Mitch Albom: Die fünf Menschen, die Dir im Himmel begegnen

Dieses Buch ist alles auf einmal. Traurig, bestürzend, anrührend, komisch und irgendwie auch tröstend. Der alte Eddi stirbt an seinem 83. Geburtstag auf tragische Weise. Und rettet damit einem kleinen Mädchen das Leben. Als Eddie im „Himmel“ ankommt, erwartet ihn eine Flut an Erinnerungen. Und zwar nicht nur seine eigenen, sondern auch die von fünf Menschen, in deren Leben er – ob wissend oder unwissend – eine entscheidende Rolle gespielt hat. Und die ihn versöhnen mit seinem harten Schicksal.

Eigentlich ist er ja Radiomoderator, kümmert sich um Sportthemen und daher überrascht es umso mehr, dass Mitch Albom in seinen Büchern ganz andere Töne anschlägt. Sein Protagonist ist die Sorte Mensch, der viele etwas skeptisch gegenübertreten, bärbeißig, grummelig, auch oft unzufrieden. Und doch herzensgut. Man leidet mit Eddie mit, man freut sich mit ihm und staunt mit ihm … und hofft ein bisschen, das man selbst am Ende seines Lebens auch Versöhnung mit sich selbst finden wird.

Sharon Guskin: Noah will nach Hause

Janie ist alleinerziehend, ihr kleiner Sohn Noah ist das Ergebnis eines schönen Urlaubsmomentes. Und auch, wenn das Leben für die junge Frau nicht einfach ist, sie kommen rum, Noah und sie. Doch immer öfter gibt es Schwierigkeiten. Im Kindergarten verhält sich Noah nicht altersangemessen, erzählt Dinge, von denen er nichts wissen sollte, hat fürchterliche Alpträume und ist nur mit mehr als sanfter Gewalt dazu zu bringen, sich waschen zu lassen. Und zuhause ruft er verzweifelt nach seiner Mutter, obwohl diese ihn doch im Arm hält. Dass all das etwas seltsam ist, das ist auch Janie klar und als der Kindergarten Noah freistellt, bleibt ihr nichts anderes übrig, als ihre Ersparnisse dafür zu verbrauchen, von einem Spezialisten zum anderen zu rennen. Doch keiner kommt zu einem Ergebnis. Tabletten solle sie ihm geben, Schizophrenie steht im Raum – bis plötzlich ein alter Mann das Leben der beiden kreuzt. Der Psychologieprofessor beschäftigte sich Zeit seines Lebens mit Wiedergeburt und wittert hier seinen letzten großen Fall – denn die Demenz schreitet bei ihm fort und sein Buch, das Werk, das endlich dazu führen soll, dass die Kollegen ihn anerkennen, ist noch nicht fertig. Die Reise in die Vergangenheit, die diese drei Menschen nun antreten und das, was sie damit lostreten ist zum einen spannend, zum anderen aber auch fast schon gruseliger als so mancher Thriller. Eingebettet in von Wissenschaftlern dokumentierte Fälle, wird der Leser an die Reinkarnation und ihre möglichen Auswirkungen herangeführt. Und dabei erstaunt es nicht, dass die meisten Fälle aus Indien und Sri Lanka stammen.

Es ist das Debüt einer jungen Autorin und der englische Titel „The Forgetting Time“ passt deutlich besser. Zum einen scheinen Kinder, die sich an ein früheres Leben zu erinnern vermögen, dieses im Lauf der Jahre zu vergessen, zum anderen ist auch die Aphasie, die den alten Professor im Griff hat, ein schmerzhafter Vergessensprozess.

Das Buch ist, gerade auch durch seine Unterbrechungen, nicht ganz einfach zu lesen. Harter Tobak und nicht für Jedermann geeignet. Aber das Buch regt zum Nachdenken an und auch wenn die Geschichte des kleinen Noah nur erfunden ist, so mag es doch sein, dass es viele Kinder gibt, die in einer solchen Situation feststecken. Wer mag etwas bezweifeln, was für viele Religionen selbstverständlich ist?
3.0 Stars (3,0 / 5)

Dr. Jim B. Tucker: Kinder erinnern sich

Die Buddhisten unterscheiden zwischen wiedergeboren und reinkarniert. Das macht Dr. Jim B. Tucker in seinem Buch über das faszinierende Phänomen der Wiedergeburt nicht. Ihn interessiert die Tatsache an sich, ihn interessieren die Geschichten, die so unglaubwürdig klingen, dass sie tatsächlich bereits schon wieder glaubhaft sein könnten. Von kleinen Kindern, die die Male ihrer verstorbenen Geschwistern tragen und sich an Dinge aus deren Leben erinnnern, die sie nicht wissen können, von Kindern, die aus dem Leben Fremder berichten und diese Berichte mit der Realität übereinstimmen und von Zweifeln und Zweiflern, die einfach nicht glauben können oder wollen, dass es mehr geben könnte zwischen Himmel und Erde…
Was tatsächlich bezeichnend ist, ist die Tatsache, dass der Mensch sich an seine Geburt bzw. sogar an die Zeit im Mutterleib erinnern kann, dass Erinnerungen in Zellen gespeichert sind. Was in der Folge bedeutet, dass deutlich mehr möglich wäre.

Für Eltern, deren Kinder sich an ein Leben vor diesem zu erinnern scheinen, ist es oft nicht ganz einfach. Zunächst werden die Bemerkungen über ein anderes Leben, die man übrigens oft bei Kleinkindern beobachten kann, ignoriert oder für Unsinn gehalten. Doch bündelt man diese, so kann es einem schon unwohl werden angesichts der Dimensionen, die das annehmen kann. Manche Eltern hoffen auf das Besondere, andere versuchen zu vertuschen.
Ein Thema, das schnell ins Esoterische abdriftet, das aber durchaus etwas mehr wissenschaftliche Betrachtung verdient hätte. Mal sehen, was Jim Tucker, seines Zeichens Professor für PSychiatrie und Neuroverhaltenswissenschaften, im Laufe seiner Laufbahn noch aufdeckt. MIt seiner vorsichtigen und immer wieder auch zweifelnden Art.
3.4 Stars (3,4 / 5)

Augusto Cury: Der Traumhändler

Da kommt einer und verkündet Botschaften. Und kaum einer nimmt ihn richtig ernst. Das kommt uns irgendwie bekannt vor. „Die Gedanken, mentalen Bilder und Fantasien, die die Kreativität beflügeln können, stutzen auch deren Flügel und blockieren, wenn sie überhand nehmen, Intuition und Einfallsreichtum“ – so seine Botschaft. Dieser Mann im Hier und Jetzt, der die Kunst der Gedankenlosigkeit im positiven Sinne beherrscht, streift durch die Straßen einer Großstadt und verkauft Träume an Menschen, die es schon lange nicht mehr gewagt haben, von irgendetwas zu träumen. Ein Meister? Ein Weiser? Oder doch ein Psychopath und Betrüger?

Auf eine sehr pathetische und teilweise sehr stark christlich angehauchte Weise lässt der Autor, ein brasilianischer Arzt, Psychiater und Psychotherapeut seine Figur entstehen.

Seine Bücher haben sich in Brasilien über 15 Millionen Mal verkauft, wobei „Der Traumhändler“ sein erstes belletristisches Werk ist. Und das erste, das in Deutschland erschien.
3.2 Stars (3,2 / 5)