturstaatsministerin Monika Grütter zum ersten Mal den „Deutschen Buchhandelspreis“, der mit insgesamt einer Millionen Euro ausgestattet ist. Der Preis wird kleineren, inhabergeführten Buchhandlungen mit Sitz in Deutschland zugutekommen, die sich durch innovative Geschäftsmodelle, besondere Lese- und Literaturförderung oder kulturelle Veranstaltungsprogramme auszeichnen. Die Buchhandlungen können sich seit Anfang des Jahres bewerben. Eine von der Kulturstaatsministerin berufene unabhängige Fachjury schlägt die Preisträger vor.

Jonas Winner: Das Gedankenexperiment

Der junge Philosoph Karl Borchert hat seine wissenschaftliche Karriere an die Wand gefahren. Sein Riesenprojekt, dem System der Sprache mithilfe von Robotern auf die Spur zu kommen, ist an mangelnden Forschungsgeldern gescheitert, sein Lebensauftrag dahin. Als ihm sein Professor dann eine Stelle bei der Kapazität Leonard Habich anbietet, greift er sofort zu. Er weiß, es ist nicht nur seine letzte Chance, sondern überhaupt die Chance an sich. Haben Habichs Theorien ihn doch schon immer fasziniert. Doch auf Schloss Urquardt scheint irgendetwas nicht zu stimmen. Karls erster Impuls ist Flucht, doch Habichs Anziehungskraft ist zu groß. Und nicht nur seine – auch die seiner jungen und äußerst attraktiven Frau Lara. Nach und nach kommt Karl hinter die Geschehnisse und hinter die Rolle, die sein Vater, der zur wissenschaftlichen Clique Habichs gehörte und früh ums Leben kam, bei dem perfiden Spiel in Namen der Wissenschaft spielte. Mit verhängnisvollen Folgen…

Um dieses Buch wirklich zu verstehen, ist es von Vorteil, sowohl von Linguistik als auch von Philosophie eine Ahnung zu haben. Der Ansatz, den Jonas Winner wählt, ist interessant. Nur leider redet er sehr lange um den heißen Brei herum. Und erzeugt damit nicht wirklich Spannung, sondern eher eine Form von gepflegter Langeweile.

Der Autor ist selbst promovierter Philosoph, arbeitete als Journalist und Redakteur, ist bekannt geworden durch sein Projekt Berlin Gothic und hat sich jetzt auf philosophische Thriller verlegt. Ein Genre, mit dem er langfristig durchaus Erfolg haben dürfte.
3.4 Stars (3,4 / 5)

Louise Erdrich: Das Haus des Windes

Joe ist 13, als seine Mutter Opfer eines grausamen, aber in Reservaten häufigen Verbrechens wird. Sie ist eines Tage von einer Erledigung nicht wiedergekommen. Sie wurde vergewaltigt und entgeht einem Mord nur knapp. Auf die Tat folgt eine handfeste Depression. Wie in eine Höhle zieht sich die Indianerin in ihr Bett zurück und kommt dort eine für den Jungen gefühlte Ewigkeit nicht mehr heraus. Bis Linda kommt. Die Zusammenhänge zwischen der leicht missgestalteten Frau vom Postschalter und der Tat werden erst langsam klar. Vorher erlebt man mit, wie sich Joe und seine Kumpels Cappy, Angus und Zack auf die Suche nach dem Täter machen. Denn da nicht klar ist, in welchem der drei aneinandergrenzenden Territorien sich der Übergriff ereignet hat, gibt es rechtliche Schwierigkeiten, denen auch Joes Vater als Stammesrichter nichts entgegensetzen kann.

Louise Erdrich weiß, worüber sie schreibt. Als Tochter einer Indianerin und es eines Deutsch-Amerikaners. Aber sie schreibt nicht nur Romane, sondern ist auch bekannt für ihre Kinderbücher und Lyrik. All das und vieles andere verkauft sie in ihrer eigenen, natürlich völlig unabhängigen Buchhandlung in Minneapolis.

Dass Joe später selbst Jurist wird, wird immer mal wieder am Rande erwähnt. Genau wie vieles andere, was die Autorin scheinbar unbeabsichtigt und dafür umso gezielter einfließen lässt. Die in Blut und Hass getauchte Geschichte der Reservate findet hier ein Sprachrohr – gut geschrieben und nur teilweise ein wenig zerrissen. Und vor allem mit einem ganz phantastischen Cover versehen.
Mehrfach preisgekrönt.
3.8 Stars (3,8 / 5)

Georg Kohler, Claudia de Weck: Jakob, das Krokodil

Man kann es kaum glauben, aber diese Geschichte ist wahr. Eine Schweizer Familie lebte 42 Jahre mit einem Krokodil in einer Wohnung. Als es einzog, war es noch ein Krokodil-Baby. Der Vater hat es von einer Reisemitgebracht. So wie vorher schon Spinnen, ein Chamäleon und andere exotische Tiere. Doch Jakob wächst – auch mit der Familie mit. Handzahm und fast wie ein Hund Teil der Menschenwelt. Als die Kinder ausziehen, bekommt er sogar ein eigenes Zimmer mit Pool und als er die Mutter aus Versehen beim Füttern einmal leicht beißt, verweigert er danach tagelang das Fressen vor lauter Kummer.

Jakob, das Krokodil, erweist sich als das perfekte Haustier : genügsam, friedlich und manchmal sogar so etwas wie anschmiegsam.
Bei der Lektüre dieses Bilderbuchs kommt man ganz automatisch ins Staunen. Und Wundern. Und Bewundern. Dass Tiere fast schon menschliche Positionen in Bilderbüchern einnehmen, ist ja nicht neu. Dass diese Geschichten aber auf wahren Geschichten beruhen, schon. Besonders gut und pädagogisch wertvoll ist das Nachwort, das nicht nur eine ganze Menge Informationen liefert, sondern auch die ethische Frage der Haustierhaltung an sich nicht außer Acht lässt. Ein Buch, das seinen Reiz erst auf den zweiten Blick entwickelt, dann aber umso stärker und nachhaltiger.

Graffiti Moon

Lucy liebt Shadow. An sich nichts Besonderes. Doch Lucy kennt Shadow gar nicht. Nur seine Graffitis, die er überall in Zusammenarbeit mit einem gewissen Poet in der Stadt hinterlassen hat und die ihn als wahren Künstler auszeichnen. Das Mädchen fantasiert eine ganze Menge in den Wunderjungen hinein, projiziert seine Träume in die Bilder, die graue Wände zum Leben erwecken. Parallel zu ihrer Suche nach Shadow schlägt sich die hübsche Jugendliche mit Ed herum und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Das erste Date der beiden geht gewaltig in die Hose, denn nachdem er es gewagt hat, sie unflätig anzufassen, hat sie ihm die Nase gebrochen. Ein zweiter Anlauf ist damit so gut wie ausgeschlossen, doch im Laufe einer Nacht, in der Ed ihr verspricht, sie Shadow vorzustellen, kommen die beiden nicht umhin, sich näher miteinander zu beschäftige n und merken, dass sie deutlich mehr gemeinsam haben, als ursprünglich gedacht.

Das Buch ist schon gut, aber das Hörbuch ist nur schwer zu toppen. Die Stimmen der jungen Schauspieler Birte Schnöink und Mirco Kreibich sind genial gewählt für dieses Hörstück erster Klasse, für das Erzählen der Story aus den verschiedenen Perspektiven. Die Geschichte um die zwei jungen Menschen auf der Suche nach dem Ich, ihre jeweilige Beziehung zu alten, fast schon weisen Männern, die ihnen Halt im Leben geben und die Dynamik der Cliquen in diesem Alter – besser als es der Australierin Cath Crowley in Graffiti Moon gelungen ist, hätte man es kaum treffen können.

Märchenprinz 2.0

Von heute auf morgen gerät Isabelle aus dem Gleichgewicht. Sie, die alles so gut im Griff zu haben schien, hat ihren Mann David mit einem ziemlich eigenwilligen Sex-Experiment vertrieben und ihren Fotografen-Job verloren, weil sie ein Dixie-Klo in die Luft gesprengt hat. Jetzt wohnt sie mit der kleinen Tochter bei der Kampflesbe Pepper, die sich gemeinsam mit ihrer flippigen Oma und der verzweifelt nach Liebe suchenden Miriam ein bisschen um die beiden kümmert. Bei der Suche nach einem Job begegnet sie ihrer Jugendliebe Marc und diese Situation ist so, wie sie keiner erleben möchte: Issy sieht aus wie aus dem Topf gezogen, wohingegen er wie Adonis persönlich wirkt. Aber es handelt sich ja um einen Roman und nicht um die schnöde Realität und damit merkt Marc gar nichts davon, wie sie daherkommt, lädt sie ein, umwirbt sie und bietet ihr, wie es der schriftstellerische Zufall so will, eine Teilhaberschaft an seinem coolen, frisch zu eröffnenden Studio an . Wohingegen Marc sich mit der biestigen Frau Dr. Busenberg vergnügt, die Issy und Pepper logischerweise dabei ertappt, wie sie ihr aufs Peinlichste hinterherspionieren.

Die Protagonistin lässt kein Fettnäppfchen aus und das ist auch das Ziel der Autorin, die zeigen möchte, dass wir alle unsere peinlichen Momente haben. Und dabei hoffentlich nicht der alten Liebe  begegnen. Die 1977 geborene Janine Wilk hat nach einigen Jugendbüchern mit „Märchenprinz 2.0“ ihren Einstand in die Welt der Frauenbelletristik gegeben. Der Roman ist leicht, an manchen Stellen auch ganz witzig, in sich aber auch manches Mal ein bisschen enttäuschend. Das beginnt schon bei der Tatsache, dass das Kind in dieser Geschichte völlig untergeht und die vielgerühmte Vollzeitmutter eine ganze Menge mehr Freizeit hat als man das von vergleichbaren Exemplaren kennt. Auch bei der Umsetzung des in sich vielversprechenden Titels lässt die Autorin einiges zu wünschen übrig. Denn von dem Begriff Märchenprinz 2.0. erwartet man deutlich mehr als ein paar offensichtlich völlig überflüssige ach-wie-bin-ich-modern-Blogeinträge und die dazugehörigen Kommentare auf der untersten Niveauschien. Da haben andere 2.0-Versionen schon mehr zu bieten. 
3.7 Stars (3,7 / 5)