Chandler Baker: Das Ende ist erst der Anfang

Lake wird in wenigen Wochen 18. In der Gesellschaft, in der sie lebt, hat sie dann die Möglichkeit, einen Menschen vom Tod auferstehen zu lassen. Für ihre Eltern ist schon lange klar, dass das ihr querschnittsgelähmter Bruder Matt sein wird. Und Lake, die ihren Bruder so wie er seit seinem Unfall ist, gar nicht mehr leiden kann, hat sich in ihr Schicksal gefügt. Doch dann passiert ein fürchterlicher Unfall und nicht nur ihr Freund, sondern auch ihre beste Freundin sterben dabei. Lake weiß nicht, was sie tun soll und verzweifelt fast. Bis sie Ringo trifft, der ihr den richtigen Weg aufzeigt.

Ein wunderbares Jugendbuch über die Themen Selbstbestimmung und die Qual der Wahl. Der Weg, den Lake geht, ist kein einfacher. Wie soll man entscheiden, wer wichtiger ist? Der Mann, den man liebt und der vielleicht doch nicht der war, den man gesehen hat? Die beste Freundin – die einem so arg fehlt und die Geheimnisse hatte, von denen man nichts ahnte oder doch der Bruder, den man als kleines Kind verehrt hat und von dem man erst jetzt versteht, warum er so griesgrämig geworden ist … man möchte nicht in ihrer Rolle stecken. Und kann das Buch kaum weglegen, bis man weiß, wie Lake sich entschieden hat.

Sharon Guskin: Noah will nach Hause

Janie ist alleinerziehend, ihr kleiner Sohn Noah ist das Ergebnis eines schönen Urlaubsmomentes. Und auch, wenn das Leben für die junge Frau nicht einfach ist, sie kommen rum, Noah und sie. Doch immer öfter gibt es Schwierigkeiten. Im Kindergarten verhält sich Noah nicht altersangemessen, erzählt Dinge, von denen er nichts wissen sollte, hat fürchterliche Alpträume und ist nur mit mehr als sanfter Gewalt dazu zu bringen, sich waschen zu lassen. Und zuhause ruft er verzweifelt nach seiner Mutter, obwohl diese ihn doch im Arm hält. Dass all das etwas seltsam ist, das ist auch Janie klar und als der Kindergarten Noah freistellt, bleibt ihr nichts anderes übrig, als ihre Ersparnisse dafür zu verbrauchen, von einem Spezialisten zum anderen zu rennen. Doch keiner kommt zu einem Ergebnis. Tabletten solle sie ihm geben, Schizophrenie steht im Raum – bis plötzlich ein alter Mann das Leben der beiden kreuzt. Der Psychologieprofessor beschäftigte sich Zeit seines Lebens mit Wiedergeburt und wittert hier seinen letzten großen Fall – denn die Demenz schreitet bei ihm fort und sein Buch, das Werk, das endlich dazu führen soll, dass die Kollegen ihn anerkennen, ist noch nicht fertig. Die Reise in die Vergangenheit, die diese drei Menschen nun antreten und das, was sie damit lostreten ist zum einen spannend, zum anderen aber auch fast schon gruseliger als so mancher Thriller. Eingebettet in von Wissenschaftlern dokumentierte Fälle, wird der Leser an die Reinkarnation und ihre möglichen Auswirkungen herangeführt. Und dabei erstaunt es nicht, dass die meisten Fälle aus Indien und Sri Lanka stammen.

Es ist das Debüt einer jungen Autorin und der englische Titel „The Forgetting Time“ passt deutlich besser. Zum einen scheinen Kinder, die sich an ein früheres Leben zu erinnern vermögen, dieses im Lauf der Jahre zu vergessen, zum anderen ist auch die Aphasie, die den alten Professor im Griff hat, ein schmerzhafter Vergessensprozess.

Das Buch ist, gerade auch durch seine Unterbrechungen, nicht ganz einfach zu lesen. Harter Tobak und nicht für Jedermann geeignet. Aber das Buch regt zum Nachdenken an und auch wenn die Geschichte des kleinen Noah nur erfunden ist, so mag es doch sein, dass es viele Kinder gibt, die in einer solchen Situation feststecken. Wer mag etwas bezweifeln, was für viele Religionen selbstverständlich ist?
3.0 Stars (3,0 / 5)

Markus Heitz: Exkarnation – Krieg der alten Seelen

Claire führt ein ganz beschauliches Leben. In einer Kleinstadt. Mit einem lieben Mann und einer wohlgeratenen Tochter. Bis eines Tages ihre persönliche Welt untergeht. Ihr Mann wird überfallen und erschossen, fast schon hingerichtet, sie selbst wird von einem auf sie zurasenden Wagen überrollt. Doch einfach so zu sterben, das lässt sich Claire nicht gefallen. Sie wehrt sich gegen den Tod, was zur Folge hat, dass ihre Seele die Erde nicht verlässt. Und stattdessen in einem Körper erwacht, der eigentlich für jemand ganz anderen präpariert wurde.Eine „alte Seele“ sollte hier einziehen und dadurch ihre Macht vergrößern. Claire steckt in einer Zwickmühle. Zum einen muss sie verstehen, was vor sich geht, zum anderen kann sie niemandem vertrauen und auch nicht zu ihrer alten Familie zurück – wer würde ihr glauben? Bleibt nur Eric – den Heitz-Lesern bereits aus früheren Büchern bekannt…

Gesichter werden weggerissen, Blut spratzelt, Kinder geraten in Gefahr und sind dann selbst die Bösen – Markus Heitz ist erneut nicht zimperlich mit der Wahl seiner Szenerien. Wobei ein bisschen weniger Splatter dem Buch auch nicht geschadet hätte. Die Charaktere sind auch diesmal wieder ganz typisch für den Zwergenmeister, genau wie die Beschäftigung mit einem solchen Thema. Die Varianten, von denen die einzelnen Seelenwanderer überzeugt sind, sind nicht einheitlich und somit bleibt, wieder einmal viel Spielraum offen – auch für die Phantasie. Heitz bedient sich bei den Religionen genauso wie bei der Esoterik und gönnt dem Leser nur kleine Ruhepausen – zum Beispiel in Form von Zitaten rund um das Thema Seele. Und damit gibt er zu denken. Schließlich sieht er es nicht als seinen Job an, das Unerklärliche zu erklären – würde er sich doch so auch um seine eigenen Geschichten bringen. Und dadurch auch uns.
4.1 Stars (4,1 / 5)

Dr. Jim B. Tucker: Kinder erinnern sich

Die Buddhisten unterscheiden zwischen wiedergeboren und reinkarniert. Das macht Dr. Jim B. Tucker in seinem Buch über das faszinierende Phänomen der Wiedergeburt nicht. Ihn interessiert die Tatsache an sich, ihn interessieren die Geschichten, die so unglaubwürdig klingen, dass sie tatsächlich bereits schon wieder glaubhaft sein könnten. Von kleinen Kindern, die die Male ihrer verstorbenen Geschwistern tragen und sich an Dinge aus deren Leben erinnnern, die sie nicht wissen können, von Kindern, die aus dem Leben Fremder berichten und diese Berichte mit der Realität übereinstimmen und von Zweifeln und Zweiflern, die einfach nicht glauben können oder wollen, dass es mehr geben könnte zwischen Himmel und Erde…
Was tatsächlich bezeichnend ist, ist die Tatsache, dass der Mensch sich an seine Geburt bzw. sogar an die Zeit im Mutterleib erinnern kann, dass Erinnerungen in Zellen gespeichert sind. Was in der Folge bedeutet, dass deutlich mehr möglich wäre.

Für Eltern, deren Kinder sich an ein Leben vor diesem zu erinnern scheinen, ist es oft nicht ganz einfach. Zunächst werden die Bemerkungen über ein anderes Leben, die man übrigens oft bei Kleinkindern beobachten kann, ignoriert oder für Unsinn gehalten. Doch bündelt man diese, so kann es einem schon unwohl werden angesichts der Dimensionen, die das annehmen kann. Manche Eltern hoffen auf das Besondere, andere versuchen zu vertuschen.
Ein Thema, das schnell ins Esoterische abdriftet, das aber durchaus etwas mehr wissenschaftliche Betrachtung verdient hätte. Mal sehen, was Jim Tucker, seines Zeichens Professor für PSychiatrie und Neuroverhaltenswissenschaften, im Laufe seiner Laufbahn noch aufdeckt. MIt seiner vorsichtigen und immer wieder auch zweifelnden Art.
3.4 Stars (3,4 / 5)